Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.Familie: Cyprinoidei. ben stets einen sehr geringen Umfang; die Scheitelwölbung geht mit einemniedrigen Bogen immer unmittelbar in die Rückenwölbung über, ohne einen Absatz am Hinterhaupte zu bilden. Die sehr grossen und derb entwickelten Schuppen geben einen prächtigen, dem polirten Stahle ähnlichen Glanz von sich. [Abbildung]
[Abbildung]
Fig. 31.
Die Schlundknochen und Schlund- Der Rücken des Fisches zeigt eine grünliche Färbung, Seiten und Bauch Die Laichzeit des Frauen-Nerfling fällt in den April und Mai, während 1) Vergl. Nr. 41: pag. 9. 2) Vergl. die Würtembergischen naturwissenschaftlichen Jahreshefte. XV. Jahrg. 1859
pag. 47. Familie: Cyprinoidei. ben stets einen sehr geringen Umfang; die Scheitelwölbung geht mit einemniedrigen Bogen immer unmittelbar in die Rückenwölbung über, ohne einen Absatz am Hinterhaupte zu bilden. Die sehr grossen und derb entwickelten Schuppen geben einen prächtigen, dem polirten Stahle ähnlichen Glanz von sich. [Abbildung]
[Abbildung]
Fig. 31.
Die Schlundknochen und Schlund- Der Rücken des Fisches zeigt eine grünliche Färbung, Seiten und Bauch Die Laichzeit des Frauen-Nerfling fällt in den April und Mai, während 1) Vergl. Nr. 41: pag. 9. 2) Vergl. die Würtembergischen naturwissenschaftlichen Jahreshefte. XV. Jahrg. 1859
pag. 47. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0205" n="192"/><fw place="top" type="header">Familie: Cyprinoidei.</fw><lb/> ben stets einen sehr geringen Umfang; die Scheitelwölbung geht mit einem<lb/> niedrigen Bogen immer unmittelbar in die Rückenwölbung über, ohne einen<lb/> Absatz am Hinterhaupte zu bilden. Die sehr grossen und derb entwickelten<lb/> Schuppen geben einen prächtigen, dem polirten Stahle ähnlichen Glanz<lb/> von sich.</p><lb/> <figure/> <figure> <head>Fig. 31.</head> <p><lb/> Schlundknochen und Schlundzähne.<lb/><hi rendition="#i">a.</hi> Vorderseite und <hi rendition="#i">b.</hi> Hinterseite eines hinteren<lb/> unabgeschliffenen Zahnes.</p> </figure><lb/> <p>Die Schlundknochen und Schlund-<lb/> zähne des <hi rendition="#i">L. Virgo</hi> sind ungemein<lb/> derb und stark entwickelt; der<lb/> nach vorn gerichtete Fortsatz der<lb/> Schlundknochen ist sehr kurz, um<lb/> vieles kürzer als bei <hi rendition="#i">L. rutilus</hi>, und<lb/> der nach oben umgebogene Fortsatz<lb/> derselben Knochen besitzt an seiner<lb/> Basis nach aussen einen scharfen,<lb/> vorspringenden Winkel, welcher bei<lb/> dem Rothauge abgestumpft erscheint.<lb/> Die Einkerbungen der vier hintersten<lb/> Zähne werden durch Abschleifung<lb/> undeutlich oder ganz verwischt.</p><lb/> <p>Der Rücken des Fisches zeigt eine grünliche Färbung, Seiten und Bauch<lb/> sind farblos, überall macht sich aber der Metallglanz der Schuppen geltend,<lb/> welcher dem Fische bald eine apfelgrüne, bald eine himmelblaue Farbe ver-<lb/> leiht. Die Brustflossen erscheinen meistens ungefärbt, dagegen besitzen<lb/> Bauchflossen, Afterflosse und Schwanzflosse eine schöne orangengelbe Färbung,<lb/> die Rückenflosse ist über und über geschwärzt, die Schwanzflosse dagegen<lb/> schwarz gesäumt. Zur Zeit der Brunst treten alle diese Farben noch viel<lb/> glänzender hervor. Der Frauen-Nerfling kann eine Länge von 15 Zoll er-<lb/> reichen, kömmt aber meistens in der Länge von 10 bis 12 Zoll auf den hiesi-<lb/> gen Fischmarkt. Sein Vorkommen beschränkt sich nur auf die Donau und<lb/> deren grössere Seitenflüsse. Dass dieser Fisch auch oberhalb Ulm in der<lb/> Donau angetroffen wird, ist erst in neuerer Zeit durch <hi rendition="#k">Rapp</hi><note place="foot" n="1)">Vergl. Nr. 41: pag. 9.</note>. und <hi rendition="#k">Veesen-<lb/> meyer</hi><note place="foot" n="2)">Vergl. die Würtembergischen naturwissenschaftlichen Jahreshefte. XV. Jahrg. 1859<lb/> pag. 47.</note> erkannt worden, nach deren Angabe der Frauenfisch in Würtemberg<lb/> auch »Halbfisch« genannt wird. Sein Fleisch wird wenig geschätzt und nur<lb/> um einen geringen Preis verkauft.</p><lb/> <p>Die Laichzeit des Frauen-Nerfling fällt in den April und Mai, während<lb/> welcher Zeit die männlichen Individuen einen ausgezeichneten Hautausschlag<lb/> erhalten. Es entstehen auf der Mitte verschiedener Schuppen, zuerst einzelne<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0205]
Familie: Cyprinoidei.
ben stets einen sehr geringen Umfang; die Scheitelwölbung geht mit einem
niedrigen Bogen immer unmittelbar in die Rückenwölbung über, ohne einen
Absatz am Hinterhaupte zu bilden. Die sehr grossen und derb entwickelten
Schuppen geben einen prächtigen, dem polirten Stahle ähnlichen Glanz
von sich.
[Abbildung]
[Abbildung Fig. 31.
Schlundknochen und Schlundzähne.
a. Vorderseite und b. Hinterseite eines hinteren
unabgeschliffenen Zahnes. ]
Die Schlundknochen und Schlund-
zähne des L. Virgo sind ungemein
derb und stark entwickelt; der
nach vorn gerichtete Fortsatz der
Schlundknochen ist sehr kurz, um
vieles kürzer als bei L. rutilus, und
der nach oben umgebogene Fortsatz
derselben Knochen besitzt an seiner
Basis nach aussen einen scharfen,
vorspringenden Winkel, welcher bei
dem Rothauge abgestumpft erscheint.
Die Einkerbungen der vier hintersten
Zähne werden durch Abschleifung
undeutlich oder ganz verwischt.
Der Rücken des Fisches zeigt eine grünliche Färbung, Seiten und Bauch
sind farblos, überall macht sich aber der Metallglanz der Schuppen geltend,
welcher dem Fische bald eine apfelgrüne, bald eine himmelblaue Farbe ver-
leiht. Die Brustflossen erscheinen meistens ungefärbt, dagegen besitzen
Bauchflossen, Afterflosse und Schwanzflosse eine schöne orangengelbe Färbung,
die Rückenflosse ist über und über geschwärzt, die Schwanzflosse dagegen
schwarz gesäumt. Zur Zeit der Brunst treten alle diese Farben noch viel
glänzender hervor. Der Frauen-Nerfling kann eine Länge von 15 Zoll er-
reichen, kömmt aber meistens in der Länge von 10 bis 12 Zoll auf den hiesi-
gen Fischmarkt. Sein Vorkommen beschränkt sich nur auf die Donau und
deren grössere Seitenflüsse. Dass dieser Fisch auch oberhalb Ulm in der
Donau angetroffen wird, ist erst in neuerer Zeit durch Rapp 1). und Veesen-
meyer 2) erkannt worden, nach deren Angabe der Frauenfisch in Würtemberg
auch »Halbfisch« genannt wird. Sein Fleisch wird wenig geschätzt und nur
um einen geringen Preis verkauft.
Die Laichzeit des Frauen-Nerfling fällt in den April und Mai, während
welcher Zeit die männlichen Individuen einen ausgezeichneten Hautausschlag
erhalten. Es entstehen auf der Mitte verschiedener Schuppen, zuerst einzelne
1) Vergl. Nr. 41: pag. 9.
2) Vergl. die Würtembergischen naturwissenschaftlichen Jahreshefte. XV. Jahrg. 1859
pag. 47.
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