Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Das III. Capitel Just. Die rechte gründliche Ursach stehet wol bey dem lie- ben GOtt/ der alles in seinen Händen hat/ Leben und Tod/ Glück und Unglück/ wie auch seine eigene Worte lauten: Mit Schmertzen solt du Kinder gebähren. Daß es aber einer Frau- en schwerer als der andern kommt/ ist vielleicht auch eine Gött- liche Probe über fromme Christen. Und ist dem lieben GOtt am besten bekandt/ warum Er offters Fromme mit Creutz beleget/ und Gottlose lauffen lässet. Im übrigen berichte ich dich/ daß auch viel Natürliche Ursachen dabey seyn/ denen mit guter Wis- senschafft kan abgeholffen werden/ (wo nicht gäntzlich/ doch ziem- lich/ wenn GOtt Segen dazu giebt) daß es nicht so lange währen darff. Der harte Durchbruch kan nicht geändert werden; Aber dem Stecken und Ansetzen der Frucht/ wie auch der Hervorzie- hung des Mutter-Mundes vor des Kindes Haupt/ woran viel gelegen/ kan wol durch gute Wissenschafft gewehret werden/ daß nicht so langwärendes Kreisten/ auch nicht solche Gefahr/ wie offters geschiehet/ daraus folge/ da doch dieses alles zu rechter Ge- burt kan genennet werden. Darum gieb nur Achtung drauff/ was für Unterscheid dabey zu mercken/ du wirst dich verwun- dern. Denn: 1. Ist der innere Mutter-Mund/ wenn er so hart und steiff ist/ daß er sich zu nöhtiger Oeffnung der völligen Geburt nicht er- geben kan/ Schuld an harter Geburt/ wie bereits gemeldet. 2. Ist harte Geburt/ wenn der innere Mutter-Mund zu sehr gegen dem Affter-Darm lieget/ und von der Frucht in die Hö- he gezogen wird/ welches bey vorsichhangenden Leibern gemein ist. 3. Ist harte Geburt/ wenn das Kind schon mit dem Haupte zur Geburt kommet/ sich aber auff einer oder der andern Seite damit ansetzet oder ansetzen wil/ das weiset das Kupffer B, wie ihm bald bey dem Wasserspringen an- und einzuhelffen ist/ wenn es bey noch stehendem Wasser nicht hat können eingelencket wer- den/ wie offters geschiehet/ wenn das Kind zu hoch stehet. Das sol-
Das III. Capitel Juſt. Die rechte gruͤndliche Urſach ſtehet wol bey dem lie- ben GOtt/ der alles in ſeinen Haͤnden hat/ Leben und Tod/ Gluͤck und Ungluͤck/ wie auch ſeine eigene Worte lauten: Mit Schmertzen ſolt du Kinder gebaͤhren. Daß es aber einer Frau- en ſchwerer als der andern kommt/ iſt vielleicht auch eine Goͤtt- liche Probe uͤber fromme Chriſten. Und iſt dem lieben GOtt am beſten bekandt/ warum Er offters Fromme mit Creutz beleget/ und Gottloſe lauffen laͤſſet. Im uͤbrigen berichte ich dich/ daß auch viel Natuͤrliche Urſachen dabey ſeyn/ denen mit guter Wiſ- ſenſchafft kan abgeholffen werden/ (wo nicht gaͤntzlich/ doch ziem- lich/ wenn GOtt Segen dazu giebt) daß es nicht ſo lange waͤhren darff. Der harte Durchbruch kan nicht geaͤndert werden; Aber dem Stecken und Anſetzen der Frucht/ wie auch der Hervorzie- hung des Mutter-Mundes vor des Kindes Haupt/ woran viel gelegen/ kan wol durch gute Wiſſenſchafft gewehret werden/ daß nicht ſo langwaͤrendes Kreiſten/ auch nicht ſolche Gefahr/ wie offters geſchiehet/ daraus folge/ da doch dieſes alles zu rechter Ge- burt kan genennet werden. Darum gieb nur Achtung drauff/ was fuͤr Unterſcheid dabey zu mercken/ du wirſt dich verwun- dern. Denn: 1. Iſt der innere Mutter-Mund/ wenn er ſo hart und ſteiff iſt/ daß er ſich zu noͤhtiger Oeffnung der voͤlligen Geburt nicht er- geben kan/ Schuld an harter Geburt/ wie bereits gemeldet. 2. Iſt harte Geburt/ wenn der innere Mutter-Mund zu ſehr gegen dem Affter-Darm lieget/ und von der Frucht in die Hoͤ- he gezogen wird/ welches bey vorſichhangenden Leibern gemein iſt. 3. Iſt harte Geburt/ wenn das Kind ſchon mit dem Haupte zur Geburt kommet/ ſich aber auff einer oder der andern Seite damit anſetzet oder anſetzen wil/ das weiſet das Kupffer B, wie ihm bald bey dem Waſſerſpringen an- und einzuhelffen iſt/ wenn es bey noch ſtehendem Waſſer nicht hat koͤnnen eingelencket wer- den/ wie offters geſchiehet/ wenn das Kind zu hoch ſtehet. Das ſol-
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Das III. Capitel
Juſt. Die rechte gruͤndliche Urſach ſtehet wol bey dem lie-
ben GOtt/ der alles in ſeinen Haͤnden hat/ Leben und Tod/
Gluͤck und Ungluͤck/ wie auch ſeine eigene Worte lauten: Mit
Schmertzen ſolt du Kinder gebaͤhren. Daß es aber einer Frau-
en ſchwerer als der andern kommt/ iſt vielleicht auch eine Goͤtt-
liche Probe uͤber fromme Chriſten. Und iſt dem lieben GOtt
am beſten bekandt/ warum Er offters Fromme mit Creutz beleget/
und Gottloſe lauffen laͤſſet. Im uͤbrigen berichte ich dich/ daß
auch viel Natuͤrliche Urſachen dabey ſeyn/ denen mit guter Wiſ-
ſenſchafft kan abgeholffen werden/ (wo nicht gaͤntzlich/ doch ziem-
lich/ wenn GOtt Segen dazu giebt) daß es nicht ſo lange waͤhren
darff. Der harte Durchbruch kan nicht geaͤndert werden; Aber
dem Stecken und Anſetzen der Frucht/ wie auch der Hervorzie-
hung des Mutter-Mundes vor des Kindes Haupt/ woran viel
gelegen/ kan wol durch gute Wiſſenſchafft gewehret werden/ daß
nicht ſo langwaͤrendes Kreiſten/ auch nicht ſolche Gefahr/ wie
offters geſchiehet/ daraus folge/ da doch dieſes alles zu rechter Ge-
burt kan genennet werden. Darum gieb nur Achtung drauff/
was fuͤr Unterſcheid dabey zu mercken/ du wirſt dich verwun-
dern. Denn:
1. Iſt der innere Mutter-Mund/ wenn er ſo hart und ſteiff
iſt/ daß er ſich zu noͤhtiger Oeffnung der voͤlligen Geburt nicht er-
geben kan/ Schuld an harter Geburt/ wie bereits gemeldet.
2. Iſt harte Geburt/ wenn der innere Mutter-Mund zu
ſehr gegen dem Affter-Darm lieget/ und von der Frucht in die Hoͤ-
he gezogen wird/ welches bey vorſichhangenden Leibern gemein iſt.
3. Iſt harte Geburt/ wenn das Kind ſchon mit dem Haupte
zur Geburt kommet/ ſich aber auff einer oder der andern Seite
damit anſetzet oder anſetzen wil/ das weiſet das Kupffer B, wie
ihm bald bey dem Waſſerſpringen an- und einzuhelffen iſt/ wenn
es bey noch ſtehendem Waſſer nicht hat koͤnnen eingelencket wer-
den/ wie offters geſchiehet/ wenn das Kind zu hoch ſtehet. Das
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