Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Buch.
hinein/ und auch wider heraus/ und wusten nicht/
wie/ oder welcher Gestalt. Ferner/ brachte er
uns zu einen Stall/ welcher zu rings umher/ mit
starcken metallinen Gegittern besetzet war. Mitten
in demselben/ stunde ein grosser eiserner Trog/ wie
diese sind/ aus denen die Schweine fressen/ der
war an jeder Seite/ mit einer eisern Ketten vest
angemacht: Hier solte nach der Griechen Aus-
sage/ der Minotaurus weyland gestandenen seyn.
Fürters sahen wir vier Zellen/ wie die Münche
zu haben pflegen/ in denen stunden Bett-stätte
von Marmor/ schön anzusehen. Jm wider
heraus gehen/ hielten wir einen andern Wege/
da wir an der Maur etliche sehr grosse Menschen
Schädel/ wie auch Röhren von Schenckeln und
Armen die übermässig groß/ mit Verwunderung
hangen sehen. Nach Anzeig unsers Führers/
solten diß Gebeine seyn/ der jenigen Risen/ die
weyland in dieser Jnsul sich aufgehalten haben.
Noch mehr Antiquitäten hatten wir zusehen;
alldieweilen aber einem unter uns von Dampff
übel ward/ musten wir es anstehen lassen/ und
wider heraus ans Liecht eilen. So weit gemeld-
ter Autor, der im Jahr 1590. diese Reise verrich-
tet hat.

30. Jn der Jnsul Sicilien/ ausserhalb der
Stadt Siracusa/ findet sich eine wunderbare
Höle in lauter Felsen/ die aber nicht von Natur/
sondern in Zeiten des Tyrannen Dionysii durch
den weltberühmten Künstler Archimedem also

zu

Das andere Buch.
hinein/ und auch wider heraus/ und wuſten nicht/
wie/ oder welcher Geſtalt. Ferner/ brachte er
uns zu einen Stall/ welcher zu rings umher/ mit
ſtarcken metallinẽ Gegittern beſetzet war. Mitten
in demſelben/ ſtunde ein groſſer eiſerner Trog/ wie
dieſe ſind/ aus denen die Schweine freſſen/ der
war an jeder Seite/ mit einer eiſern Ketten veſt
angemacht: Hier ſolte nach der Griechen Auſ-
ſage/ der Minotaurus weyland geſtandenen ſeyn.
Fürters ſahen wir vier Zellen/ wie die Münche
zu haben pflegen/ in denen ſtunden Bett-ſtätte
von Marmor/ ſchön anzuſehen. Jm wider
heraus gehen/ hielten wir einen andern Wege/
da wir an der Maur etliche ſehr groſſe Menſchen
Schädel/ wie auch Röhren von Schenckeln und
Armen die übermäſſig groß/ mit Verwunderung
hangen ſehen. Nach Anzeig unſers Führers/
ſolten diß Gebeine ſeyn/ der jenigen Riſen/ die
weyland in dieſer Jnſul ſich aufgehalten haben.
Noch mehr Antiquitäten hatten wir zuſehen;
alldieweilen aber einem unter uns von Dampff
übel ward/ muſten wir es anſtehen laſſen/ und
wider heraus ans Liecht eilen. So weit gemeld-
ter Autor, der im Jahr 1590. dieſe Reiſe verrich-
tet hat.

30. Jn der Jnſul Sicilien/ auſſerhalb der
Stadt Siracuſa/ findet ſich eine wunderbare
Höle in lauter Felſen/ die aber nicht von Natur/
ſondern in Zeiten des Tyrannen Dionyſii durch
den weltberühmten Künſtler Archimedem alſo

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0630" n="502"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/>
hinein/ und auch wider heraus/ und wu&#x017F;ten nicht/<lb/>
wie/ oder welcher Ge&#x017F;talt. Ferner/ brachte er<lb/>
uns zu einen Stall/ welcher zu rings umher/ mit<lb/>
&#x017F;tarcken metalline&#x0303; Gegittern be&#x017F;etzet war. Mitten<lb/>
in dem&#x017F;elben/ &#x017F;tunde ein gro&#x017F;&#x017F;er ei&#x017F;erner Trog/ wie<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;ind/ aus denen die Schweine fre&#x017F;&#x017F;en/ der<lb/>
war an jeder Seite/ mit einer ei&#x017F;ern Ketten ve&#x017F;t<lb/>
angemacht: Hier &#x017F;olte nach der Griechen Au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;age/ der <hi rendition="#aq">Minotaurus</hi> weyland ge&#x017F;tandenen &#x017F;eyn.<lb/>
Fürters &#x017F;ahen wir vier Zellen/ wie die Münche<lb/>
zu haben pflegen/ in denen &#x017F;tunden Bett-&#x017F;tätte<lb/>
von Marmor/ &#x017F;chön anzu&#x017F;ehen. Jm wider<lb/>
heraus gehen/ hielten wir einen andern Wege/<lb/>
da wir an der Maur etliche &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Men&#x017F;chen<lb/>
Schädel/ wie auch Röhren von Schenckeln und<lb/>
Armen die übermä&#x017F;&#x017F;ig groß/ mit Verwunderung<lb/>
hangen &#x017F;ehen. Nach Anzeig un&#x017F;ers Führers/<lb/>
&#x017F;olten diß Gebeine &#x017F;eyn/ der jenigen Ri&#x017F;en/ die<lb/>
weyland in die&#x017F;er Jn&#x017F;ul &#x017F;ich aufgehalten haben.<lb/>
Noch mehr <hi rendition="#aq">Antiquit</hi>äten hatten wir zu&#x017F;ehen;<lb/>
alldieweilen aber einem unter uns von Dampff<lb/>
übel ward/ mu&#x017F;ten wir es an&#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
wider heraus ans Liecht eilen. So weit gemeld-<lb/>
ter <hi rendition="#aq">Autor,</hi> der im Jahr 1590. die&#x017F;e Rei&#x017F;e verrich-<lb/>
tet hat.</p><lb/>
            <p>30. Jn der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Sicili</hi>en/ au&#x017F;&#x017F;erhalb der<lb/>
Stadt Siracu&#x017F;a/ findet &#x017F;ich eine wunderbare<lb/>
Höle in lauter Fel&#x017F;en/ die aber nicht von Natur/<lb/>
&#x017F;ondern in Zeiten des Tyrannen Diony&#x017F;ii durch<lb/>
den weltberühmten Kün&#x017F;tler <hi rendition="#aq">Archimedem</hi> al&#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0630] Das andere Buch. hinein/ und auch wider heraus/ und wuſten nicht/ wie/ oder welcher Geſtalt. Ferner/ brachte er uns zu einen Stall/ welcher zu rings umher/ mit ſtarcken metallinẽ Gegittern beſetzet war. Mitten in demſelben/ ſtunde ein groſſer eiſerner Trog/ wie dieſe ſind/ aus denen die Schweine freſſen/ der war an jeder Seite/ mit einer eiſern Ketten veſt angemacht: Hier ſolte nach der Griechen Auſ- ſage/ der Minotaurus weyland geſtandenen ſeyn. Fürters ſahen wir vier Zellen/ wie die Münche zu haben pflegen/ in denen ſtunden Bett-ſtätte von Marmor/ ſchön anzuſehen. Jm wider heraus gehen/ hielten wir einen andern Wege/ da wir an der Maur etliche ſehr groſſe Menſchen Schädel/ wie auch Röhren von Schenckeln und Armen die übermäſſig groß/ mit Verwunderung hangen ſehen. Nach Anzeig unſers Führers/ ſolten diß Gebeine ſeyn/ der jenigen Riſen/ die weyland in dieſer Jnſul ſich aufgehalten haben. Noch mehr Antiquitäten hatten wir zuſehen; alldieweilen aber einem unter uns von Dampff übel ward/ muſten wir es anſtehen laſſen/ und wider heraus ans Liecht eilen. So weit gemeld- ter Autor, der im Jahr 1590. dieſe Reiſe verrich- tet hat. 30. Jn der Jnſul Sicilien/ auſſerhalb der Stadt Siracuſa/ findet ſich eine wunderbare Höle in lauter Felſen/ die aber nicht von Natur/ ſondern in Zeiten des Tyrannen Dionyſii durch den weltberühmten Künſtler Archimedem alſo zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/630
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/630>, abgerufen am 22.11.2024.