Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. Finger/ überreichte solchen einem Knaben/ ließihne unter eilff andere Jungens die auch Ringe hatten/ in einen Kreis stellen/ die musten samptlich die Ringe in die Höhe halten. Dem Affen aber befahl er/ ihme seinen Ring heraus zu suchen/ welcher dann hierauf ohne vieles wählen dem Knaben der ihn hielte/ solchen abgenommen/ und dem Könige überreichet hat. Dieser ward da- mit nicht vergnüget/ darum befahler/ daß die Nahmen zwölff unterschiedlicher Gesetz-gebere als da sind: Mahomet/ Solon, Lycurgus, Za- leucus, Theseus, Plato, Moyses/ Christus/ Ro- manus, Draco, Minos, Rhadamantus; auf zwölff verscheidene Zettlein in Persischer Spra- che solten aufgezeichnet/ und in einem Sack un- ter einander gemenget werden. Hier auf befahl er dem Affen abermal/ daß er/ welche unter allen diesen die rechte Religion: und der wahre Gesetz- geber sey/ anzeigen/ und dessen Name Jhm einlief- fern solte. Der Affe/ hat hierauf in Gegen- wart mehr als 3000. Zuseher/ den Zettul wel- cher des HErrn Christi Namen bemercket/ dem König überreichet. Nachdemalen aber der König gemutmasset/ ob möchte des Affen Mei- ster die Persische Sprache verstehen/ und könte also ein Betrug mit unterlauffen: Hat er einem seiner Edlen befohlen/ vor-gedachte Namen in der allein bey Hof üblichen Sprache/ und dero Buchstaben zuschreiben/ und so dann den Affen nochmalen den Namen des rechten Gesetz-gebers heraus Q q
Von der Natur. Finger/ überreichte ſolchen einem Knaben/ ließihne unter eilff andere Jungens die auch Ringe hatten/ in einen Kreis ſtellen/ die muſten ſamptlich die Ringe in die Höhe halten. Dem Affen aber befahl er/ ihme ſeinen Ring heraus zu ſuchen/ welcher dann hierauf ohne vieles wählen dem Knaben der ihn hielte/ ſolchen abgenommen/ und dem Könige überreichet hat. Dieſer ward da- mit nicht vergnüget/ darum befahler/ daß die Nahmen zwölff unterſchiedlicher Geſetz-gebere als da ſind: Mahomet/ Solon, Lycurgus, Za- leucus, Theſeus, Plato, Moyſes/ Chriſtus/ Ro- manus, Draco, Minos, Rhadamantus; auf zwölff verſcheidene Zettlein in Perſiſcher Spra- che ſolten aufgezeichnet/ und in einem Sack un- ter einander gemenget werden. Hier auf befahl er dem Affen abermal/ daß er/ welche unter allen dieſen die rechte Religion: und der wahre Geſetz- geber ſey/ anzeigen/ und deſſen Name Jhm einlief- fern ſolte. Der Affe/ hat hierauf in Gegen- wart mehr als 3000. Zuſeher/ den Zettul wel- cher des HErꝛn Chriſti Namen bemercket/ dem König überreichet. Nachdemalen aber der König gemutmaſſet/ ob möchte des Affen Mei- ſter die Perſiſche Sprache verſtehen/ und könte alſo ein Betrug mit unterlauffen: Hat er einem ſeiner Edlen befohlen/ vor-gedachte Namen in der allein bey Hof üblichen Sprache/ und dero Buchſtaben zuſchreiben/ und ſo dann den Affen nochmalen den Namen des rechten Geſetz-gebers heraus Q q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0763" n="609"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/> Finger/ überreichte ſolchen einem Knaben/ ließ<lb/> ihne unter eilff andere Jungens die auch Ringe<lb/> hatten/ in einen Kreis ſtellen/ die muſten ſamptlich<lb/> die Ringe in die Höhe halten. Dem Affen aber<lb/> befahl er/ ihme ſeinen Ring heraus zu ſuchen/<lb/> welcher dann hierauf ohne vieles wählen dem<lb/> Knaben der ihn hielte/ ſolchen abgenommen/ und<lb/> dem Könige überreichet hat. Dieſer ward da-<lb/> mit nicht vergnüget/ darum befahler/ daß die<lb/> Nahmen zwölff unterſchiedlicher Geſetz-gebere<lb/> als da ſind: Mahomet/ <hi rendition="#aq">Solon, Lycurgus, Za-<lb/> leucus, Theſeus, Plato,</hi> Moyſes/ Chriſtus/ <hi rendition="#aq">Ro-<lb/> manus, Draco, Minos, Rhadamantus;</hi> auf<lb/> zwölff verſcheidene Zettlein in Perſiſcher Spra-<lb/> che ſolten aufgezeichnet/ und in einem Sack un-<lb/> ter einander gemenget werden. Hier auf befahl<lb/> er dem Affen abermal/ daß er/ welche unter allen<lb/> dieſen die rechte Religion: und der wahre Geſetz-<lb/> geber ſey/ anzeigen/ und deſſen Name Jhm einlief-<lb/> fern ſolte. Der Affe/ hat hierauf in Gegen-<lb/> wart mehr als 3000. Zuſeher/ den Zettul wel-<lb/> cher des HErꝛn Chriſti Namen bemercket/ dem<lb/> König überreichet. Nachdemalen aber der<lb/> König gemutmaſſet/ ob möchte des Affen Mei-<lb/> ſter die Perſiſche Sprache verſtehen/ und könte<lb/> alſo ein Betrug mit unterlauffen: Hat er einem<lb/> ſeiner Edlen befohlen/ vor-gedachte Namen in<lb/> der allein bey Hof üblichen Sprache/ und dero<lb/> Buchſtaben zuſchreiben/ und ſo dann den Affen<lb/> nochmalen den Namen des rechten Geſetz-gebers<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q q</fw><fw place="bottom" type="catch">heraus</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [609/0763]
Von der Natur.
Finger/ überreichte ſolchen einem Knaben/ ließ
ihne unter eilff andere Jungens die auch Ringe
hatten/ in einen Kreis ſtellen/ die muſten ſamptlich
die Ringe in die Höhe halten. Dem Affen aber
befahl er/ ihme ſeinen Ring heraus zu ſuchen/
welcher dann hierauf ohne vieles wählen dem
Knaben der ihn hielte/ ſolchen abgenommen/ und
dem Könige überreichet hat. Dieſer ward da-
mit nicht vergnüget/ darum befahler/ daß die
Nahmen zwölff unterſchiedlicher Geſetz-gebere
als da ſind: Mahomet/ Solon, Lycurgus, Za-
leucus, Theſeus, Plato, Moyſes/ Chriſtus/ Ro-
manus, Draco, Minos, Rhadamantus; auf
zwölff verſcheidene Zettlein in Perſiſcher Spra-
che ſolten aufgezeichnet/ und in einem Sack un-
ter einander gemenget werden. Hier auf befahl
er dem Affen abermal/ daß er/ welche unter allen
dieſen die rechte Religion: und der wahre Geſetz-
geber ſey/ anzeigen/ und deſſen Name Jhm einlief-
fern ſolte. Der Affe/ hat hierauf in Gegen-
wart mehr als 3000. Zuſeher/ den Zettul wel-
cher des HErꝛn Chriſti Namen bemercket/ dem
König überreichet. Nachdemalen aber der
König gemutmaſſet/ ob möchte des Affen Mei-
ſter die Perſiſche Sprache verſtehen/ und könte
alſo ein Betrug mit unterlauffen: Hat er einem
ſeiner Edlen befohlen/ vor-gedachte Namen in
der allein bey Hof üblichen Sprache/ und dero
Buchſtaben zuſchreiben/ und ſo dann den Affen
nochmalen den Namen des rechten Geſetz-gebers
heraus
Q q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/763 |
Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/763>, abgerufen am 16.07.2024. |