Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Die Formen, die aus der Zergliederung der Harmonien oder Accorde entstehen,
wo keine Wechsel und durchgehenden Noten vorkommen, sind sehr vielfältig, weil die
Zergliederung auf vielerlei Weise geschehen kann. Sie machen einen Haupttheil der
rhythmischen Schönheiten aus, und gehören genau genommen nicht zu der Melodie son-
dern zur Harmonie. Die Töne derselben dürfen keinem andern Accorde, keiner andern
Harmonie angehören, es müßte denn Absicht des Componisten sein, dissonirende Stimmen
zu benutzen, wie es oft beim Zusammentritt der Primen und Dominantenharmonie der
Fall ist. Die Zergliederung ist ein Mittel, der sonst schleppenden melodischen Fortschrei-
tung der Harmonie, mehr Lebhaftigkeit und Verbindung zu geben. Hierher gehört er-
stens die Brechung der Accorde oder Harmonien, als:

[Musik]

Zweitens, die Zergliederung einer größern Note der Harmonie.

[Musik]

Drittens, die Zergliederung mehrerer Stimmen des Accords:

[Musik]

V. Die Formen, die aus der Zergliederung der Harmonien oder Accorde entſtehen,
wo keine Wechſel und durchgehenden Noten vorkommen, ſind ſehr vielfaͤltig, weil die
Zergliederung auf vielerlei Weiſe geſchehen kann. Sie machen einen Haupttheil der
rhythmiſchen Schoͤnheiten aus, und gehoͤren genau genommen nicht zu der Melodie ſon-
dern zur Harmonie. Die Toͤne derſelben duͤrfen keinem andern Accorde, keiner andern
Harmonie angehoͤren, es muͤßte denn Abſicht des Componiſten ſein, diſſonirende Stimmen
zu benutzen, wie es oft beim Zuſammentritt der Primen und Dominantenharmonie der
Fall iſt. Die Zergliederung iſt ein Mittel, der ſonſt ſchleppenden melodiſchen Fortſchrei-
tung der Harmonie, mehr Lebhaftigkeit und Verbindung zu geben. Hierher gehoͤrt er-
ſtens die Brechung der Accorde oder Harmonien, als:

[Musik]

Zweitens, die Zergliederung einer groͤßern Note der Harmonie.

[Musik]

Drittens, die Zergliederung mehrerer Stimmen des Accords:

[Musik]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0153" n="135"/>
              <p><hi rendition="#aq">V.</hi> Die Formen, die aus der Zergliederung der Harmonien oder Accorde ent&#x017F;tehen,<lb/>
wo keine Wech&#x017F;el und durchgehenden Noten vorkommen, &#x017F;ind &#x017F;ehr vielfa&#x0364;ltig, weil die<lb/>
Zergliederung auf vielerlei Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen kann. Sie machen einen Haupttheil der<lb/>
rhythmi&#x017F;chen Scho&#x0364;nheiten aus, und geho&#x0364;ren genau genommen nicht zu der Melodie &#x017F;on-<lb/>
dern zur Harmonie. Die To&#x0364;ne der&#x017F;elben du&#x0364;rfen keinem andern Accorde, keiner andern<lb/>
Harmonie angeho&#x0364;ren, es mu&#x0364;ßte denn Ab&#x017F;icht des Componi&#x017F;ten &#x017F;ein, di&#x017F;&#x017F;onirende Stimmen<lb/>
zu benutzen, wie es oft beim Zu&#x017F;ammentritt der Primen und Dominantenharmonie der<lb/>
Fall i&#x017F;t. Die Zergliederung i&#x017F;t ein Mittel, der &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chleppenden melodi&#x017F;chen Fort&#x017F;chrei-<lb/>
tung der Harmonie, mehr Lebhaftigkeit und Verbindung zu geben. Hierher geho&#x0364;rt er-<lb/>
&#x017F;tens die Brechung der Accorde oder Harmonien, als:<lb/><figure type="notatedMusic"/><lb/></p>
              <p>Zweitens, die Zergliederung einer gro&#x0364;ßern Note der Harmonie.</p><lb/>
              <figure type="notatedMusic"/><lb/>
              <p>Drittens, die Zergliederung mehrerer Stimmen des Accords:<lb/><figure type="notatedMusic"/><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0153] V. Die Formen, die aus der Zergliederung der Harmonien oder Accorde entſtehen, wo keine Wechſel und durchgehenden Noten vorkommen, ſind ſehr vielfaͤltig, weil die Zergliederung auf vielerlei Weiſe geſchehen kann. Sie machen einen Haupttheil der rhythmiſchen Schoͤnheiten aus, und gehoͤren genau genommen nicht zu der Melodie ſon- dern zur Harmonie. Die Toͤne derſelben duͤrfen keinem andern Accorde, keiner andern Harmonie angehoͤren, es muͤßte denn Abſicht des Componiſten ſein, diſſonirende Stimmen zu benutzen, wie es oft beim Zuſammentritt der Primen und Dominantenharmonie der Fall iſt. Die Zergliederung iſt ein Mittel, der ſonſt ſchleppenden melodiſchen Fortſchrei- tung der Harmonie, mehr Lebhaftigkeit und Verbindung zu geben. Hierher gehoͤrt er- ſtens die Brechung der Accorde oder Harmonien, als: [Abbildung] Zweitens, die Zergliederung einer groͤßern Note der Harmonie. [Abbildung] Drittens, die Zergliederung mehrerer Stimmen des Accords: [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/153
Zitationshilfe: Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/153>, abgerufen am 04.12.2024.