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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Salmonoidei.

Aus den diagnostischen Merkmalen, die ich für die grosse Maräne aufzu-
stellen versucht habe, geht hervor, dass dieselbe dem Coreg. Fera sehr nahe

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 50.


Kopf von der Seite.

steht. Die vier Exemplare, welche ich zur
Vergleichung aus Pommern und Mecklen-
burg hier vor mir habe, unterscheiden sich
nur in den Umrissen der Schnauze um
etwas von der Bodenrenke Süddeutsch-
lands. Die Schnauze der grossen Madui-
Maräne, wie sie gewöhnlich genannt wird,
ist um vieles gedrungener und breiter, die
beiden Zwischenkiefer steigen nicht so
schräg nach unten und hinten hinab wie
bei der Bodenrenke, auch erscheinen die
beiden seitlichen Oberkieferknochen etwas länger.

Die grosse Maräne lebt, wie die Bodenrenke, stets in sehr grosser Tiefe
der Seen und verlässt diesen verborgenen Aufenthalt nur, um ihr Fortpflan-
zungsgeschäft an seichten Stellen zu verrichten. Es tritt diese Laichzeit Mitte
November ein und soll dieselbe ohngefähr nach drei Wochen beendigt sein.
Es erreicht dieser Coregonus eine sehr bedeutende Grösse, zwei Fuss lange
Individuen sind nichts ungewöhnliches, doch sollen nach Bloch's Angaben
auch vier Fuss lange Individuen gefangen werden.

Die Verbreitung der grossen Maräne scheint sich in Norddeutschland nur
auf einige grössere Seen von Pommern und Mecklenburg zu beschränken; als
leckere Speise sind diese Fische seit lange berühmt aus dem Maduisee bei
Stargard in Pommern und aus dem Schaalsee im Lauenburgschen.

Sehr auffallend und bedenklich muss dem Systematiker die Ansicht Nils-
son
's 1) entgegentreten, nach welcher der Coreg. Maraena nur eine stumpf-
schnauzige Varietät des Schnäpel sein soll. Derselbe 2) will zwischen dem Co-
reg. oxyrhynchus
und Coreg. Maraena deutliche Uebergänge vor sich gehabt
haben. Ich kann es nicht wagen, einen Widerspruch gegen diese Behauptung
zu erheben, da ich nicht Gelegenheit gehabt habe, durch eigene Anschauung
und Vergleichung möglichst vieler Individuen von verschiedenen Alters- und
Entwicklungs-Zuständen des Coreg. Maraena mir über die Art-Berechtigung
dieser Maräne vollkommene Gewissheit zu verschaffen. Ich habe schon oben
(pag. 262) hervorgehoben, dass ein Schnäpel unter gewissen Umständen seine
lange spitze Schnauze einbüssen kann. Ein solcher Schnäpel dürfte allerdings
dem stumpfschnauzigen Coreg. Maraena nahe treten, allein die längeren seit-

1) Vergl. dessen: Skandinavisk Fauna. IV. pag. 453 oder Creplin's Uebersetzung a. a. O.
pag. 32.
2) A. a. O. pag. 454 oder Creplin's Uebersetzung a. a. O. pag. 33.
Familie: Salmonoidei.

Aus den diagnostischen Merkmalen, die ich für die grosse Maräne aufzu-
stellen versucht habe, geht hervor, dass dieselbe dem Coreg. Fera sehr nahe

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 50.


Kopf von der Seite.

steht. Die vier Exemplare, welche ich zur
Vergleichung aus Pommern und Mecklen-
burg hier vor mir habe, unterscheiden sich
nur in den Umrissen der Schnauze um
etwas von der Bodenrenke Süddeutsch-
lands. Die Schnauze der grossen Madui-
Maräne, wie sie gewöhnlich genannt wird,
ist um vieles gedrungener und breiter, die
beiden Zwischenkiefer steigen nicht so
schräg nach unten und hinten hinab wie
bei der Bodenrenke, auch erscheinen die
beiden seitlichen Oberkieferknochen etwas länger.

Die grosse Maräne lebt, wie die Bodenrenke, stets in sehr grosser Tiefe
der Seen und verlässt diesen verborgenen Aufenthalt nur, um ihr Fortpflan-
zungsgeschäft an seichten Stellen zu verrichten. Es tritt diese Laichzeit Mitte
November ein und soll dieselbe ohngefähr nach drei Wochen beendigt sein.
Es erreicht dieser Coregonus eine sehr bedeutende Grösse, zwei Fuss lange
Individuen sind nichts ungewöhnliches, doch sollen nach Bloch’s Angaben
auch vier Fuss lange Individuen gefangen werden.

Die Verbreitung der grossen Maräne scheint sich in Norddeutschland nur
auf einige grössere Seen von Pommern und Mecklenburg zu beschränken; als
leckere Speise sind diese Fische seit lange berühmt aus dem Maduisee bei
Stargard in Pommern und aus dem Schaalsee im Lauenburgschen.

Sehr auffallend und bedenklich muss dem Systematiker die Ansicht Nils-
son
’s 1) entgegentreten, nach welcher der Coreg. Maraena nur eine stumpf-
schnauzige Varietät des Schnäpel sein soll. Derselbe 2) will zwischen dem Co-
reg. oxyrhynchus
und Coreg. Maraena deutliche Uebergänge vor sich gehabt
haben. Ich kann es nicht wagen, einen Widerspruch gegen diese Behauptung
zu erheben, da ich nicht Gelegenheit gehabt habe, durch eigene Anschauung
und Vergleichung möglichst vieler Individuen von verschiedenen Alters- und
Entwicklungs-Zuständen des Coreg. Maraena mir über die Art-Berechtigung
dieser Maräne vollkommene Gewissheit zu verschaffen. Ich habe schon oben
(pag. 262) hervorgehoben, dass ein Schnäpel unter gewissen Umständen seine
lange spitze Schnauze einbüssen kann. Ein solcher Schnäpel dürfte allerdings
dem stumpfschnauzigen Coreg. Maraena nahe treten, allein die längeren seit-

1) Vergl. dessen: Skandinavisk Fauna. IV. pag. 453 oder Creplin’s Uebersetzung a. a. O.
pag. 32.
2) A. a. O. pag. 454 oder Creplin’s Uebersetzung a. a. O. pag. 33.
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[264/0277] Familie: Salmonoidei. Aus den diagnostischen Merkmalen, die ich für die grosse Maräne aufzu- stellen versucht habe, geht hervor, dass dieselbe dem Coreg. Fera sehr nahe [Abbildung] [Abbildung Fig. 50. Kopf von der Seite.] steht. Die vier Exemplare, welche ich zur Vergleichung aus Pommern und Mecklen- burg hier vor mir habe, unterscheiden sich nur in den Umrissen der Schnauze um etwas von der Bodenrenke Süddeutsch- lands. Die Schnauze der grossen Madui- Maräne, wie sie gewöhnlich genannt wird, ist um vieles gedrungener und breiter, die beiden Zwischenkiefer steigen nicht so schräg nach unten und hinten hinab wie bei der Bodenrenke, auch erscheinen die beiden seitlichen Oberkieferknochen etwas länger. Die grosse Maräne lebt, wie die Bodenrenke, stets in sehr grosser Tiefe der Seen und verlässt diesen verborgenen Aufenthalt nur, um ihr Fortpflan- zungsgeschäft an seichten Stellen zu verrichten. Es tritt diese Laichzeit Mitte November ein und soll dieselbe ohngefähr nach drei Wochen beendigt sein. Es erreicht dieser Coregonus eine sehr bedeutende Grösse, zwei Fuss lange Individuen sind nichts ungewöhnliches, doch sollen nach Bloch’s Angaben auch vier Fuss lange Individuen gefangen werden. Die Verbreitung der grossen Maräne scheint sich in Norddeutschland nur auf einige grössere Seen von Pommern und Mecklenburg zu beschränken; als leckere Speise sind diese Fische seit lange berühmt aus dem Maduisee bei Stargard in Pommern und aus dem Schaalsee im Lauenburgschen. Sehr auffallend und bedenklich muss dem Systematiker die Ansicht Nils- son’s 1) entgegentreten, nach welcher der Coreg. Maraena nur eine stumpf- schnauzige Varietät des Schnäpel sein soll. Derselbe 2) will zwischen dem Co- reg. oxyrhynchus und Coreg. Maraena deutliche Uebergänge vor sich gehabt haben. Ich kann es nicht wagen, einen Widerspruch gegen diese Behauptung zu erheben, da ich nicht Gelegenheit gehabt habe, durch eigene Anschauung und Vergleichung möglichst vieler Individuen von verschiedenen Alters- und Entwicklungs-Zuständen des Coreg. Maraena mir über die Art-Berechtigung dieser Maräne vollkommene Gewissheit zu verschaffen. Ich habe schon oben (pag. 262) hervorgehoben, dass ein Schnäpel unter gewissen Umständen seine lange spitze Schnauze einbüssen kann. Ein solcher Schnäpel dürfte allerdings dem stumpfschnauzigen Coreg. Maraena nahe treten, allein die längeren seit- 1) Vergl. dessen: Skandinavisk Fauna. IV. pag. 453 oder Creplin’s Uebersetzung a. a. O. pag. 32. 2) A. a. O. pag. 454 oder Creplin’s Uebersetzung a. a. O. pag. 33.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/277>, abgerufen am 25.11.2024.