lichen Ladungserscheinungen, die aber, nach den jetzt bereits vorliegenden Erfahrungen an der circa 7 Meilen langen Tele- graphen-Anlage in der Stadt Berlin, welche die Brandwachen und Polizeibureaux verbindet, und bei welcher durchgängig mit Blei bekleidete Drähte benutzt sind, nicht so beträchtlich ist, wie zu befürchten war und durch die Wahl und Einrichtung der telegraphischen Apparate unschädlich zu machen ist. Die Kosten- vermehrung durch die Ueberziehung der isolirten Drähte mit Bleiröhren ist nicht so bedeutend, wie es auf den ersten Blick scheint. Da der isolirende Ueberzug allen äusseren Einwirkungen entzogen ist, so kann er ohne Gefahr beträchtlich schwächer ge- macht werden. Die Ersparung an Guttapercha ersetzt dann den grössten Theil der Kosten des Bleiüberzuges. Ausserdem erlaubt der mit Bleiröhren zu erzielende höhere Grad von Isola- tion die Anwendung schwächerer Drähte für lange Linien.
Aus dem bisher Gesagten wird sich für jede unbefangene Kritik ergeben, dass die ersten in Preussen angelegten unter- irdischen Leitungen unter so ungünstigen Umständen angelegt sind, dass die an ihnen gemachten Erfahrungen nur mit grosser Vorsicht zur Beurtheilung des Werthes des Systems der unter- irdischen Leitungen benutzt werden dürfen. Die schlechte Fa- brication der dabei benutzten Drähte, die theilweise Verwen- dung schlechter Sorten Guttapercha, die geringe Tiefe des Einlegens der Drähte, die Anlage der Linien in grosser Eile, in ungünstiger Jahreszeit und durch ungeübte Leute, haben zu viele Quellen störender Einflüsse und schnellen Verderbens bei ihnen eröffnet. Eine genauere Betrachtung der Ergebnisse der älteren Linien und die bei den später angelegten Leitungen gemachten Erfahrungen sprechen dagegen bisher durchaus für die unter- irdischen Leitungen, wenn man auch die, bei den letzteren grösstentheils aus Mangel an Erfahrung gemachten, und jetzt zu vermeidenden Fehler berücksichtigt. Es ist bei allen neueren unterirdischen Leitungen, auch bei denen, die unmittelbar nach den beiden erstgenannten noch in demselben Jahre angelegt wurden, bisher durchaus keine Veränderung der Guttapercha bemerkbar gewesen, obschon die Tiefe des Einlegens auch bei ihnen noch zu gering war. Nur selten haben sich Fabrications- fehler gezeigt, die eine Revision der Leitung nöthig machten.
lichen Ladungserscheinungen, die aber, nach den jetzt bereits vorliegenden Erfahrungen an der circa 7 Meilen langen Tele- graphen-Anlage in der Stadt Berlin, welche die Brandwachen und Polizeibureaux verbindet, und bei welcher durchgängig mit Blei bekleidete Drähte benutzt sind, nicht so beträchtlich ist, wie zu befürchten war und durch die Wahl und Einrichtung der telegraphischen Apparate unschädlich zu machen ist. Die Kosten- vermehrung durch die Ueberziehung der isolirten Drähte mit Bleiröhren ist nicht so bedeutend, wie es auf den ersten Blick scheint. Da der isolirende Ueberzug allen äusseren Einwirkungen entzogen ist, so kann er ohne Gefahr beträchtlich schwächer ge- macht werden. Die Ersparung an Guttapercha ersetzt dann den grössten Theil der Kosten des Bleiüberzuges. Ausserdem erlaubt der mit Bleiröhren zu erzielende höhere Grad von Isola- tion die Anwendung schwächerer Drähte für lange Linien.
Aus dem bisher Gesagten wird sich für jede unbefangene Kritik ergeben, dass die ersten in Preussen angelegten unter- irdischen Leitungen unter so ungünstigen Umständen angelegt sind, dass die an ihnen gemachten Erfahrungen nur mit grosser Vorsicht zur Beurtheilung des Werthes des Systems der unter- irdischen Leitungen benutzt werden dürfen. Die schlechte Fa- brication der dabei benutzten Drähte, die theilweise Verwen- dung schlechter Sorten Guttapercha, die geringe Tiefe des Einlegens der Drähte, die Anlage der Linien in grosser Eile, in ungünstiger Jahreszeit und durch ungeübte Leute, haben zu viele Quellen störender Einflüsse und schnellen Verderbens bei ihnen eröffnet. Eine genauere Betrachtung der Ergebnisse der älteren Linien und die bei den später angelegten Leitungen gemachten Erfahrungen sprechen dagegen bisher durchaus für die unter- irdischen Leitungen, wenn man auch die, bei den letzteren grösstentheils aus Mangel an Erfahrung gemachten, und jetzt zu vermeidenden Fehler berücksichtigt. Es ist bei allen neueren unterirdischen Leitungen, auch bei denen, die unmittelbar nach den beiden erstgenannten noch in demselben Jahre angelegt wurden, bisher durchaus keine Veränderung der Guttapercha bemerkbar gewesen, obschon die Tiefe des Einlegens auch bei ihnen noch zu gering war. Nur selten haben sich Fabrications- fehler gezeigt, die eine Revision der Leitung nöthig machten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0122"n="104"/>
lichen Ladungserscheinungen, die aber, nach den jetzt bereits<lb/>
vorliegenden Erfahrungen an der circa 7 Meilen langen Tele-<lb/>
graphen-Anlage in der Stadt Berlin, welche die Brandwachen<lb/>
und Polizeibureaux verbindet, und bei welcher durchgängig mit<lb/>
Blei bekleidete Drähte benutzt sind, nicht so beträchtlich ist, wie<lb/>
zu befürchten war und durch die Wahl und Einrichtung der<lb/>
telegraphischen Apparate unschädlich zu machen ist. Die Kosten-<lb/>
vermehrung durch die Ueberziehung der isolirten Drähte mit<lb/>
Bleiröhren ist nicht so bedeutend, wie es auf den ersten Blick<lb/>
scheint. Da der isolirende Ueberzug allen äusseren Einwirkungen<lb/>
entzogen ist, so kann er ohne Gefahr beträchtlich schwächer ge-<lb/>
macht werden. Die Ersparung an Guttapercha ersetzt dann<lb/>
den grössten Theil der Kosten des Bleiüberzuges. Ausserdem<lb/>
erlaubt der mit Bleiröhren zu erzielende höhere Grad von Isola-<lb/>
tion die Anwendung schwächerer Drähte für lange Linien.</p><lb/><p>Aus dem bisher Gesagten wird sich für jede unbefangene<lb/>
Kritik ergeben, dass die ersten in Preussen angelegten unter-<lb/>
irdischen Leitungen unter so ungünstigen Umständen angelegt<lb/>
sind, dass die an ihnen gemachten Erfahrungen nur mit grosser<lb/>
Vorsicht zur Beurtheilung des Werthes des Systems der unter-<lb/>
irdischen Leitungen benutzt werden dürfen. Die schlechte Fa-<lb/>
brication der dabei benutzten Drähte, die theilweise Verwen-<lb/>
dung schlechter Sorten Guttapercha, die geringe Tiefe des<lb/>
Einlegens der Drähte, die Anlage der Linien in grosser Eile, in<lb/>
ungünstiger Jahreszeit und durch ungeübte Leute, haben zu viele<lb/>
Quellen störender Einflüsse und schnellen Verderbens bei ihnen<lb/>
eröffnet. Eine genauere Betrachtung der Ergebnisse der älteren<lb/>
Linien und die bei den später angelegten Leitungen gemachten<lb/>
Erfahrungen sprechen dagegen bisher durchaus für die unter-<lb/>
irdischen Leitungen, wenn man auch die, bei den letzteren<lb/>
grösstentheils aus Mangel an Erfahrung gemachten, und jetzt zu<lb/>
vermeidenden Fehler berücksichtigt. Es ist bei allen neueren<lb/>
unterirdischen Leitungen, auch bei denen, die unmittelbar nach<lb/>
den beiden erstgenannten noch in demselben Jahre angelegt<lb/>
wurden, bisher durchaus keine Veränderung der Guttapercha<lb/>
bemerkbar gewesen, obschon die Tiefe des Einlegens auch bei<lb/>
ihnen noch zu gering war. Nur selten haben sich Fabrications-<lb/>
fehler gezeigt, die eine Revision der Leitung nöthig machten.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[104/0122]
lichen Ladungserscheinungen, die aber, nach den jetzt bereits
vorliegenden Erfahrungen an der circa 7 Meilen langen Tele-
graphen-Anlage in der Stadt Berlin, welche die Brandwachen
und Polizeibureaux verbindet, und bei welcher durchgängig mit
Blei bekleidete Drähte benutzt sind, nicht so beträchtlich ist, wie
zu befürchten war und durch die Wahl und Einrichtung der
telegraphischen Apparate unschädlich zu machen ist. Die Kosten-
vermehrung durch die Ueberziehung der isolirten Drähte mit
Bleiröhren ist nicht so bedeutend, wie es auf den ersten Blick
scheint. Da der isolirende Ueberzug allen äusseren Einwirkungen
entzogen ist, so kann er ohne Gefahr beträchtlich schwächer ge-
macht werden. Die Ersparung an Guttapercha ersetzt dann
den grössten Theil der Kosten des Bleiüberzuges. Ausserdem
erlaubt der mit Bleiröhren zu erzielende höhere Grad von Isola-
tion die Anwendung schwächerer Drähte für lange Linien.
Aus dem bisher Gesagten wird sich für jede unbefangene
Kritik ergeben, dass die ersten in Preussen angelegten unter-
irdischen Leitungen unter so ungünstigen Umständen angelegt
sind, dass die an ihnen gemachten Erfahrungen nur mit grosser
Vorsicht zur Beurtheilung des Werthes des Systems der unter-
irdischen Leitungen benutzt werden dürfen. Die schlechte Fa-
brication der dabei benutzten Drähte, die theilweise Verwen-
dung schlechter Sorten Guttapercha, die geringe Tiefe des
Einlegens der Drähte, die Anlage der Linien in grosser Eile, in
ungünstiger Jahreszeit und durch ungeübte Leute, haben zu viele
Quellen störender Einflüsse und schnellen Verderbens bei ihnen
eröffnet. Eine genauere Betrachtung der Ergebnisse der älteren
Linien und die bei den später angelegten Leitungen gemachten
Erfahrungen sprechen dagegen bisher durchaus für die unter-
irdischen Leitungen, wenn man auch die, bei den letzteren
grösstentheils aus Mangel an Erfahrung gemachten, und jetzt zu
vermeidenden Fehler berücksichtigt. Es ist bei allen neueren
unterirdischen Leitungen, auch bei denen, die unmittelbar nach
den beiden erstgenannten noch in demselben Jahre angelegt
wurden, bisher durchaus keine Veränderung der Guttapercha
bemerkbar gewesen, obschon die Tiefe des Einlegens auch bei
ihnen noch zu gering war. Nur selten haben sich Fabrications-
fehler gezeigt, die eine Revision der Leitung nöthig machten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/122>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.