Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. diesen Fußstapffen kommen die umher liegendeVölcker etlich hundert Meilen ferne/ wallfahr- ten/ wiewol theils jetzt-gedachte Fußstapffen nicht für des Adams/ sondern für Tritte eines andern heiligen Mannes/ der anfänglich sie im Gottes-Dienst unterwiesen/ verehren. Be- vor aber die Pilger an diesen Berg gelangen: Müssen sie bey 18. Meilen in morastig/ stinck en- ckenden Pfülen/ unterweilen fast biß an den Gür- tel durchwaden; nachmals aber den sehr gähen über sich steigenden Berge aufklimmen. Un- ten am Berge ist ein lebendig Wasser/ in welchem bey ihrer Dahinkunfft sie sich waschen. Jn diesem Wasser wird zu Zeiten den armen Pil- gern von dem König vergönnet/ daß sie etliche köstliche Steine/ derer in gedachtem Wasser viel zu finden/ suchen dörffen/ damit sie für sein des Königs Wolfahrt bitten sollen. 17. Weiland stunde auf diesem Berge Schleif- D d iij
Von der Natur. dieſen Fußſtapffen kommen die umher liegendeVölcker etlich hundert Meilen ferne/ wallfahr- ten/ wiewol theils jetzt-gedachte Fußſtapffen nicht für des Adams/ ſondern für Tritte eines andern heiligen Mannes/ der anfänglich ſie im Gottes-Dienſt unterwieſen/ verehren. Be- vor aber die Pilger an dieſen Berg gelangen: Müſſen ſie bey 18. Meilen in moraſtig/ ſtinck en- ckenden Pfülen/ unterweilen faſt biß an den Gür- tel durchwaden; nachmals aber den ſehr gähen über ſich ſteigenden Berge aufklimmen. Un- ten am Berge iſt ein lebendig Waſſer/ in welchem bey ihrer Dahinkunfft ſie ſich waſchen. Jn dieſem Waſſer wird zu Zeiten den armen Pil- gern von dem König vergönnet/ daß ſie etliche köſtliche Steine/ derer in gedachtem Waſſer viel zu finden/ ſuchen dörffen/ damit ſie für ſein des Königs Wolfahrt bitten ſollen. 17. Weiland ſtunde auf dieſem Berge Schleif- D d iij
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Von der Natur.
dieſen Fußſtapffen kommen die umher liegende
Völcker etlich hundert Meilen ferne/ wallfahr-
ten/ wiewol theils jetzt-gedachte Fußſtapffen
nicht für des Adams/ ſondern für Tritte eines
andern heiligen Mannes/ der anfänglich ſie im
Gottes-Dienſt unterwieſen/ verehren. Be-
vor aber die Pilger an dieſen Berg gelangen:
Müſſen ſie bey 18. Meilen in moraſtig/ ſtinck en-
ckenden Pfülen/ unterweilen faſt biß an den Gür-
tel durchwaden; nachmals aber den ſehr gähen
über ſich ſteigenden Berge aufklimmen. Un-
ten am Berge iſt ein lebendig Waſſer/ in welchem
bey ihrer Dahinkunfft ſie ſich waſchen. Jn
dieſem Waſſer wird zu Zeiten den armen Pil-
gern von dem König vergönnet/ daß ſie etliche
köſtliche Steine/ derer in gedachtem Waſſer
viel zu finden/ ſuchen dörffen/ damit ſie für ſein
des Königs Wolfahrt bitten ſollen.
17. Weiland ſtunde auf dieſem Berge
ein Pagode oder Götzen-Tempel/ neben noch
andern Gebäuen wie ein Kloſter. Jn ſolcher
Pagode, ward ein mercklich groſſer Affen-Zahn/
in Gold gefaſt/ und mit köſtlichen Steinen be-
ſetzt/ verwahrlich aufbehalten/ und von allen um-
liegenden Heyden andächtig verehret und beſu-
chet. Als nun im Jahr 1554. die Portugeſen
dieſe Jnſul Ceylon feindlich bekrieget/ hat dero
unerſättliche Begierde ſie getrieben/ daß ſie
biß an dieſen Berge durchgetrungen/ und nach
Schleif-
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