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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Alburnus.
gebracht werden 1). Die Erfindung, den Glasperlen mit Hülfe des Silber-
glanzes der Fischschuppen einen den orientalischen Perlen nahe kommenden
Glanz zu verleihen, ist vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts von einem
französischen Paternostermacher Namens Jaquin ausgegangen 2). Die Benützung
des Silberglanzes der Schuppen von Alburnus lucidus zur Anfertigung falscher
Perlen 3) beruht auf der Eigenschaft der mikroskopischen Silberglanz-Plätt-
chen, in Ammoniak keine Veränderung zu erleiden. Mittelst dieser Eigen-
schaft lassen sich von dem Silberglanze der Fischschuppen die übrigen in
Ammoniak löslichen thierischen Substanzen entfernen, so dass auf diese Weise
der Silberglanz als Essence d'Orient ganz rein gewonnen werden kann,
welche Perlessenz aus nichts anderem besteht, als aus den in Ammoniak
suspendirten und unverändert glänzenden mikroskopischen krystallinischen
Plättchen von oblonger Gestalt mit schräg abgestutzten Enden. Reaumur war
der erste, welcher diese oblongen Elementar-Gewebstheile, von welchen der
Silberglanz der Schuppen des Alburnus lucidus ausgeht, mikroskopisch unter-
sucht und beschrieben hat 4). Nach ihm ist dieser krystallinische Silberglanz
der Fische wieder gänzlich unbeachtet geblieben, bis Ehrenberg, ohne Reaumur's
Beobachtungen zu erwähnen von neuem die Aufmerksamkeit auf diesen Ge-
genstand lenkte5). Die an Ehrenberg's mikroskopische Untersuchungen sich
anschliessenden chemischen Untersuchungen dieses silberglänzenden Beleges
der Fischschuppen stimmten so wenig miteinander überein, dass ich schon
lange die Absicht hegte, diese Perlessenz einer abermaligen chemischen Ana-
lyse unterwerfen zu lassen; immer wurde aber diese Absicht dadurch ver-

1) Nach meinen am Mittelrhein eingezogenen Erkundigungen liefert ein Centner Lauben
4 Pfund Schuppen. Zur Auswaschung von 1 Pfund Silberglanz sollen 18 bis 20,000 Fische
erforderlich sein.
2) Vergl. Beckmann: Beyträge zur Geschichte der Entdeckungen. Bd. II. Leipzig, 1788.
pag. 325 oder Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie. Th. 108. Berlin, 1808.
pag. 560.
3) Diese falschen Perlen wurden später Bourguignons genannt, welcher Name sich
auf Bourguignon bezieht, der im Jahre 1806 zu Paris eine Perl-Fabrik gegründet hat.
4) S. dessen Observations sur la matiere qui colore les Perles fausses, etc. abgedruckt
in: Histoire de l'Academie royale des sciences. Annee 1716. Paris, 1741. pag. 229. Seine
Beschreibung der in der Perlessenz suspendirten silberglänzenden Plättchen lautet (p. 232):
"Si on l'observe au Microscope, ou avec une Loupe forte, il est aise de la distinguer du
liquide, dans lequel elle (essence) nage, et de s'assurer qu'elle n'est point liquide elle-meme.
Mais on est surpris en meme temps de voir que cette matiere n'est qu'un amas d'une in-
finite de petits corps d'une figure tres reguliere. Ce sont autant de lames, dont la plus
grande partie sont taillees tres quarrement. Elles forment des rectangles environ quatre
fois plus longs que larges. Quelques-unes ont pourtant leurs extremites arrondies, et quel-
ques autres les ont terminees en pointe. Elles sont toutes extremement minces, et a tel
point, qu'on ne peut appercevoir leur epaisseur".
5) S. Ehrenbrg's Mittheilungen: Ueber normale Krystallbildung im lebenden Thierkör-
per, abgedruckt in Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie. Bd. 28. Leipzig, 1833.
pag. 468. Taf. VI. Fig. 14. Krystalle der Chorioidea aus dem Auge des Hechtes.

Gattung: Alburnus.
gebracht werden 1). Die Erfindung, den Glasperlen mit Hülfe des Silber-
glanzes der Fischschuppen einen den orientalischen Perlen nahe kommenden
Glanz zu verleihen, ist vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts von einem
französischen Paternostermacher Namens Jaquin ausgegangen 2). Die Benützung
des Silberglanzes der Schuppen von Alburnus lucidus zur Anfertigung falscher
Perlen 3) beruht auf der Eigenschaft der mikroskopischen Silberglanz-Plätt-
chen, in Ammoniak keine Veränderung zu erleiden. Mittelst dieser Eigen-
schaft lassen sich von dem Silberglanze der Fischschuppen die übrigen in
Ammoniak löslichen thierischen Substanzen entfernen, so dass auf diese Weise
der Silberglanz als Essence d’Orient ganz rein gewonnen werden kann,
welche Perlessenz aus nichts anderem besteht, als aus den in Ammoniak
suspendirten und unverändert glänzenden mikroskopischen krystallinischen
Plättchen von oblonger Gestalt mit schräg abgestutzten Enden. Reaumur war
der erste, welcher diese oblongen Elementar-Gewebstheile, von welchen der
Silberglanz der Schuppen des Alburnus lucidus ausgeht, mikroskopisch unter-
sucht und beschrieben hat 4). Nach ihm ist dieser krystallinische Silberglanz
der Fische wieder gänzlich unbeachtet geblieben, bis Ehrenberg, ohne Reaumur’s
Beobachtungen zu erwähnen von neuem die Aufmerksamkeit auf diesen Ge-
genstand lenkte5). Die an Ehrenberg’s mikroskopische Untersuchungen sich
anschliessenden chemischen Untersuchungen dieses silberglänzenden Beleges
der Fischschuppen stimmten so wenig miteinander überein, dass ich schon
lange die Absicht hegte, diese Perlessenz einer abermaligen chemischen Ana-
lyse unterwerfen zu lassen; immer wurde aber diese Absicht dadurch ver-

1) Nach meinen am Mittelrhein eingezogenen Erkundigungen liefert ein Centner Lauben
4 Pfund Schuppen. Zur Auswaschung von 1 Pfund Silberglanz sollen 18 bis 20,000 Fische
erforderlich sein.
2) Vergl. Beckmann: Beyträge zur Geschichte der Entdeckungen. Bd. II. Leipzig, 1788.
pag. 325 oder Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie. Th. 108. Berlin, 1808.
pag. 560.
3) Diese falschen Perlen wurden später Bourguignons genannt, welcher Name sich
auf Bourguignon bezieht, der im Jahre 1806 zu Paris eine Perl-Fabrik gegründet hat.
4) S. dessen Observations sur la matière qui colore les Perles fausses, etc. abgedruckt
in: Histoire de l’Académie royale des sciences. Année 1716. Paris, 1741. pag. 229. Seine
Beschreibung der in der Perlessenz suspendirten silberglänzenden Plättchen lautet (p. 232):
»Si on l’observe au Microscope, ou avec une Loupe forte, il est aisé de la distinguer du
liquide, dans lequel elle (essence) nage, et de s’assurer qu’elle n’est point liquide elle-même.
Mais on est surpris en même temps de voir que cette matière n’est qu’un amas d’une in-
finité de petits corps d’une figure très réguliere. Ce sont autant de lames, dont la plus
grande partie sont taillées très quarrément. Elles forment des rectangles environ quatre
fois plus longs que larges. Quelques-unes ont pourtant leurs extremités arrondies, et quel-
ques autres les ont terminées en pointe. Elles sont toutes extrêmement minces, et à tel
point, qu’on ne peut appercevoir leur épaisseur«.
5) S. Ehrenbrg’s Mittheilungen: Ueber normale Krystallbildung im lebenden Thierkör-
per, abgedruckt in Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie. Bd. 28. Leipzig, 1833.
pag. 468. Taf. VI. Fig. 14. Krystalle der Chorioidea aus dem Auge des Hechtes.
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[157/0170] Gattung: Alburnus. gebracht werden 1). Die Erfindung, den Glasperlen mit Hülfe des Silber- glanzes der Fischschuppen einen den orientalischen Perlen nahe kommenden Glanz zu verleihen, ist vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts von einem französischen Paternostermacher Namens Jaquin ausgegangen 2). Die Benützung des Silberglanzes der Schuppen von Alburnus lucidus zur Anfertigung falscher Perlen 3) beruht auf der Eigenschaft der mikroskopischen Silberglanz-Plätt- chen, in Ammoniak keine Veränderung zu erleiden. Mittelst dieser Eigen- schaft lassen sich von dem Silberglanze der Fischschuppen die übrigen in Ammoniak löslichen thierischen Substanzen entfernen, so dass auf diese Weise der Silberglanz als Essence d’Orient ganz rein gewonnen werden kann, welche Perlessenz aus nichts anderem besteht, als aus den in Ammoniak suspendirten und unverändert glänzenden mikroskopischen krystallinischen Plättchen von oblonger Gestalt mit schräg abgestutzten Enden. Reaumur war der erste, welcher diese oblongen Elementar-Gewebstheile, von welchen der Silberglanz der Schuppen des Alburnus lucidus ausgeht, mikroskopisch unter- sucht und beschrieben hat 4). Nach ihm ist dieser krystallinische Silberglanz der Fische wieder gänzlich unbeachtet geblieben, bis Ehrenberg, ohne Reaumur’s Beobachtungen zu erwähnen von neuem die Aufmerksamkeit auf diesen Ge- genstand lenkte 5). Die an Ehrenberg’s mikroskopische Untersuchungen sich anschliessenden chemischen Untersuchungen dieses silberglänzenden Beleges der Fischschuppen stimmten so wenig miteinander überein, dass ich schon lange die Absicht hegte, diese Perlessenz einer abermaligen chemischen Ana- lyse unterwerfen zu lassen; immer wurde aber diese Absicht dadurch ver- 1) Nach meinen am Mittelrhein eingezogenen Erkundigungen liefert ein Centner Lauben 4 Pfund Schuppen. Zur Auswaschung von 1 Pfund Silberglanz sollen 18 bis 20,000 Fische erforderlich sein. 2) Vergl. Beckmann: Beyträge zur Geschichte der Entdeckungen. Bd. II. Leipzig, 1788. pag. 325 oder Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie. Th. 108. Berlin, 1808. pag. 560. 3) Diese falschen Perlen wurden später Bourguignons genannt, welcher Name sich auf Bourguignon bezieht, der im Jahre 1806 zu Paris eine Perl-Fabrik gegründet hat. 4) S. dessen Observations sur la matière qui colore les Perles fausses, etc. abgedruckt in: Histoire de l’Académie royale des sciences. Année 1716. Paris, 1741. pag. 229. Seine Beschreibung der in der Perlessenz suspendirten silberglänzenden Plättchen lautet (p. 232): »Si on l’observe au Microscope, ou avec une Loupe forte, il est aisé de la distinguer du liquide, dans lequel elle (essence) nage, et de s’assurer qu’elle n’est point liquide elle-même. Mais on est surpris en même temps de voir que cette matière n’est qu’un amas d’une in- finité de petits corps d’une figure très réguliere. Ce sont autant de lames, dont la plus grande partie sont taillées très quarrément. Elles forment des rectangles environ quatre fois plus longs que larges. Quelques-unes ont pourtant leurs extremités arrondies, et quel- ques autres les ont terminées en pointe. Elles sont toutes extrêmement minces, et à tel point, qu’on ne peut appercevoir leur épaisseur«. 5) S. Ehrenbrg’s Mittheilungen: Ueber normale Krystallbildung im lebenden Thierkör- per, abgedruckt in Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie. Bd. 28. Leipzig, 1833. pag. 468. Taf. VI. Fig. 14. Krystalle der Chorioidea aus dem Auge des Hechtes.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/170>, abgerufen am 21.11.2024.