Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
Doch eine empfindliche linde Wärme gespüret
wird. Nicht aber ist die Erd-Kugel allein
mit unzählich vielen Pyrophylaciis oder Feuer-
Hölen erfüllet/ sondern auch/ mit eben solcher
Menge Hydrophylaciis oder Wasser-Behal-
tern versorget/ damit/ gleich wie ausser Zweiffel
ohne Feuer/ die gantze Natur in dero Gebährung
und Hervorbringung der mancherley Geschöpf-
fen dieser Welt/ müste still stehen/ erfrieren/ und
gar zu Grund gehen: Ebener Massen/ würde
ohne das Wasser/ das gantze Jnngebäue der
Erd-Kugel/ durch die Menge der Feuer-Hölen/
und dero Adern und Gänge/ schon längst in
Staub und Aschen verwandelt/ und hinwiede-
rum in das Nichts gebracht worden seyn. Wor-
aus/ nicht ohne hohes Verwundern zu erkennen/
wie unbegreifflich die Göttliche Vorsehung die
Natur/ diese beede Element Feuer und Wasser/
dergestalt mit einander verknüpffet/ daß zwar sie
ein reciprocum commercium unter sich haben/
und die benöthigte nutrimenta einander ver-
schaffen: Doch auch/ eines des andern ausbre-
chenden Gewalt/ Sturm/ und Hefftigkeit/ hin-
dern/ mildern/ und unterbrechen solte. Damit
durch ihre liebliche Vereinigung und daraus
entstehende Temperanz, die Natur ungehindert/
in dero von dem höchsten bestimten Ordnung/
beharren/ und tauren könte.

Was nun die im Bauch der Erden sich also mit-
einander vereinigende beede Element Feuer und

Wasser/
A a

Von der Natur.
Doch eine empfindliche linde Wärme geſpüret
wird. Nicht aber iſt die Erd-Kugel allein
mit unzählich vielen Pyrophylaciis oder Feuer-
Hölen erfüllet/ ſondern auch/ mit eben ſolcher
Menge Hydrophylaciis oder Waſſer-Behal-
tern verſorget/ damit/ gleich wie auſſer Zweiffel
ohne Feuer/ die gantze Natur in dero Gebährung
und Hervorbringung der mancherley Geſchöpf-
fen dieſer Welt/ müſte ſtill ſtehen/ erfrieren/ und
gar zu Grund gehen: Ebener Maſſen/ würde
ohne das Waſſer/ das gantze Jnngebäue der
Erd-Kugel/ durch die Menge der Feuer-Hölen/
und dero Adern und Gänge/ ſchon längſt in
Staub und Aſchen verwandelt/ und hinwiede-
rum in das Nichts gebracht worden ſeyn. Wor-
aus/ nicht ohne hohes Verwundern zu erkennen/
wie unbegreifflich die Göttliche Vorſehung die
Natur/ dieſe beede Element Feuer und Waſſer/
dergeſtalt mit einander verknüpffet/ daß zwar ſie
ein reciprocum commercium unter ſich haben/
und die benöthigte nutrimenta einander ver-
ſchaffen: Doch auch/ eines des andern ausbre-
chenden Gewalt/ Sturm/ und Hefftigkeit/ hin-
dern/ mildern/ und unterbrechen ſolte. Damit
durch ihre liebliche Vereinigung und daraus
entſtehende Temperanz, die Natur ungehindert/
in dero von dem höchſten beſtimten Ordnung/
beharren/ und tauren könte.

Was nun die im Bauch der Erden ſich alſo mit-
einander vereinigende beede Element Feuer und

Waſſer/
A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0473" n="369"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
Doch eine empfindliche linde Wärme ge&#x017F;püret<lb/>
wird. Nicht aber i&#x017F;t die Erd-Kugel allein<lb/>
mit unzählich vielen <hi rendition="#aq">Pyrophylaciis</hi> oder Feuer-<lb/>
Hölen erfüllet/ &#x017F;ondern auch/ mit eben &#x017F;olcher<lb/>
Menge <hi rendition="#aq">Hydrophylaciis</hi> oder Wa&#x017F;&#x017F;er-Behal-<lb/>
tern ver&#x017F;orget/ damit/ gleich wie au&#x017F;&#x017F;er Zweiffel<lb/>
ohne Feuer/ die gantze Natur in dero Gebährung<lb/>
und Hervorbringung der mancherley Ge&#x017F;chöpf-<lb/>
fen die&#x017F;er Welt/ mü&#x017F;te &#x017F;till &#x017F;tehen/ erfrieren/ und<lb/>
gar zu Grund gehen: Ebener Ma&#x017F;&#x017F;en/ würde<lb/>
ohne das Wa&#x017F;&#x017F;er/ das gantze Jnngebäue der<lb/>
Erd-Kugel/ durch die Menge der Feuer-Hölen/<lb/>
und dero Adern und Gänge/ &#x017F;chon läng&#x017F;t in<lb/>
Staub und A&#x017F;chen verwandelt/ und hinwiede-<lb/>
rum in das Nichts gebracht worden &#x017F;eyn. Wor-<lb/>
aus/ nicht ohne hohes Verwundern zu erkennen/<lb/>
wie unbegreifflich die Göttliche Vor&#x017F;ehung die<lb/>
Natur/ die&#x017F;e beede Element Feuer und Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
derge&#x017F;talt mit einander verknüpffet/ daß zwar &#x017F;ie<lb/>
ein <hi rendition="#aq">reciprocum commercium</hi> unter &#x017F;ich haben/<lb/>
und die benöthigte <hi rendition="#aq">nutrimenta</hi> einander ver-<lb/>
&#x017F;chaffen: Doch auch/ eines des andern ausbre-<lb/>
chenden Gewalt/ Sturm/ und Hefftigkeit/ hin-<lb/>
dern/ mildern/ und unterbrechen &#x017F;olte. Damit<lb/>
durch ihre liebliche Vereinigung und daraus<lb/>
ent&#x017F;tehende <hi rendition="#aq">Temperanz,</hi> die Natur ungehindert/<lb/>
in dero von dem höch&#x017F;ten be&#x017F;timten Ordnung/<lb/>
beharren/ und tauren könte.</p><lb/>
          <p>Was nun die im Bauch der Erden &#x017F;ich al&#x017F;o mit-<lb/>
einander vereinigende beede Element Feuer und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a</fw><fw place="bottom" type="catch">Wa&#x017F;&#x017F;er/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0473] Von der Natur. Doch eine empfindliche linde Wärme geſpüret wird. Nicht aber iſt die Erd-Kugel allein mit unzählich vielen Pyrophylaciis oder Feuer- Hölen erfüllet/ ſondern auch/ mit eben ſolcher Menge Hydrophylaciis oder Waſſer-Behal- tern verſorget/ damit/ gleich wie auſſer Zweiffel ohne Feuer/ die gantze Natur in dero Gebährung und Hervorbringung der mancherley Geſchöpf- fen dieſer Welt/ müſte ſtill ſtehen/ erfrieren/ und gar zu Grund gehen: Ebener Maſſen/ würde ohne das Waſſer/ das gantze Jnngebäue der Erd-Kugel/ durch die Menge der Feuer-Hölen/ und dero Adern und Gänge/ ſchon längſt in Staub und Aſchen verwandelt/ und hinwiede- rum in das Nichts gebracht worden ſeyn. Wor- aus/ nicht ohne hohes Verwundern zu erkennen/ wie unbegreifflich die Göttliche Vorſehung die Natur/ dieſe beede Element Feuer und Waſſer/ dergeſtalt mit einander verknüpffet/ daß zwar ſie ein reciprocum commercium unter ſich haben/ und die benöthigte nutrimenta einander ver- ſchaffen: Doch auch/ eines des andern ausbre- chenden Gewalt/ Sturm/ und Hefftigkeit/ hin- dern/ mildern/ und unterbrechen ſolte. Damit durch ihre liebliche Vereinigung und daraus entſtehende Temperanz, die Natur ungehindert/ in dero von dem höchſten beſtimten Ordnung/ beharren/ und tauren könte. Was nun die im Bauch der Erden ſich alſo mit- einander vereinigende beede Element Feuer und Waſſer/ A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/473
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/473>, abgerufen am 22.11.2024.