Hr. Edlund hat indess ganz Recht, wenn er darauf aufmerksam macht, dass das magnetische Gleichgewicht im Uebertrager der gebenden Station gestört wird, während der Schlüssel der em- pfangenden Station aus der einen Ruhelage in die andere über- geht. Er übersieht jedoch in seiner Berechnung, dass man es in praxi nie mit vollkommen isolirten Linien, wie er sie annimmt, zu thun hat. Je grösser aber die Nebenschliessungen der benutzten Leitung sind, desto verschwindender wird der Einfluss, den Widerstandsänderungen am Ende derselben auf die Stromstärke der Batterie ausüben. Demungeachtet würde Hr. Edlund im Rechte sein, diesen immerhin nachtheiligen Einfluss so viel wie möglich zu reduciren, wenn nicht andere Gründe dagegen sprächen. Diese bestehen darin, dass sowohl in Folge unvollkommener Isolation der Leitung, wie auch der der gleichmässigen Ent- wickelung des galvanischen Stroms vorhergehenden elektrostati- schen Ladung des Drahtes der durch den Zweigdraht des eigenen Uebertragers gehende Strom viel stärker wird, wie der Theil desselben, welcher die Windungen des entfernten Uebertragers erreicht, und dass der erstgenannte, weit stärkere Strom in jedem Augenblicke seines Entstehens im Gleichgewicht mit seinem Zweigstrome sein muss. Da nun in einer dicken Spirale dünnen Drahtes die Entwickelung des Stromes durch den Schliessungs- Gegenstrom beträchtlich verlangsamt wird, wie Hr. Helmholtz 1) durch Messungen bewiesen hat, während er in der aus wenig Lagen bestehenden Gleichgewichts-Spirale momentan entsteht, so ist es klar, dass in dieser Hinsicht gleichzeitig und in gleicher Länge aufgewundene Zweigdrähte den Vorzug vor den von Hrn. Edlund vertretenen ungleichen Spiralen verdienen. Dass der Einfluss der Verzögerung der Entwickelung des Stromes nicht unerheblich ist, geht schon daraus hervor, dass bei den bisher bekannten Methoden das Gegensprechen gar nicht mehr gelingt, wenn die Magnet-Spiralen einiger Zwischen-Stationen in die Leitung eingeschaltet sind. Es bildet dies sogar bisher das wesentlichste Hinderniss der allgemeineren Benutzung des Gegen- sprechens.
Keineswegs will ich hiermit ausgesprochen haben, dass eine
1) Pogg. Ann. LXXXIII. 505.
Hr. Edlund hat indess ganz Recht, wenn er darauf aufmerksam macht, dass das magnetische Gleichgewicht im Uebertrager der gebenden Station gestört wird, während der Schlüssel der em- pfangenden Station aus der einen Ruhelage in die andere über- geht. Er übersieht jedoch in seiner Berechnung, dass man es in praxi nie mit vollkommen isolirten Linien, wie er sie annimmt, zu thun hat. Je grösser aber die Nebenschliessungen der benutzten Leitung sind, desto verschwindender wird der Einfluss, den Widerstandsänderungen am Ende derselben auf die Stromstärke der Batterie ausüben. Demungeachtet würde Hr. Edlund im Rechte sein, diesen immerhin nachtheiligen Einfluss so viel wie möglich zu reduciren, wenn nicht andere Gründe dagegen sprächen. Diese bestehen darin, dass sowohl in Folge unvollkommener Isolation der Leitung, wie auch der der gleichmässigen Ent- wickelung des galvanischen Stroms vorhergehenden elektrostati- schen Ladung des Drahtes der durch den Zweigdraht des eigenen Uebertragers gehende Strom viel stärker wird, wie der Theil desselben, welcher die Windungen des entfernten Uebertragers erreicht, und dass der erstgenannte, weit stärkere Strom in jedem Augenblicke seines Entstehens im Gleichgewicht mit seinem Zweigstrome sein muss. Da nun in einer dicken Spirale dünnen Drahtes die Entwickelung des Stromes durch den Schliessungs- Gegenstrom beträchtlich verlangsamt wird, wie Hr. Helmholtz 1) durch Messungen bewiesen hat, während er in der aus wenig Lagen bestehenden Gleichgewichts-Spirale momentan entsteht, so ist es klar, dass in dieser Hinsicht gleichzeitig und in gleicher Länge aufgewundene Zweigdrähte den Vorzug vor den von Hrn. Edlund vertretenen ungleichen Spiralen verdienen. Dass der Einfluss der Verzögerung der Entwickelung des Stromes nicht unerheblich ist, geht schon daraus hervor, dass bei den bisher bekannten Methoden das Gegensprechen gar nicht mehr gelingt, wenn die Magnet-Spiralen einiger Zwischen-Stationen in die Leitung eingeschaltet sind. Es bildet dies sogar bisher das wesentlichste Hinderniss der allgemeineren Benutzung des Gegen- sprechens.
Keineswegs will ich hiermit ausgesprochen haben, dass eine
1) Pogg. Ann. LXXXIII. 505.
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Hr. Edlund hat indess ganz Recht, wenn er darauf aufmerksam
macht, dass das magnetische Gleichgewicht im Uebertrager der
gebenden Station gestört wird, während der Schlüssel der em-
pfangenden Station aus der einen Ruhelage in die andere über-
geht. Er übersieht jedoch in seiner Berechnung, dass man es
in praxi nie mit vollkommen isolirten Linien, wie er sie annimmt,
zu thun hat. Je grösser aber die Nebenschliessungen der benutzten
Leitung sind, desto verschwindender wird der Einfluss, den
Widerstandsänderungen am Ende derselben auf die Stromstärke
der Batterie ausüben. Demungeachtet würde Hr. Edlund im
Rechte sein, diesen immerhin nachtheiligen Einfluss so viel wie
möglich zu reduciren, wenn nicht andere Gründe dagegen sprächen.
Diese bestehen darin, dass sowohl in Folge unvollkommener
Isolation der Leitung, wie auch der der gleichmässigen Ent-
wickelung des galvanischen Stroms vorhergehenden elektrostati-
schen Ladung des Drahtes der durch den Zweigdraht des eigenen
Uebertragers gehende Strom viel stärker wird, wie der Theil
desselben, welcher die Windungen des entfernten Uebertragers
erreicht, und dass der erstgenannte, weit stärkere Strom in jedem
Augenblicke seines Entstehens im Gleichgewicht mit seinem
Zweigstrome sein muss. Da nun in einer dicken Spirale dünnen
Drahtes die Entwickelung des Stromes durch den Schliessungs-
Gegenstrom beträchtlich verlangsamt wird, wie Hr. Helmholtz 1)
durch Messungen bewiesen hat, während er in der aus wenig
Lagen bestehenden Gleichgewichts-Spirale momentan entsteht, so
ist es klar, dass in dieser Hinsicht gleichzeitig und in gleicher
Länge aufgewundene Zweigdrähte den Vorzug vor den von Hrn.
Edlund vertretenen ungleichen Spiralen verdienen. Dass der
Einfluss der Verzögerung der Entwickelung des Stromes nicht
unerheblich ist, geht schon daraus hervor, dass bei den bisher
bekannten Methoden das Gegensprechen gar nicht mehr gelingt,
wenn die Magnet-Spiralen einiger Zwischen-Stationen in die
Leitung eingeschaltet sind. Es bildet dies sogar bisher das
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sprechens.
Keineswegs will ich hiermit ausgesprochen haben, dass eine
1) Pogg. Ann. LXXXIII. 505.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/151>, abgerufen am 22.11.2024.
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