Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. ber bestimmte Zeit aussen bleibet/ man auchkeine Nachricht seinetwegen haben mag/ wie es umb ihn stehe/ ob er lebendig oder tod sey? So bricht man ea Intentione einen Stengel von diesem Kraut/ und stecket ihn an einen Ort unter des Hauses Dach. Jst es nun Sache/ daß die verreisete Person annoch im Leben/ so fähet ein solcher abgebrochener Stengel an/ bey einer Hand lang fortzuwachsen; bleibet auch eine Zeit lang grün/ und gewinnet von oben aus neue Blätlein/ die untersten aber/ beginnen all- mählig zu verwälcken. Wo aber die Verrei- sete nicht mehr im Leben/ so geschicht diß nicht/ sondern das Kraut fähet so gleich an welck zu werden/ und zu verdorren. Mart. Schmuk. The- sauriolus. 2. Wann mit solchem Eyffer und unver- Na-
Das andere Buch. ber beſtimmte Zeit auſſen bleibet/ man auchkeine Nachricht ſeinetwegen haben mag/ wie es umb ihn ſtehe/ ob er lebendig oder tod ſey? So bricht man eâ Intentione einen Stengel von dieſem Kraut/ und ſtecket ihn an einen Ort unter des Hauſes Dach. Jſt es nun Sache/ daß die verreiſete Perſon annoch im Leben/ ſo fähet ein ſolcher abgebrochener Stengel an/ bey einer Hand lang fortzuwachſen; bleibet auch eine Zeit lang grün/ und gewinnet von oben aus neue Blätlein/ die unterſten aber/ beginnen all- mählig zu verwälcken. Wo aber die Verrei- ſete nicht mehr im Leben/ ſo geſchicht diß nicht/ ſondern das Kraut fähet ſo gleich an welck zu werden/ und zu verdorren. Mart. Schmuk. The- ſauriolus. 2. Wann mit ſolchem Eyffer und unver- Na-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0900" n="718"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/> ber beſtimmte Zeit auſſen bleibet/ man auch<lb/> keine Nachricht ſeinetwegen haben mag/ wie<lb/> es umb ihn ſtehe/ ob er lebendig oder tod ſey?<lb/> So bricht man <hi rendition="#aq">eâ Intentione</hi> einen Stengel<lb/> von dieſem Kraut/ und ſtecket ihn an einen Ort<lb/> unter des Hauſes Dach. Jſt es nun Sache/<lb/> daß die verreiſete Perſon annoch im Leben/ ſo<lb/> fähet ein ſolcher abgebrochener Stengel an/ bey<lb/> einer Hand lang fortzuwachſen; bleibet auch<lb/> eine Zeit lang grün/ und gewinnet von oben aus<lb/> neue Blätlein/ die unterſten aber/ beginnen all-<lb/> mählig zu verwälcken. Wo aber die Verrei-<lb/> ſete nicht mehr im Leben/ ſo geſchicht diß nicht/<lb/> ſondern das Kraut fähet ſo gleich an welck zu<lb/> werden/ und zu verdorren. <hi rendition="#aq">Mart. Schmuk. The-<lb/> ſauriolus.</hi></p><lb/> <p>2. Wann mit ſolchem Eyffer und unver-<lb/> droſſenen Fleiß/ die ſo natürlich/ als übernatür-<lb/> liche Eigenſchafften der in Teutſchland wachſen-<lb/> den und grünenden Kräuter und Wurtzeln er-<lb/> forſchet wurden/ als man thut/ frembde/ weit-<lb/> entlegener Landen Gewächs aufs genauſte zu<lb/> unterſuchen/ und zu beſchreiben; wurde ſondern<lb/> Zweiffel man/ wo nicht gröſſere/ doch eben ſolche<lb/> verwunderliche Eigenſchafften und Naturen<lb/> derſelben/ in guter Anzahl zu bemercken haben/<lb/> und erkündigen. Davon allhier vorgeſetzter<lb/> Kürtze halber/ nur eine eintzige <hi rendition="#aq">Hiſtori</hi> und Ge-<lb/> ſchicht/ was einem hochgelehrten Mann und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Na-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [718/0900]
Das andere Buch.
ber beſtimmte Zeit auſſen bleibet/ man auch
keine Nachricht ſeinetwegen haben mag/ wie
es umb ihn ſtehe/ ob er lebendig oder tod ſey?
So bricht man eâ Intentione einen Stengel
von dieſem Kraut/ und ſtecket ihn an einen Ort
unter des Hauſes Dach. Jſt es nun Sache/
daß die verreiſete Perſon annoch im Leben/ ſo
fähet ein ſolcher abgebrochener Stengel an/ bey
einer Hand lang fortzuwachſen; bleibet auch
eine Zeit lang grün/ und gewinnet von oben aus
neue Blätlein/ die unterſten aber/ beginnen all-
mählig zu verwälcken. Wo aber die Verrei-
ſete nicht mehr im Leben/ ſo geſchicht diß nicht/
ſondern das Kraut fähet ſo gleich an welck zu
werden/ und zu verdorren. Mart. Schmuk. The-
ſauriolus.
2. Wann mit ſolchem Eyffer und unver-
droſſenen Fleiß/ die ſo natürlich/ als übernatür-
liche Eigenſchafften der in Teutſchland wachſen-
den und grünenden Kräuter und Wurtzeln er-
forſchet wurden/ als man thut/ frembde/ weit-
entlegener Landen Gewächs aufs genauſte zu
unterſuchen/ und zu beſchreiben; wurde ſondern
Zweiffel man/ wo nicht gröſſere/ doch eben ſolche
verwunderliche Eigenſchafften und Naturen
derſelben/ in guter Anzahl zu bemercken haben/
und erkündigen. Davon allhier vorgeſetzter
Kürtze halber/ nur eine eintzige Hiſtori und Ge-
ſchicht/ was einem hochgelehrten Mann und
Na-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/900 |
Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/900>, abgerufen am 16.07.2024. |