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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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Erforschung des
X. Fr.
Just. Was ist der innere Mutter-Mund/ ist er
bey einer Frauen wie bey der andern allemahl in der Ge-
burts-Stunde möglich zu erreichen?
Christ. Der innere Mutter-Mund ist ein Verschluß oder
Zuschlüssung der Mutter/ darinnen das Kind empfangen/ ge-
tragen/ und bis zur natürlichen Geburt sein Behältnis hat.
Er muß/ wie vorher gesagt/ gesuchet werden mit den fordern
zwey Fingern an der rechten Hand. Diese Finger können den Un-
terscheid des Mutter-Mundes und der andern Haut/ gar leich-
te machen/ welches ein Finger alleine nicht thun kan/ weil er
durch die Umfassung muß erkennet werden. In der Geburts-
Stunde ist er allemahl möglich zu erreichen. Es seyn etliche Lei-
ber/ jedoch wenige/ wenn sie schwer gehen/ daß man ihn gar
schwerlich erlanget/ welches gemein ist bey sehr fetten Frauen/
oder welche große und ungesunde Leiber haben/ daß also die Frucht
fornen in der Taschen des Leibes über sichdem Schoßbein überschla-
gen kan/ dann ziehet sich der Mutter-Mund in die Höhe/ und
scheinet der Mutter-Halß tieffer zu seyn als sonsten.
XI. Fr.
Just. Worzu ist denn der Angriff bey den Krei-
sterinnen nöthig?
Christ. Darzu ist der Angriff nöthig/ um Nachricht zu
geben/ ob die Frau rechte Kindes-Wehen habe/ oder nicht/ ob
das Kind recht zur Geburt stehet/ oder nicht/ und ob es Zeit zum
Kreisten/ oder nicht?
XII. Fr.
Just. Wenn aber rechte Wehen vorhanden/ und
das Kind recht und gut zur Geburt stehet/ ist denn der An-
griff was nütze?
Christ. Der Angriff ist gleichwol nöthig und nütze/ nicht
allein zu sagen: Ob das Kind bald komme oder kommen wer-
de; sondern auch darum/ damit das Kind recht stehend zu er-
halten/ daß es nicht auf eine Seite mehr/ als auf die andere/ scheff
gehen/ oder sich wo ansetzen könne. So verhütet auch der An-
griff
Erforſchung des
X. Fr.
Juſt. Was iſt der innere Mutter-Mund/ iſt er
bey einer Frauen wie bey der andern allemahl in der Ge-
burts-Stunde moͤglich zu erreichen?
Chriſt. Der innere Mutter-Mund iſt ein Verſchluß oder
Zuſchluͤſſung der Mutter/ darinnen das Kind empfangen/ ge-
tragen/ und bis zur natuͤrlichen Geburt ſein Behaͤltnis hat.
Er muß/ wie vorher geſagt/ geſuchet werden mit den fordern
zwey Fingern an der rechten Hand. Dieſe Finger koͤnnen den Un-
terſcheid des Mutter-Mundes und der andern Haut/ gar leich-
te machen/ welches ein Finger alleine nicht thun kan/ weil er
durch die Umfaſſung muß erkennet werden. In der Geburts-
Stunde iſt er allemahl moͤglich zu erreichen. Es ſeyn etliche Lei-
ber/ jedoch wenige/ wenn ſie ſchwer gehen/ daß man ihn gar
ſchwerlich erlanget/ welches gemein iſt bey ſehr fetten Frauen/
oder welche große und ungeſunde Leiber haben/ daß alſo die Frucht
fornen in der Taſchen des Leibes uͤber ſichdem Schoßbein uͤberſchla-
gen kan/ dann ziehet ſich der Mutter-Mund in die Hoͤhe/ und
ſcheinet der Mutter-Halß tieffer zu ſeyn als ſonſten.
XI. Fr.
Juſt. Worzu iſt denn der Angriff bey den Krei-
ſterinnen noͤthig?
Chriſt. Darzu iſt der Angriff noͤthig/ um Nachricht zu
geben/ ob die Frau rechte Kindes-Wehen habe/ oder nicht/ ob
das Kind recht zur Geburt ſtehet/ oder nicht/ und ob es Zeit zum
Kreiſten/ oder nicht?
XII. Fr.
Juſt. Wenn aber rechte Wehen vorhanden/ und
das Kind recht und gut zur Geburt ſtehet/ iſt denn der An-
griff was nuͤtze?
Chriſt. Der Angriff iſt gleichwol noͤthig und nuͤtze/ nicht
allein zu ſagen: Ob das Kind bald komme oder kommen wer-
de; ſondern auch darum/ damit das Kind recht ſtehend zu er-
halten/ daß es nicht auf eine Seite mehr/ als auf die andere/ ſcheff
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[216/0345] Erforſchung des X. Fr. Juſt. Was iſt der innere Mutter-Mund/ iſt er bey einer Frauen wie bey der andern allemahl in der Ge- burts-Stunde moͤglich zu erreichen? Chriſt. Der innere Mutter-Mund iſt ein Verſchluß oder Zuſchluͤſſung der Mutter/ darinnen das Kind empfangen/ ge- tragen/ und bis zur natuͤrlichen Geburt ſein Behaͤltnis hat. Er muß/ wie vorher geſagt/ geſuchet werden mit den fordern zwey Fingern an der rechten Hand. Dieſe Finger koͤnnen den Un- terſcheid des Mutter-Mundes und der andern Haut/ gar leich- te machen/ welches ein Finger alleine nicht thun kan/ weil er durch die Umfaſſung muß erkennet werden. In der Geburts- Stunde iſt er allemahl moͤglich zu erreichen. Es ſeyn etliche Lei- ber/ jedoch wenige/ wenn ſie ſchwer gehen/ daß man ihn gar ſchwerlich erlanget/ welches gemein iſt bey ſehr fetten Frauen/ oder welche große und ungeſunde Leiber haben/ daß alſo die Frucht fornen in der Taſchen des Leibes uͤber ſichdem Schoßbein uͤberſchla- gen kan/ dann ziehet ſich der Mutter-Mund in die Hoͤhe/ und ſcheinet der Mutter-Halß tieffer zu ſeyn als ſonſten. XI. Fr. Juſt. Worzu iſt denn der Angriff bey den Krei- ſterinnen noͤthig? Chriſt. Darzu iſt der Angriff noͤthig/ um Nachricht zu geben/ ob die Frau rechte Kindes-Wehen habe/ oder nicht/ ob das Kind recht zur Geburt ſtehet/ oder nicht/ und ob es Zeit zum Kreiſten/ oder nicht? XII. Fr. Juſt. Wenn aber rechte Wehen vorhanden/ und das Kind recht und gut zur Geburt ſtehet/ iſt denn der An- griff was nuͤtze? Chriſt. Der Angriff iſt gleichwol noͤthig und nuͤtze/ nicht allein zu ſagen: Ob das Kind bald komme oder kommen wer- de; ſondern auch darum/ damit das Kind recht ſtehend zu er- halten/ daß es nicht auf eine Seite mehr/ als auf die andere/ ſcheff gehen/ oder ſich wo anſetzen koͤnne. So verhuͤtet auch der An- griff

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/345>, abgerufen am 01.11.2024.