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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Pelecus.

Cuvier: Regne animal, nouv. edit. T. II. 1829. pag. 277. Chela cultrata.

Agassiz Nr. 7: pag. 39 u. Wiegmann's Archiv a. a. O. pag. 81. Pelecus cultratus.

Bujack Nr. 97: pag. 339. Cyprinus cultratus, Ziege.

Creplin Nr. 90: pag. 84. Cyprinus cultratus, Ziege.

Valenciennes Nr. 5: T. XVII. pag. 330. Leuciscus cultratus.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 126. Fig. 65. 66. Pelecus cultratus, Sichling 1).

Artcharakter: Mundöffnung nach oben gerichtet, Mundspalte fast
senkrecht; Körper langgestreckt, sehr stark seitlich zu-
sammengedrückt; Rücken geradlinig, Bauch mit convexer
Schneide. Die beiden Brustflossen sehr lang, spitz und
etwas säbelförmig gebogen; die Afterflosse mit 26 bis 29
weichen, getheilten Strahlen; die Seitenlinie wellenför-
mig gebogen.

D. 3/7, P. 1/15, V. 2/7, A. 3/28, C. 19, Squ. 14--15/100--108/5--6.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 21.


Schlundknochen und
Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Der Sichling, welcher eine Länge von 6 bis 16 Zoll
erreichen kann, gehört zu den am auffallendsten gebil-
deten Fischen der mitteleuropäischen Fischfauna, da-
her die Berücksichtigung der erwähnten Gattungs- und
Artcharaktere allein schon ausreicht, um diesen merk-
würdigen Cyprinoiden, der seinem Habitus, seiner Be-
schuppung und Färbung nach den Alburnen angehört,
auf den ersten Blick zu erkennen; ich halte deshalb
eine specielle Beschreibung dieses Fisches für überflüssig.

Die geographische Verbreitung des Sichling ist in so fern eine eigen-
thümliche, indem derselbe sowohl salziges wie süsses Wasser zu seinem
Ausenthalte auswählt. Er bewohnt in grosser Anzahl das schwarze Meer und
steigt von dort aus die Flüsse hinauf, auf welchem Wege einzelne Sichlinge
wahrscheinlich durch Verirrung bis zur oberen Donau hinaufgelangen. Für
die östreichische Donau gehört nach Heckel und Kner (Nr. 13: pag. 129) der,
Sichling bereits zu den seltenen Vorkommnissen, eine noch seltenere Er-
scheinung ist derselbe in der bayrischen Donau. Perty (Nr. 24: pag. 720)
sagt zwar, dass der Sichling alljährlich auf dem Münchner Fischmarkt anzu-
treffen wäre, ich muss jedoch dieser Angabe widersprechen, da ich seit mei-
nem zehnjährigen Hiersein, während welchem ich regelmässig den hiesigen
Fischmarkt besuche, den Sichling auch nicht ein einziges Mal daselbst wahr-
genommen habe. Die beiden einzigen Exemplare dieses Fisches, welche mir
als bayerische Fische zu Gesicht gekommen waren, sind in der Donau bei

1) Der von Heckel und Kner zu Pelecus cultratus citirte Cyprinus clupeoides des Bloch
(s. dessen Naturgeschichte der ausländischen Fische. T. IX. pag. 49. Taf. 408. Fig. 2) gehört
dem indischen Meere an, was schon von Valenciennes (Nr. 5: T. XVII. pag. 342) hervor-
gehoben worden ist.
Gattung: Pelecus.

Cuvier: Règne animal, nouv. édit. T. II. 1829. pag. 277. Chela cultrata.

Agassiz Nr. 7: pag. 39 u. Wiegmann’s Archiv a. a. O. pag. 81. Pelecus cultratus.

Bujack Nr. 97: pag. 339. Cyprinus cultratus, Ziege.

Creplin Nr. 90: pag. 84. Cyprinus cultratus, Ziege.

Valenciennes Nr. 5: T. XVII. pag. 330. Leuciscus cultratus.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 126. Fig. 65. 66. Pelecus cultratus, Sichling 1).

Artcharakter: Mundöffnung nach oben gerichtet, Mundspalte fast
senkrecht; Körper langgestreckt, sehr stark seitlich zu-
sammengedrückt; Rücken geradlinig, Bauch mit convexer
Schneide. Die beiden Brustflossen sehr lang, spitz und
etwas säbelförmig gebogen; die Afterflosse mit 26 bis 29
weichen, getheilten Strahlen; die Seitenlinie wellenför-
mig gebogen.

D. 3/7, P. 1/15, V. 2/7, A. 3/28, C. 19, Squ. 14—15/100—108/5—6.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 21.


Schlundknochen und
Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Der Sichling, welcher eine Länge von 6 bis 16 Zoll
erreichen kann, gehört zu den am auffallendsten gebil-
deten Fischen der mitteleuropäischen Fischfauna, da-
her die Berücksichtigung der erwähnten Gattungs- und
Artcharaktere allein schon ausreicht, um diesen merk-
würdigen Cyprinoiden, der seinem Habitus, seiner Be-
schuppung und Färbung nach den Alburnen angehört,
auf den ersten Blick zu erkennen; ich halte deshalb
eine specielle Beschreibung dieses Fisches für überflüssig.

Die geographische Verbreitung des Sichling ist in so fern eine eigen-
thümliche, indem derselbe sowohl salziges wie süsses Wasser zu seinem
Ausenthalte auswählt. Er bewohnt in grosser Anzahl das schwarze Meer und
steigt von dort aus die Flüsse hinauf, auf welchem Wege einzelne Sichlinge
wahrscheinlich durch Verirrung bis zur oberen Donau hinaufgelangen. Für
die östreichische Donau gehört nach Heckel und Kner (Nr. 13: pag. 129) der,
Sichling bereits zu den seltenen Vorkommnissen, eine noch seltenere Er-
scheinung ist derselbe in der bayrischen Donau. Perty (Nr. 24: pag. 720)
sagt zwar, dass der Sichling alljährlich auf dem Münchner Fischmarkt anzu-
treffen wäre, ich muss jedoch dieser Angabe widersprechen, da ich seit mei-
nem zehnjährigen Hiersein, während welchem ich regelmässig den hiesigen
Fischmarkt besuche, den Sichling auch nicht ein einziges Mal daselbst wahr-
genommen habe. Die beiden einzigen Exemplare dieses Fisches, welche mir
als bayerische Fische zu Gesicht gekommen waren, sind in der Donau bei

1) Der von Heckel und Kner zu Pelecus cultratus citirte Cyprinus clupeoides des Bloch
(s. dessen Naturgeschichte der ausländischen Fische. T. IX. pag. 49. Taf. 408. Fig. 2) gehört
dem indischen Meere an, was schon von Valenciennes (Nr. 5: T. XVII. pag. 342) hervor-
gehoben worden ist.
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[153/0166] Gattung: Pelecus. Cuvier: Règne animal, nouv. édit. T. II. 1829. pag. 277. Chela cultrata. Agassiz Nr. 7: pag. 39 u. Wiegmann’s Archiv a. a. O. pag. 81. Pelecus cultratus. Bujack Nr. 97: pag. 339. Cyprinus cultratus, Ziege. Creplin Nr. 90: pag. 84. Cyprinus cultratus, Ziege. Valenciennes Nr. 5: T. XVII. pag. 330. Leuciscus cultratus. Heckel und Kner Nr. 13: pag. 126. Fig. 65. 66. Pelecus cultratus, Sichling 1). Artcharakter: Mundöffnung nach oben gerichtet, Mundspalte fast senkrecht; Körper langgestreckt, sehr stark seitlich zu- sammengedrückt; Rücken geradlinig, Bauch mit convexer Schneide. Die beiden Brustflossen sehr lang, spitz und etwas säbelförmig gebogen; die Afterflosse mit 26 bis 29 weichen, getheilten Strahlen; die Seitenlinie wellenför- mig gebogen. D. 3/7, P. 1/15, V. 2/7, A. 3/28, C. 19, Squ. 14—15/100—108/5—6. [Abbildung] [Abbildung Fig. 21. Schlundknochen und Schlundzähne (nach Heckel und Kner). ] Der Sichling, welcher eine Länge von 6 bis 16 Zoll erreichen kann, gehört zu den am auffallendsten gebil- deten Fischen der mitteleuropäischen Fischfauna, da- her die Berücksichtigung der erwähnten Gattungs- und Artcharaktere allein schon ausreicht, um diesen merk- würdigen Cyprinoiden, der seinem Habitus, seiner Be- schuppung und Färbung nach den Alburnen angehört, auf den ersten Blick zu erkennen; ich halte deshalb eine specielle Beschreibung dieses Fisches für überflüssig. Die geographische Verbreitung des Sichling ist in so fern eine eigen- thümliche, indem derselbe sowohl salziges wie süsses Wasser zu seinem Ausenthalte auswählt. Er bewohnt in grosser Anzahl das schwarze Meer und steigt von dort aus die Flüsse hinauf, auf welchem Wege einzelne Sichlinge wahrscheinlich durch Verirrung bis zur oberen Donau hinaufgelangen. Für die östreichische Donau gehört nach Heckel und Kner (Nr. 13: pag. 129) der, Sichling bereits zu den seltenen Vorkommnissen, eine noch seltenere Er- scheinung ist derselbe in der bayrischen Donau. Perty (Nr. 24: pag. 720) sagt zwar, dass der Sichling alljährlich auf dem Münchner Fischmarkt anzu- treffen wäre, ich muss jedoch dieser Angabe widersprechen, da ich seit mei- nem zehnjährigen Hiersein, während welchem ich regelmässig den hiesigen Fischmarkt besuche, den Sichling auch nicht ein einziges Mal daselbst wahr- genommen habe. Die beiden einzigen Exemplare dieses Fisches, welche mir als bayerische Fische zu Gesicht gekommen waren, sind in der Donau bei 1) Der von Heckel und Kner zu Pelecus cultratus citirte Cyprinus clupeoides des Bloch (s. dessen Naturgeschichte der ausländischen Fische. T. IX. pag. 49. Taf. 408. Fig. 2) gehört dem indischen Meere an, was schon von Valenciennes (Nr. 5: T. XVII. pag. 342) hervor- gehoben worden ist.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/166>, abgerufen am 21.11.2024.