Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Das V. Capitel de und der Wehe-Mutter Arm eingebracht worden. Die Frauhat keine sonderliche Empfindlichkeit davon/ außer Zwang/ der keine Gefahr bringen kan/ wenn es nur nach und nach sachte beygebracht oder tractiret wird. Laß nun die Splitter-Richter davon urtheilen was sie wollen/ wenn wir nur unserm Nech- sten helffen und denselben retten können/ wenn es die Noth erfor- dert. Es ist mir geschehen/ daß mich unterschiedene wegen dieser Wendung verfolget und verläumdet haben/ und wol gar gesagt: Sie wolten lieber sterben/ als auf dergleichen Weise in meine Hände kommen. Ich wil nicht sagen/ was sie sich weiter ver- meßen haben. Und es ist geschehen/ daß sie GOtt gedancket/ daß ich sie eben so gerettet habe/ darum heißt es: Irret euch nicht/ GOtt läßt sich nicht spotten. Es ist vor mich und diese Frauen eine Gnade Gottes/ wenn sie gerettet werden/ daß sie Leben und Ge- sundheit behalten. Als denn erkennen sie erst/ was solche Ver- messenheit ist/ und was GOtt thun kan durch seine Gnade und Allmacht/ bey ordentlichen Mitteln/ die Er giebet. Christ. Das achte Zeugnis/ als der Frau Barbara Vogtin/ ist nachdencklich/ und bey ihrer Geburt sehr ge- fährlich gewesen. Erkläre mir es doch ausführlich/ wie eszugegangen? Just. Betrachte und besiehe das gegebene Gerichtliche Zeug- nis recht wol/ weil es ziemlich alles erkläret/ wie ich geholffen/ und besiehe ingleichen meine dir gegebene Lehre/ da ich dir aus- führlich gezeiget/ wie es eigentlich zugegangen/ du mußt es ver- geßen haben. Schaue zurücke in die 25. 26. Seite/ da wirst du es finden. Christ. Das Neundte Zeugnis/ ist die Frau Susan- na Jacobin/ gebohrne Ritterin. Mit dieser Frau ists ja noch glücklich abgegangen; Aber woran hat es denn ge- fehlet/ daß sie so lange in Nöthen gewesen? Hat es denn die Wehe-Mutter auch mit dem zu frühen Treiben ver- sehen?
Das V. Capitel de und der Wehe-Mutter Arm eingebracht worden. Die Frauhat keine ſonderliche Empfindlichkeit davon/ außer Zwang/ der keine Gefahr bringen kan/ wenn es nur nach und nach ſachte beygebracht oder tractiret wird. Laß nun die Splitter-Richter davon urtheilen was ſie wollen/ wenn wir nur unſerm Nech- ſten helffen und denſelben retten koͤnnen/ wenn es die Noth erfor- dert. Es iſt mir geſchehen/ daß mich unterſchiedene wegen dieſer Wendung verfolget und verlaͤumdet haben/ und wol gar geſagt: Sie wolten lieber ſterben/ als auf dergleichen Weiſe in meine Haͤnde kommen. Ich wil nicht ſagen/ was ſie ſich weiter ver- meßen haben. Und es iſt geſchehen/ daß ſie GOtt gedancket/ daß ich ſie eben ſo gerettet habe/ darum heißt es: Irret euch nicht/ GOtt laͤßt ſich nicht ſpotten. Es iſt vor mich und dieſe Frauen eine Gnade Gottes/ wenn ſie gerettet werden/ daß ſie Leben und Ge- ſundheit behalten. Als denn erkennen ſie erſt/ was ſolche Ver- meſſenheit iſt/ und was GOtt thun kan durch ſeine Gnade und Allmacht/ bey ordentlichen Mitteln/ die Er giebet. Chriſt. Das achte Zeugnis/ als der Frau Barbara Vogtin/ iſt nachdencklich/ und bey ihrer Geburt ſehr ge- faͤhrlich geweſen. Erklaͤre mir es doch ausfuͤhrlich/ wie eszugegangen? Juſt. Betrachte und beſiehe das gegebene Gerichtliche Zeug- nis recht wol/ weil es ziemlich alles erklaͤret/ wie ich geholffen/ und beſiehe ingleichen meine dir gegebene Lehre/ da ich dir aus- fuͤhrlich gezeiget/ wie es eigentlich zugegangen/ du mußt es ver- geßen haben. Schaue zuruͤcke in die 25. 26. Seite/ da wirſt du es finden. Chriſt. Das Neundte Zeugnis/ iſt die Frau Suſan- na Jacobin/ gebohrne Ritterin. Mit dieſer Frau iſts ja noch gluͤcklich abgegangen; Aber woran hat es denn ge- fehlet/ daß ſie ſo lange in Noͤthen geweſen? Hat es denn die Wehe-Mutter auch mit dem zu fruͤhen Treiben ver- ſehen?
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Das V. Capitel
de und der Wehe-Mutter Arm eingebracht worden. Die Frau
hat keine ſonderliche Empfindlichkeit davon/ außer Zwang/ der
keine Gefahr bringen kan/ wenn es nur nach und nach ſachte
beygebracht oder tractiret wird. Laß nun die Splitter-Richter
davon urtheilen was ſie wollen/ wenn wir nur unſerm Nech-
ſten helffen und denſelben retten koͤnnen/ wenn es die Noth erfor-
dert. Es iſt mir geſchehen/ daß mich unterſchiedene wegen dieſer
Wendung verfolget und verlaͤumdet haben/ und wol gar geſagt:
Sie wolten lieber ſterben/ als auf dergleichen Weiſe in meine
Haͤnde kommen. Ich wil nicht ſagen/ was ſie ſich weiter ver-
meßen haben. Und es iſt geſchehen/ daß ſie GOtt gedancket/ daß
ich ſie eben ſo gerettet habe/ darum heißt es: Irret euch nicht/ GOtt
laͤßt ſich nicht ſpotten. Es iſt vor mich und dieſe Frauen eine
Gnade Gottes/ wenn ſie gerettet werden/ daß ſie Leben und Ge-
ſundheit behalten. Als denn erkennen ſie erſt/ was ſolche Ver-
meſſenheit iſt/ und was GOtt thun kan durch ſeine Gnade und
Allmacht/ bey ordentlichen Mitteln/ die Er giebet.
Chriſt. Das achte Zeugnis/ als der Frau Barbara
Vogtin/ iſt nachdencklich/ und bey ihrer Geburt ſehr ge-
faͤhrlich geweſen. Erklaͤre mir es doch ausfuͤhrlich/ wie
eszugegangen?
Juſt. Betrachte und beſiehe das gegebene Gerichtliche Zeug-
nis recht wol/ weil es ziemlich alles erklaͤret/ wie ich geholffen/
und beſiehe ingleichen meine dir gegebene Lehre/ da ich dir aus-
fuͤhrlich gezeiget/ wie es eigentlich zugegangen/ du mußt es ver-
geßen haben. Schaue zuruͤcke in die 25. 26. Seite/ da wirſt du es
finden.
Chriſt. Das Neundte Zeugnis/ iſt die Frau Suſan-
na Jacobin/ gebohrne Ritterin. Mit dieſer Frau iſts ja
noch gluͤcklich abgegangen; Aber woran hat es denn ge-
fehlet/ daß ſie ſo lange in Noͤthen geweſen? Hat es denn
die Wehe-Mutter auch mit dem zu fruͤhen Treiben ver-
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/227>, abgerufen am 25.06.2024. |