Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
1) Wenn die Accorde der Primen Harmonie mit einander abwechseln, so
muß wenigstens ein Ton des liegenden Accords, zu einen des neu eintretenden Accords
genommen werden. Diese Regel erstreckt sich auch auf die Fortschreitung eines Accords
in einen andern Accord der Primen Harmonie einer andern wenn auch noch so sehr
entferntern Tonart,
2) können die drei Accorde der Primen Harmonie, mit einem der Dominanten Har-
monie der nämlichen Tonart abwechseln,
3) kann dieser Wechsel in eine andre Tonart nicht geschehen, wenn nicht wenig-
stens ein Ton in den nachfolgenden Accord mit aufgenommen werden kann und alle
Stimmen ihren Platz verlassen müssen.
4) Geht aus diesen 3 Grundsätzen hervor, daß zwei Accorde, von gleicher Lage in
welchen Quinten enthalten sind, nicht mit einander abwechsern können und
5) um so weniger, wenn zwei Grundtöne (Bässe) in die daneben liegenden mit
zwei andern der obern Stimmen in gerader Bewegung (Octavenweis) fortschrei-
ten. z. B.
[Musik]

Um folglich dem ganz natürlichen Verbote der Quinten und Octaven auszuweichen
muß man vermeiden, daß zwei Accorde, in welchen die Stimmen um 5 Töne von einan-
der entfernt liegen, und wo der Baß mit einer der Stimmen octavenweise fortschreitet,
hinter einander folgen. Dieses Verbot erstreckt sich jedoch nicht auf den Fortgang zweier
oder mehrerer Stimmen in der Octave oder Unisono,

[Musik]

1) Wenn die Accorde der Primen Harmonie mit einander abwechſeln, ſo
muß wenigſtens ein Ton des liegenden Accords, zu einen des neu eintretenden Accords
genommen werden. Dieſe Regel erſtreckt ſich auch auf die Fortſchreitung eines Accords
in einen andern Accord der Primen Harmonie einer andern wenn auch noch ſo ſehr
entferntern Tonart,
2) koͤnnen die drei Accorde der Primen Harmonie, mit einem der Dominanten Har-
monie der naͤmlichen Tonart abwechſeln,
3) kann dieſer Wechſel in eine andre Tonart nicht geſchehen, wenn nicht wenig-
ſtens ein Ton in den nachfolgenden Accord mit aufgenommen werden kann und alle
Stimmen ihren Platz verlaſſen muͤſſen.
4) Geht aus dieſen 3 Grundſaͤtzen hervor, daß zwei Accorde, von gleicher Lage in
welchen Quinten enthalten ſind, nicht mit einander abwechſern koͤnnen und
5) um ſo weniger, wenn zwei Grundtoͤne (Baͤſſe) in die daneben liegenden mit
zwei andern der obern Stimmen in gerader Bewegung (Octavenweis) fortſchrei-
ten. z. B.
[Musik]

Um folglich dem ganz natuͤrlichen Verbote der Quinten und Octaven auszuweichen
muß man vermeiden, daß zwei Accorde, in welchen die Stimmen um 5 Toͤne von einan-
der entfernt liegen, und wo der Baß mit einer der Stimmen octavenweiſe fortſchreitet,
hinter einander folgen. Dieſes Verbot erſtreckt ſich jedoch nicht auf den Fortgang zweier
oder mehrerer Stimmen in der Octave oder Uniſono,

[Musik]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0071" n="53"/>
            <list>
              <item>1) Wenn <hi rendition="#g">die Accorde der Primen Harmonie</hi> mit einander abwech&#x017F;eln, &#x017F;o<lb/>
muß wenig&#x017F;tens ein Ton des liegenden Accords, zu einen des neu eintretenden Accords<lb/>
genommen werden. Die&#x017F;e Regel er&#x017F;treckt &#x017F;ich auch auf die Fort&#x017F;chreitung eines Accords<lb/>
in einen andern Accord der Primen Harmonie <hi rendition="#g">einer andern</hi> wenn auch noch &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/><hi rendition="#g">entferntern Tonart</hi>,</item><lb/>
              <item>2) ko&#x0364;nnen die drei Accorde der Primen Harmonie, mit einem der Dominanten Har-<lb/>
monie der <hi rendition="#g">na&#x0364;mlichen</hi> Tonart abwech&#x017F;eln,</item><lb/>
              <item>3) kann die&#x017F;er Wech&#x017F;el in eine <hi rendition="#g">andre Tonart nicht</hi> ge&#x017F;chehen, wenn nicht wenig-<lb/>
&#x017F;tens <hi rendition="#g">ein</hi> Ton in den nachfolgenden Accord mit aufgenommen werden kann und alle<lb/>
Stimmen ihren Platz verla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
              <item>4) Geht aus die&#x017F;en 3 Grund&#x017F;a&#x0364;tzen hervor, daß zwei Accorde, von gleicher Lage in<lb/>
welchen Quinten enthalten &#x017F;ind, nicht mit einander abwech&#x017F;ern ko&#x0364;nnen und</item><lb/>
              <item>5) um &#x017F;o weniger, wenn zwei Grundto&#x0364;ne (Ba&#x0364;&#x017F;&#x017F;e) in die daneben liegenden mit<lb/>
zwei andern der obern Stimmen in <hi rendition="#g">gerader Bewegung</hi> (Octavenweis) fort&#x017F;chrei-<lb/>
ten. z. B.</item>
            </list><lb/>
            <figure type="notatedMusic"/><lb/>
            <p>Um folglich dem ganz natu&#x0364;rlichen Verbote der Quinten und Octaven auszuweichen<lb/>
muß man vermeiden, daß zwei Accorde, in welchen die Stimmen um 5 To&#x0364;ne von einan-<lb/>
der entfernt liegen, und wo der Baß mit einer der Stimmen octavenwei&#x017F;e fort&#x017F;chreitet,<lb/>
hinter einander folgen. Die&#x017F;es Verbot er&#x017F;treckt &#x017F;ich jedoch nicht auf den Fortgang zweier<lb/>
oder mehrerer Stimmen in der Octave oder Uni&#x017F;ono,<lb/><figure type="notatedMusic"/><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0071] 1) Wenn die Accorde der Primen Harmonie mit einander abwechſeln, ſo muß wenigſtens ein Ton des liegenden Accords, zu einen des neu eintretenden Accords genommen werden. Dieſe Regel erſtreckt ſich auch auf die Fortſchreitung eines Accords in einen andern Accord der Primen Harmonie einer andern wenn auch noch ſo ſehr entferntern Tonart, 2) koͤnnen die drei Accorde der Primen Harmonie, mit einem der Dominanten Har- monie der naͤmlichen Tonart abwechſeln, 3) kann dieſer Wechſel in eine andre Tonart nicht geſchehen, wenn nicht wenig- ſtens ein Ton in den nachfolgenden Accord mit aufgenommen werden kann und alle Stimmen ihren Platz verlaſſen muͤſſen. 4) Geht aus dieſen 3 Grundſaͤtzen hervor, daß zwei Accorde, von gleicher Lage in welchen Quinten enthalten ſind, nicht mit einander abwechſern koͤnnen und 5) um ſo weniger, wenn zwei Grundtoͤne (Baͤſſe) in die daneben liegenden mit zwei andern der obern Stimmen in gerader Bewegung (Octavenweis) fortſchrei- ten. z. B. [Abbildung] Um folglich dem ganz natuͤrlichen Verbote der Quinten und Octaven auszuweichen muß man vermeiden, daß zwei Accorde, in welchen die Stimmen um 5 Toͤne von einan- der entfernt liegen, und wo der Baß mit einer der Stimmen octavenweiſe fortſchreitet, hinter einander folgen. Dieſes Verbot erſtreckt ſich jedoch nicht auf den Fortgang zweier oder mehrerer Stimmen in der Octave oder Uniſono, [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/71
Zitationshilfe: Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/71>, abgerufen am 21.11.2024.