Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
vorgegangenen Unterrichts.
Wenn nun des Kindes Kopff eingelencket ist/ so zwinget das
Kind die Oeffnung des Leibes der Mutter von Wehen zu
Wehen/ und darff die Wehe-Mutter durch ihre Hände o-
der Finger keiner Außdähnung der fördern Schooß machen.
Wie du den allgemeinen Irrthum mir oben gewiesen hast/
nehmlich/ daß diese scharffe Ausdähnung der Frauen Leib wund
machet und bringet Schwulst/ ehe das Kind hervor und dahin
kommt. Alsdenn ist der Schmertz des Durchbruchs desto grös-
ser wegen der Schwulst und des wundten Leibes/ welches ich
wahrgenommen/ daß es mehr schaden als helffen kan. Die
rechte Hülffe muß bey des Kindes Kopffe/ und wo es am ge-
drängsten stecket/ geschehen/ und nicht fornen in der Schooß/ wo
noch kein Kind ist.
XXXVIII. Fr.
Just. Darbey hast du gantz recht/ die
beste Hülffe ist beym Kinde. Aber wenn die Kinder gar
zu groß von Leibe seyn/ so können sie gar leicht in der Ge-
burt umkommen/ ehe man die Schulter loß bringen kan/
die Wehe-Mutter sey so geschickt als sie wolle. Was sa-
gest du weiter?
Christ. Die übrigen dreyerley Arthen belangend/ so ist
allemahl die rechte Hülffe in Zeiten/ wenn man dem Kopffe
des Kindes gleiche einhilfft/ damit wird dergleichen scheefflauf-
fen und Ansetzen der Kinder am besten verhütet/ und ist die be-
ste Hülffe/ wie schon gemeldet. Wenn aber diese Hülffe nicht
geschiehet/ so kan nichts anders folgen/ als schwere Geburt/
auch wol dem Kinde und der Mutter der Tod. Nur dieser Un-
terscheid ist gegen vorherbeschriebenen zweyen Geburten zu wis-
sen und zu mercken/ nehmlich Drittens:

Wenn sich des Kindes Kopff auf das Schooßbein angesetzet
hat/ so stehet das Kind zwar tieff/ wie die groß-köpffichten Kin-
der/ aber/ gegen dem Mast-Darm ist der Frauen Leib hol
und leer vom Kinde/ da er sonst bey den groß-köpffichten Kindern
glei-
G g
vorgegangenen Unterrichts.
Wenn nun des Kindes Kopff eingelencket iſt/ ſo zwinget das
Kind die Oeffnung des Leibes der Mutter von Wehen zu
Wehen/ und darff die Wehe-Mutter durch ihre Haͤnde o-
der Finger keiner Außdaͤhnung der foͤrdern Schooß machen.
Wie du den allgemeinen Irrthum mir oben gewieſen haſt/
nehmlich/ daß dieſe ſcharffe Ausdaͤhnung der Frauen Leib wund
machet und bringet Schwulſt/ ehe das Kind hervor und dahin
kommt. Alsdenn iſt der Schmertz des Durchbruchs deſto groͤſ-
ſer wegen der Schwulſt und des wundten Leibes/ welches ich
wahrgenommen/ daß es mehr ſchaden als helffen kan. Die
rechte Huͤlffe muß bey des Kindes Kopffe/ und wo es am ge-
draͤngſten ſtecket/ geſchehen/ und nicht fornen in der Schooß/ wo
noch kein Kind iſt.
XXXVIII. Fr.
Juſt. Darbey haſt du gantz recht/ die
beſte Huͤlffe iſt beym Kinde. Aber wenn die Kinder gar
zu groß von Leibe ſeyn/ ſo koͤnnen ſie gar leicht in der Ge-
burt umkommen/ ehe man die Schulter loß bringen kan/
die Wehe-Mutter ſey ſo geſchickt als ſie wolle. Was ſa-
geſt du weiter?
Chriſt. Die uͤbrigen dreyerley Arthen belangend/ ſo iſt
allemahl die rechte Huͤlffe in Zeiten/ wenn man dem Kopffe
des Kindes gleiche einhilfft/ damit wird dergleichen ſcheefflauf-
fen und Anſetzen der Kinder am beſten verhuͤtet/ und iſt die be-
ſte Huͤlffe/ wie ſchon gemeldet. Wenn aber dieſe Huͤlffe nicht
geſchiehet/ ſo kan nichts anders folgen/ als ſchwere Geburt/
auch wol dem Kinde und der Mutter der Tod. Nur dieſer Un-
terſcheid iſt gegen vorherbeſchriebenen zweyen Geburten zu wiſ-
ſen und zu mercken/ nehmlich Drittens:

Wenn ſich des Kindes Kopff auf das Schooßbein angeſetzet
hat/ ſo ſtehet das Kind zwar tieff/ wie die groß-koͤpffichten Kin-
der/ aber/ gegen dem Maſt-Darm iſt der Frauen Leib hol
und leer vom Kinde/ da er ſonſt bey den groß-koͤpffichten Kindern
glei-
G g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#christ">
            <p><pb facs="#f0362" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">vorgegangenen Unterrichts.</hi></fw><lb/>
Wenn nun des Kindes Kopff eingelencket i&#x017F;t/ &#x017F;o zwinget das<lb/>
Kind die Oeffnung des Leibes der Mutter von Wehen zu<lb/>
Wehen/ und darff die Wehe-Mutter durch ihre Ha&#x0364;nde o-<lb/>
der Finger keiner Außda&#x0364;hnung der fo&#x0364;rdern Schooß machen.<lb/>
Wie du den allgemeinen Irrthum mir oben gewie&#x017F;en ha&#x017F;t/<lb/>
nehmlich/ daß die&#x017F;e &#x017F;charffe Ausda&#x0364;hnung der Frauen Leib wund<lb/>
machet und bringet Schwul&#x017F;t/ ehe das Kind hervor und dahin<lb/>
kommt. Alsdenn i&#x017F;t der Schmertz des Durchbruchs de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er wegen der Schwul&#x017F;t und des wundten Leibes/ welches ich<lb/>
wahrgenommen/ daß es mehr &#x017F;chaden als helffen kan. Die<lb/>
rechte Hu&#x0364;lffe muß bey des Kindes Kopffe/ und wo es am ge-<lb/>
dra&#x0364;ng&#x017F;ten &#x017F;tecket/ ge&#x017F;chehen/ und nicht fornen in der Schooß/ wo<lb/>
noch kein Kind i&#x017F;t.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">XXXVIII.</hi> Fr.</head><lb/>
          <sp who="#just">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p> <hi rendition="#fr">Darbey ha&#x017F;t du gantz recht/ die<lb/>
be&#x017F;te Hu&#x0364;lffe i&#x017F;t beym Kinde. Aber wenn die Kinder gar<lb/>
zu groß von Leibe &#x017F;eyn/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie gar leicht in der Ge-<lb/>
burt umkommen/ ehe man die Schulter loß bringen kan/<lb/>
die Wehe-Mutter &#x017F;ey &#x017F;o ge&#x017F;chickt als &#x017F;ie wolle. Was &#x017F;a-<lb/>
ge&#x017F;t du weiter?</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#christ">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;t.</hi> </speaker>
            <p>Die u&#x0364;brigen dreyerley Arthen belangend/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
allemahl die rechte Hu&#x0364;lffe in Zeiten/ wenn man dem Kopffe<lb/>
des Kindes gleiche einhilfft/ damit wird dergleichen &#x017F;cheefflauf-<lb/>
fen und An&#x017F;etzen der Kinder am be&#x017F;ten verhu&#x0364;tet/ und i&#x017F;t die be-<lb/>
&#x017F;te Hu&#x0364;lffe/ wie &#x017F;chon gemeldet. Wenn aber die&#x017F;e Hu&#x0364;lffe nicht<lb/>
ge&#x017F;chiehet/ &#x017F;o kan nichts anders folgen/ als &#x017F;chwere Geburt/<lb/>
auch wol dem Kinde und der Mutter der Tod. Nur die&#x017F;er Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid i&#x017F;t gegen vorherbe&#x017F;chriebenen zweyen Geburten zu wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und zu mercken/ nehmlich Drittens:</p><lb/>
            <p>Wenn &#x017F;ich des Kindes Kopff auf das Schooßbein ange&#x017F;etzet<lb/>
hat/ &#x017F;o &#x017F;tehet das Kind zwar tieff/ wie die groß-ko&#x0364;pffichten Kin-<lb/>
der/ aber/ gegen dem Ma&#x017F;t-Darm i&#x017F;t der Frauen Leib hol<lb/>
und leer vom Kinde/ da er &#x017F;on&#x017F;t bey den groß-ko&#x0364;pffichten Kindern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g</fw><fw place="bottom" type="catch">glei-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0362] vorgegangenen Unterrichts. Wenn nun des Kindes Kopff eingelencket iſt/ ſo zwinget das Kind die Oeffnung des Leibes der Mutter von Wehen zu Wehen/ und darff die Wehe-Mutter durch ihre Haͤnde o- der Finger keiner Außdaͤhnung der foͤrdern Schooß machen. Wie du den allgemeinen Irrthum mir oben gewieſen haſt/ nehmlich/ daß dieſe ſcharffe Ausdaͤhnung der Frauen Leib wund machet und bringet Schwulſt/ ehe das Kind hervor und dahin kommt. Alsdenn iſt der Schmertz des Durchbruchs deſto groͤſ- ſer wegen der Schwulſt und des wundten Leibes/ welches ich wahrgenommen/ daß es mehr ſchaden als helffen kan. Die rechte Huͤlffe muß bey des Kindes Kopffe/ und wo es am ge- draͤngſten ſtecket/ geſchehen/ und nicht fornen in der Schooß/ wo noch kein Kind iſt. XXXVIII. Fr. Juſt. Darbey haſt du gantz recht/ die beſte Huͤlffe iſt beym Kinde. Aber wenn die Kinder gar zu groß von Leibe ſeyn/ ſo koͤnnen ſie gar leicht in der Ge- burt umkommen/ ehe man die Schulter loß bringen kan/ die Wehe-Mutter ſey ſo geſchickt als ſie wolle. Was ſa- geſt du weiter? Chriſt. Die uͤbrigen dreyerley Arthen belangend/ ſo iſt allemahl die rechte Huͤlffe in Zeiten/ wenn man dem Kopffe des Kindes gleiche einhilfft/ damit wird dergleichen ſcheefflauf- fen und Anſetzen der Kinder am beſten verhuͤtet/ und iſt die be- ſte Huͤlffe/ wie ſchon gemeldet. Wenn aber dieſe Huͤlffe nicht geſchiehet/ ſo kan nichts anders folgen/ als ſchwere Geburt/ auch wol dem Kinde und der Mutter der Tod. Nur dieſer Un- terſcheid iſt gegen vorherbeſchriebenen zweyen Geburten zu wiſ- ſen und zu mercken/ nehmlich Drittens: Wenn ſich des Kindes Kopff auf das Schooßbein angeſetzet hat/ ſo ſtehet das Kind zwar tieff/ wie die groß-koͤpffichten Kin- der/ aber/ gegen dem Maſt-Darm iſt der Frauen Leib hol und leer vom Kinde/ da er ſonſt bey den groß-koͤpffichten Kindern glei- G g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/362
Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/362>, abgerufen am 18.12.2024.