Die Wechselwirkung des gesammten Mechanismus wird nun leicht verständlich sein. Durch das Gewicht des Hohlcylinders h werden die Frictionsräder niedergedrückt und erhalten dadurch das Bestreben, die Bahnen hinabzurollen. Da dies aber nur in dem Masse geschehen kann, wie das Pendel sich dreht, so er- hält diese gleichmässige, nöthigenfalls durch Gewichte p zu ver- stärkende Kraft dasselbe in gleichmässiger Schwingung. Wenn die Maschine still stände und das Pendel allein in Bewegung gesetzt würde, so würden die Frictionsräder die ganze Länge der Spiralen hinabgerollt sein, wenn das Pendel 2/5 Umdrehungen gemacht hätte. Träte nun plötzlich das umgekehrte Verhältniss ein, d. h. stände das Pendel still und ginge die Maschine mit der normalen Geschwindigkeit, so würden die Frictionsräder in derselben Zeit wieder hinaufrollen. Bewegen sich daher Maschine und Pendel gleichzeitig und in demselben Verhältnisse, so werden die Räder durch die erstere gerade um so viel gehoben, wie ihnen das letztere in demselben Zeitabschnitt zu fallen gestattet. Sie müssen daher da stehen bleiben, wo sie sich gerade befanden, als die Bewegung beider gleichförmig wurde. Begönne indess die Maschine z. B. jetzt aus irgend einer Ursache einen schnelleren Gang, so würden auch die Spiralen in demselben Verhältniss schneller gedreht. Die Frictionsräder mussten daher eine auf- steigende Bewegung beginnen. Wird nun durch die hiermit ver- bundene Aufwärtsbewegung des Hohlcylinders h die Triebkraft vermindert, z. B. die Dampfklappe geschlossen, so dauert diese Bewegung so lange fort, bis das Gleichgewicht zwischen Trieb- kraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist und die Maschine wieder den normalen Gang angenommen hat.
Damit beim Anlassen der Maschine und bei ausserordent- lichen Störungen im Gange derselben keine gewaltsame Ein- wirkung auf das Pendel stattfinden kann, wenn die Frictionsräder am oberen oder unteren Ende ihrer Bahn angekommen sind, so ist die Einrichtung getroffen, dass die an den Zapfen der Welle i sitzenden Frictionsrollen dann aus den Nuthen im Inneren des Hohlcylinders heraustreten. Dadurch wird die Verbindung zwischen diesem und der Welle i gelöst und beide können sich nun unabhängig von einander umdrehen. Ist die abnorme Be- wegungsgeschwindigkeit der Maschine durch die mit dieser
Die Wechselwirkung des gesammten Mechanismus wird nun leicht verständlich sein. Durch das Gewicht des Hohlcylinders h werden die Frictionsräder niedergedrückt und erhalten dadurch das Bestreben, die Bahnen hinabzurollen. Da dies aber nur in dem Masse geschehen kann, wie das Pendel sich dreht, so er- hält diese gleichmässige, nöthigenfalls durch Gewichte p zu ver- stärkende Kraft dasselbe in gleichmässiger Schwingung. Wenn die Maschine still stände und das Pendel allein in Bewegung gesetzt würde, so würden die Frictionsräder die ganze Länge der Spiralen hinabgerollt sein, wenn das Pendel ⅖ Umdrehungen gemacht hätte. Träte nun plötzlich das umgekehrte Verhältniss ein, d. h. stände das Pendel still und ginge die Maschine mit der normalen Geschwindigkeit, so würden die Frictionsräder in derselben Zeit wieder hinaufrollen. Bewegen sich daher Maschine und Pendel gleichzeitig und in demselben Verhältnisse, so werden die Räder durch die erstere gerade um so viel gehoben, wie ihnen das letztere in demselben Zeitabschnitt zu fallen gestattet. Sie müssen daher da stehen bleiben, wo sie sich gerade befanden, als die Bewegung beider gleichförmig wurde. Begönne indess die Maschine z. B. jetzt aus irgend einer Ursache einen schnelleren Gang, so würden auch die Spiralen in demselben Verhältniss schneller gedreht. Die Frictionsräder mussten daher eine auf- steigende Bewegung beginnen. Wird nun durch die hiermit ver- bundene Aufwärtsbewegung des Hohlcylinders h die Triebkraft vermindert, z. B. die Dampfklappe geschlossen, so dauert diese Bewegung so lange fort, bis das Gleichgewicht zwischen Trieb- kraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist und die Maschine wieder den normalen Gang angenommen hat.
Damit beim Anlassen der Maschine und bei ausserordent- lichen Störungen im Gange derselben keine gewaltsame Ein- wirkung auf das Pendel stattfinden kann, wenn die Frictionsräder am oberen oder unteren Ende ihrer Bahn angekommen sind, so ist die Einrichtung getroffen, dass die an den Zapfen der Welle i sitzenden Frictionsrollen dann aus den Nuthen im Inneren des Hohlcylinders heraustreten. Dadurch wird die Verbindung zwischen diesem und der Welle i gelöst und beide können sich nun unabhängig von einander umdrehen. Ist die abnorme Be- wegungsgeschwindigkeit der Maschine durch die mit dieser
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[13/0031]
Die Wechselwirkung des gesammten Mechanismus wird nun
leicht verständlich sein. Durch das Gewicht des Hohlcylinders h
werden die Frictionsräder niedergedrückt und erhalten dadurch
das Bestreben, die Bahnen hinabzurollen. Da dies aber nur in
dem Masse geschehen kann, wie das Pendel sich dreht, so er-
hält diese gleichmässige, nöthigenfalls durch Gewichte p zu ver-
stärkende Kraft dasselbe in gleichmässiger Schwingung. Wenn
die Maschine still stände und das Pendel allein in Bewegung
gesetzt würde, so würden die Frictionsräder die ganze Länge
der Spiralen hinabgerollt sein, wenn das Pendel ⅖ Umdrehungen
gemacht hätte. Träte nun plötzlich das umgekehrte Verhältniss
ein, d. h. stände das Pendel still und ginge die Maschine mit
der normalen Geschwindigkeit, so würden die Frictionsräder in
derselben Zeit wieder hinaufrollen. Bewegen sich daher Maschine
und Pendel gleichzeitig und in demselben Verhältnisse, so werden
die Räder durch die erstere gerade um so viel gehoben, wie ihnen
das letztere in demselben Zeitabschnitt zu fallen gestattet. Sie
müssen daher da stehen bleiben, wo sie sich gerade befanden,
als die Bewegung beider gleichförmig wurde. Begönne indess die
Maschine z. B. jetzt aus irgend einer Ursache einen schnelleren
Gang, so würden auch die Spiralen in demselben Verhältniss
schneller gedreht. Die Frictionsräder mussten daher eine auf-
steigende Bewegung beginnen. Wird nun durch die hiermit ver-
bundene Aufwärtsbewegung des Hohlcylinders h die Triebkraft
vermindert, z. B. die Dampfklappe geschlossen, so dauert diese
Bewegung so lange fort, bis das Gleichgewicht zwischen Trieb-
kraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist und die
Maschine wieder den normalen Gang angenommen hat.
Damit beim Anlassen der Maschine und bei ausserordent-
lichen Störungen im Gange derselben keine gewaltsame Ein-
wirkung auf das Pendel stattfinden kann, wenn die Frictionsräder
am oberen oder unteren Ende ihrer Bahn angekommen sind, so
ist die Einrichtung getroffen, dass die an den Zapfen der Welle i
sitzenden Frictionsrollen dann aus den Nuthen im Inneren des
Hohlcylinders heraustreten. Dadurch wird die Verbindung
zwischen diesem und der Welle i gelöst und beide können sich
nun unabhängig von einander umdrehen. Ist die abnorme Be-
wegungsgeschwindigkeit der Maschine durch die mit dieser
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/31>, abgerufen am 21.11.2024.
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