Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.Familie: Cyprinoidei. Ob man aber überhaupt diesen C. Kollarii als selbstständige reine Art Es ist bekannt, dass die Teichfischereien in früheren Zeiten viel aufmerk- 1) Diejenigen Individuen des C. Kollarii, welche ich durch die Güte des Herrn Blasius aus einem bei Braunschweig gelegenen Teiche eingesendet erhielt, wurden von den dorti- gen Fischern "Hälverlinge" genannt, und ebenfalls als Bastarde des Karpfen und der Ka- rausche angesehen. 2) Vergl. Gesner Nr. 34 a: Hist. animal. pag. 1275 u. Nr. 34 c: pag. 295 u. 298.
Schwenckfeld Nr. 84: pag. 424. Schonevelde Nr. 81: pag. 34. Willughby: Ichthyographia. pag. 250. Cap. V. § 3. Rzaczynski Nr. 92: pag. 151. Klein Nr. 93: Miss. V. pag. 59. Nr. 3. Familie: Cyprinoidei. Ob man aber überhaupt diesen C. Kollarii als selbstständige reine Art Es ist bekannt, dass die Teichfischereien in früheren Zeiten viel aufmerk- 1) Diejenigen Individuen des C. Kollarii, welche ich durch die Güte des Herrn Blasius aus einem bei Braunschweig gelegenen Teiche eingesendet erhielt, wurden von den dorti- gen Fischern »Hälverlinge« genannt, und ebenfalls als Bastarde des Karpfen und der Ka- rausche angesehen. 2) Vergl. Gesner Nr. 34 a: Hist. animal. pag. 1275 u. Nr. 34 c: pag. 295 u. 298.
Schwenckfeld Nr. 84: pag. 424. Schonevelde Nr. 81: pag. 34. Willughby: Ichthyographia. pag. 250. Cap. V. § 3. Rzaczynski Nr. 92: pag. 151. Klein Nr. 93: Miss. V. pag. 59. Nr. 3. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0107" n="94"/> <fw place="top" type="header">Familie: Cyprinoidei.</fw><lb/> <p>Ob man aber überhaupt diesen <hi rendition="#i">C. Kollarii</hi> als selbstständige reine Art<lb/> fortbestehen lassen soll, das ist eine Frage, die ich jedenfalls verneinen muss,<lb/> weil meine über diesen Fisch angestellten Untersuchungen mich bis fast zur<lb/> Gewissheit überzeugt haben, dass diese <hi rendition="#i">Cyprinoiden</hi>-Form aus der Kreuzung<lb/> des Karpfen und der Karausche hervorgegangen ist. Es diente mir zur Ge-<lb/> nugthuung, dass, als ich diese Untersuchungen im vorigen Herbste mit dem<lb/> eben erwähnten Resultate abgeschlossen hatte, und gleich darauf <hi rendition="#k">Dybowski</hi>’s<lb/> Schrift über die <hi rendition="#i">Cyprinoiden</hi> Livlands in die Hand bekam, auch dieser Ichthyo-<lb/> loge den <hi rendition="#i">C. Kollarii</hi> als Blendling der Gattung <hi rendition="#i">Cyprinus</hi> und <hi rendition="#i">Carassius</hi> erkannt<lb/> hatte. Es ist übrigens diese <hi rendition="#i">Cyprinoiden</hi>-Form schon lange, bevor <hi rendition="#k">Heckel</hi><lb/> und <hi rendition="#k">Holandre</hi> dieselbe als <hi rendition="#i">C. Kollarii</hi> und <hi rendition="#i">striatus</hi> beschrieben haben, den<lb/> Fischern in den verschiedensten Gegenden Mitteleuropa’s bekannt gewesen<lb/> und von ihnen für ein Bastard des Karpfen und der Karausche erklärt wor-<lb/> den. Die Volksnamen: Karpf-Karausche, Karauschen-Karpf, Karpf-Gareisl,<lb/> Halb-Karausche<note place="foot" n="1)">Diejenigen Individuen des <hi rendition="#i">C. Kollarii</hi>, welche ich durch die Güte des Herrn <hi rendition="#k">Blasius</hi><lb/> aus einem bei Braunschweig gelegenen Teiche eingesendet erhielt, wurden von den dorti-<lb/> gen Fischern »Hälverlinge« genannt, und ebenfalls als Bastarde des Karpfen und der Ka-<lb/> rausche angesehen.</note> beziehen sich alle auf diese hybride Fischform, wie sie das<lb/> unbefangene Auge der Fischer schon lange erkannt hatte, aber das getrübte<lb/> Auge der Systematiker nicht hat sehen wollen. Zwar können die Fischer<lb/> nicht immer als zuverlässige Gewährsmänner gelten, indessen finden sich un-<lb/> ter ihnen doch auch Persönlichkeiten, welche neben den charakteristischen<lb/> Merkmalen derjenigen Fische, die ihnen Jahr aus Jahr ein zu Tausenden<lb/> durch die Hände gehen, auf den ersten Blick Abweichungen von diesen Art-<lb/> charakteren gewahr werden und von denen auch Bastardbildungen mit rich-<lb/> tigem Blicke aufgefasst werden können.</p><lb/> <p>Es ist bekannt, dass die Teichfischereien in früheren Zeiten viel aufmerk-<lb/> samer und ausgedehnter betrieben wurden als heut zu Tage, es konnte daher<lb/> nicht ausbleiben, dass in früheren Jahrhunderten den Karpfenzüchtern die<lb/> unter dem Namen »Karpfkarauschen« bekannt gewordenen Bastardbildungen<lb/> viel häufiger unter die Hände gekommen sind als dies in neuerer Zeit ge-<lb/> schehen ist, daher auch fast alle älteren Zoologen und Ichthyologen die hy-<lb/> briden Karpfkarauschen als etwas Bekanntes erwähnt haben, während die-<lb/> selben von den neueren Naturforschern gänzlich mit Stillschweigen übergangen<lb/> worden sind. Leider wurde diesen Blendlingen von <hi rendition="#k">Gesner</hi> bis auf <hi rendition="#k">Klein</hi><note place="foot" n="2)">Vergl. <hi rendition="#k">Gesner</hi> Nr. 34 a: Hist. animal. pag. 1275 u. Nr. 34 c: pag. 295 u. 298.<lb/><hi rendition="#k">Schwenckfeld</hi> Nr. 84: pag. 424.<lb/><hi rendition="#k">Schonevelde</hi> Nr. 81: pag. 34.<lb/><hi rendition="#k">Willughby</hi>: Ichthyographia. pag. 250. Cap. V. § 3.<lb/><hi rendition="#k">Rzaczynski</hi> Nr. 92: pag. 151.<lb/><hi rendition="#k">Klein</hi> Nr. 93: Miss. V. pag. 59. Nr. 3.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0107]
Familie: Cyprinoidei.
Ob man aber überhaupt diesen C. Kollarii als selbstständige reine Art
fortbestehen lassen soll, das ist eine Frage, die ich jedenfalls verneinen muss,
weil meine über diesen Fisch angestellten Untersuchungen mich bis fast zur
Gewissheit überzeugt haben, dass diese Cyprinoiden-Form aus der Kreuzung
des Karpfen und der Karausche hervorgegangen ist. Es diente mir zur Ge-
nugthuung, dass, als ich diese Untersuchungen im vorigen Herbste mit dem
eben erwähnten Resultate abgeschlossen hatte, und gleich darauf Dybowski’s
Schrift über die Cyprinoiden Livlands in die Hand bekam, auch dieser Ichthyo-
loge den C. Kollarii als Blendling der Gattung Cyprinus und Carassius erkannt
hatte. Es ist übrigens diese Cyprinoiden-Form schon lange, bevor Heckel
und Holandre dieselbe als C. Kollarii und striatus beschrieben haben, den
Fischern in den verschiedensten Gegenden Mitteleuropa’s bekannt gewesen
und von ihnen für ein Bastard des Karpfen und der Karausche erklärt wor-
den. Die Volksnamen: Karpf-Karausche, Karauschen-Karpf, Karpf-Gareisl,
Halb-Karausche 1) beziehen sich alle auf diese hybride Fischform, wie sie das
unbefangene Auge der Fischer schon lange erkannt hatte, aber das getrübte
Auge der Systematiker nicht hat sehen wollen. Zwar können die Fischer
nicht immer als zuverlässige Gewährsmänner gelten, indessen finden sich un-
ter ihnen doch auch Persönlichkeiten, welche neben den charakteristischen
Merkmalen derjenigen Fische, die ihnen Jahr aus Jahr ein zu Tausenden
durch die Hände gehen, auf den ersten Blick Abweichungen von diesen Art-
charakteren gewahr werden und von denen auch Bastardbildungen mit rich-
tigem Blicke aufgefasst werden können.
Es ist bekannt, dass die Teichfischereien in früheren Zeiten viel aufmerk-
samer und ausgedehnter betrieben wurden als heut zu Tage, es konnte daher
nicht ausbleiben, dass in früheren Jahrhunderten den Karpfenzüchtern die
unter dem Namen »Karpfkarauschen« bekannt gewordenen Bastardbildungen
viel häufiger unter die Hände gekommen sind als dies in neuerer Zeit ge-
schehen ist, daher auch fast alle älteren Zoologen und Ichthyologen die hy-
briden Karpfkarauschen als etwas Bekanntes erwähnt haben, während die-
selben von den neueren Naturforschern gänzlich mit Stillschweigen übergangen
worden sind. Leider wurde diesen Blendlingen von Gesner bis auf Klein 2)
1) Diejenigen Individuen des C. Kollarii, welche ich durch die Güte des Herrn Blasius
aus einem bei Braunschweig gelegenen Teiche eingesendet erhielt, wurden von den dorti-
gen Fischern »Hälverlinge« genannt, und ebenfalls als Bastarde des Karpfen und der Ka-
rausche angesehen.
2) Vergl. Gesner Nr. 34 a: Hist. animal. pag. 1275 u. Nr. 34 c: pag. 295 u. 298.
Schwenckfeld Nr. 84: pag. 424.
Schonevelde Nr. 81: pag. 34.
Willughby: Ichthyographia. pag. 250. Cap. V. § 3.
Rzaczynski Nr. 92: pag. 151.
Klein Nr. 93: Miss. V. pag. 59. Nr. 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |