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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
diesen Fußstapffen kommen die umher liegende
Völcker etlich hundert Meilen ferne/ wallfahr-
ten/ wiewol theils jetzt-gedachte Fußstapffen
nicht für des Adams/ sondern für Tritte eines
andern heiligen Mannes/ der anfänglich sie im
Gottes-Dienst unterwiesen/ verehren. Be-
vor aber die Pilger an diesen Berg gelangen:
Müssen sie bey 18. Meilen in morastig/ stinck en-
ckenden Pfülen/ unterweilen fast biß an den Gür-
tel durchwaden; nachmals aber den sehr gähen
über sich steigenden Berge aufklimmen. Un-
ten am Berge ist ein lebendig Wasser/ in welchem
bey ihrer Dahinkunfft sie sich waschen. Jn
diesem Wasser wird zu Zeiten den armen Pil-
gern von dem König vergönnet/ daß sie etliche
köstliche Steine/ derer in gedachtem Wasser
viel zu finden/ suchen dörffen/ damit sie für sein
des Königs Wolfahrt bitten sollen.

17. Weiland stunde auf diesem Berge
ein Pagode oder Götzen-Tempel/ neben noch
andern Gebäuen wie ein Kloster. Jn solcher
Pagode, ward ein mercklich grosser Affen-Zahn/
in Gold gefast/ und mit köstlichen Steinen be-
setzt/ verwahrlich aufbehalten/ und von allen um-
liegenden Heyden andächtig verehret und besu-
chet. Als nun im Jahr 1554. die Portugesen
diese Jnsul Ceylon feindlich bekrieget/ hat dero
unersättliche Begierde sie getrieben/ daß sie
biß an diesen Berge durchgetrungen/ und nach

Schleif-
D d iij

Von der Natur.
dieſen Fußſtapffen kommen die umher liegende
Völcker etlich hundert Meilen ferne/ wallfahr-
ten/ wiewol theils jetzt-gedachte Fußſtapffen
nicht für des Adams/ ſondern für Tritte eines
andern heiligen Mannes/ der anfänglich ſie im
Gottes-Dienſt unterwieſen/ verehren. Be-
vor aber die Pilger an dieſen Berg gelangen:
Müſſen ſie bey 18. Meilen in moraſtig/ ſtinck en-
ckenden Pfülen/ unterweilen faſt biß an den Gür-
tel durchwaden; nachmals aber den ſehr gähen
über ſich ſteigenden Berge aufklimmen. Un-
ten am Berge iſt ein lebendig Waſſer/ in welchem
bey ihrer Dahinkunfft ſie ſich waſchen. Jn
dieſem Waſſer wird zu Zeiten den armen Pil-
gern von dem König vergönnet/ daß ſie etliche
köſtliche Steine/ derer in gedachtem Waſſer
viel zu finden/ ſuchen dörffen/ damit ſie für ſein
des Königs Wolfahrt bitten ſollen.

17. Weiland ſtunde auf dieſem Berge
ein Pagode oder Götzen-Tempel/ neben noch
andern Gebäuen wie ein Kloſter. Jn ſolcher
Pagode, ward ein mercklich groſſer Affen-Zahn/
in Gold gefaſt/ und mit köſtlichen Steinen be-
ſetzt/ verwahrlich aufbehalten/ und von allen um-
liegenden Heyden andächtig verehret und beſu-
chet. Als nun im Jahr 1554. die Portugeſen
dieſe Jnſul Ceylon feindlich bekrieget/ hat dero
unerſättliche Begierde ſie getrieben/ daß ſie
biß an dieſen Berge durchgetrungen/ und nach

Schleif-
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[421/0535] Von der Natur. dieſen Fußſtapffen kommen die umher liegende Völcker etlich hundert Meilen ferne/ wallfahr- ten/ wiewol theils jetzt-gedachte Fußſtapffen nicht für des Adams/ ſondern für Tritte eines andern heiligen Mannes/ der anfänglich ſie im Gottes-Dienſt unterwieſen/ verehren. Be- vor aber die Pilger an dieſen Berg gelangen: Müſſen ſie bey 18. Meilen in moraſtig/ ſtinck en- ckenden Pfülen/ unterweilen faſt biß an den Gür- tel durchwaden; nachmals aber den ſehr gähen über ſich ſteigenden Berge aufklimmen. Un- ten am Berge iſt ein lebendig Waſſer/ in welchem bey ihrer Dahinkunfft ſie ſich waſchen. Jn dieſem Waſſer wird zu Zeiten den armen Pil- gern von dem König vergönnet/ daß ſie etliche köſtliche Steine/ derer in gedachtem Waſſer viel zu finden/ ſuchen dörffen/ damit ſie für ſein des Königs Wolfahrt bitten ſollen. 17. Weiland ſtunde auf dieſem Berge ein Pagode oder Götzen-Tempel/ neben noch andern Gebäuen wie ein Kloſter. Jn ſolcher Pagode, ward ein mercklich groſſer Affen-Zahn/ in Gold gefaſt/ und mit köſtlichen Steinen be- ſetzt/ verwahrlich aufbehalten/ und von allen um- liegenden Heyden andächtig verehret und beſu- chet. Als nun im Jahr 1554. die Portugeſen dieſe Jnſul Ceylon feindlich bekrieget/ hat dero unerſättliche Begierde ſie getrieben/ daß ſie biß an dieſen Berge durchgetrungen/ und nach Schleif- D d iij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/535>, abgerufen am 16.07.2024.