Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. fünff Rupies/ geschätzet; welches dann ein ge-ringer Preis wäre/ wann nicht auf Leib und Le- bens Verlust verbotten wäre/ dergleichen Gäise ausser Lands zu verkauffen. Jetzt-gedachte Be- zoar-Steine werden dem Gewicht nach derge- stalt verkauffet/ daß eine Untz der Kleinen von fünff oder sechs Stücken/ in gemein sechs Reichs- thaler kostet. Ein Stuck so ein Untz wiget/ wird nicht unter 30. biß 40. Reichsth. ver[k]auffet; Und die noch schwerer sind/ gelten auch weit mehrers/ gestalten die Bezoar-Steine/ deren das Stück vier: biß vier eine halbe Untz beträgt/ unter sechs: biß sieben hundert Reichsth. nicht zu haben sind. Es werden diese Steine durch allerhand subtile Betriegereyen öffters sehr ge- fälschet/ und am Gewicht vermehret; die doch nicht wol ausser der Prob zu erkennen sind. Sie werden aber durch folgende zwey Mittel entde- cket: Man wiegt den Stein genau/ leget nach- mals ihn eine Zeit lang in laulecht Wasser. Verlieret er nichts am Gewicht; und das Wasser bleibt unverändert/ so ist er gerecht. Das andere Mittel ist: Man glühet ein spitzig Eisen/ hält solches an den Bezoär-Stein/ wird er von dem Eisen durchstochen/ so ist der Stein nicht natürlich; wie im Gegentheil/ wann das Eisen keine Oeffnung macht/ er für ungefälscht und passirlich geachtet wird. Die dritte Gattung der Bezoar-Steine Affen/
Von der Natur. fünff Rupies/ geſchätzet; welches dann ein ge-ringer Preis wäre/ wann nicht auf Leib und Le- bens Verluſt verbotten wäre/ dergleichen Gäiſe auſſer Lands zu verkauffen. Jetzt-gedachte Be- zoar-Steine werden dem Gewicht nach derge- ſtalt verkauffet/ daß eine Untz der Kleinen von fünff oder ſechs Stücken/ in gemein ſechs Reichs- thaler koſtet. Ein Stuck ſo ein Untz wiget/ wird nicht unter 30. biß 40. Reichsth. ver[k]auffet; Und die noch ſchwerer ſind/ gelten auch weit mehrers/ geſtalten die Bezoar-Steine/ deren das Stück vier: biß vier eine halbe Untz beträgt/ unter ſechs: biß ſieben hundert Reichsth. nicht zu haben ſind. Es werden dieſe Steine durch allerhand ſubtile Betriegereyen öffters ſehr ge- fälſchet/ und am Gewicht vermehret; die doch nicht wol auſſer der Prob zu erkennen ſind. Sie werden aber durch folgende zwey Mittel entde- cket: Man wiegt den Stein genau/ leget nach- mals ihn eine Zeit lang in laulecht Waſſer. Verlieret er nichts am Gewicht; und das Waſſer bleibt unverändert/ ſo iſt er gerecht. Das andere Mittel iſt: Man glühet ein ſpitzig Eiſen/ hält ſolches an den Bezoär-Stein/ wird er von dem Eiſen durchſtochen/ ſo iſt der Stein nicht natürlich; wie im Gegentheil/ wann das Eiſen keine Oeffnung macht/ er für ungefälſcht und paſſirlich geachtet wird. Die dritte Gattung der Bezoar-Steine Affen/
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Von der Natur.
fünff Rupies/ geſchätzet; welches dann ein ge-
ringer Preis wäre/ wann nicht auf Leib und Le-
bens Verluſt verbotten wäre/ dergleichen Gäiſe
auſſer Lands zu verkauffen. Jetzt-gedachte Be-
zoar-Steine werden dem Gewicht nach derge-
ſtalt verkauffet/ daß eine Untz der Kleinen von
fünff oder ſechs Stücken/ in gemein ſechs Reichs-
thaler koſtet. Ein Stuck ſo ein Untz wiget/ wird
nicht unter 30. biß 40. Reichsth. verkauffet;
Und die noch ſchwerer ſind/ gelten auch weit
mehrers/ geſtalten die Bezoar-Steine/ deren
das Stück vier: biß vier eine halbe Untz beträgt/
unter ſechs: biß ſieben hundert Reichsth. nicht
zu haben ſind. Es werden dieſe Steine durch
allerhand ſubtile Betriegereyen öffters ſehr ge-
fälſchet/ und am Gewicht vermehret; die doch
nicht wol auſſer der Prob zu erkennen ſind. Sie
werden aber durch folgende zwey Mittel entde-
cket: Man wiegt den Stein genau/ leget nach-
mals ihn eine Zeit lang in laulecht Waſſer.
Verlieret er nichts am Gewicht; und das
Waſſer bleibt unverändert/ ſo iſt er gerecht.
Das andere Mittel iſt: Man glühet ein ſpitzig
Eiſen/ hält ſolches an den Bezoär-Stein/ wird
er von dem Eiſen durchſtochen/ ſo iſt der Stein
nicht natürlich; wie im Gegentheil/ wann das
Eiſen keine Oeffnung macht/ er für ungefälſcht
und paſſirlich geachtet wird.
Die dritte Gattung der Bezoar-Steine
kompt von einem ſonderbaren Geſchlecht der
Affen/
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/759>, abgerufen am 16.07.2024. |