Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

gewünschten Verhältnisse zu der des Kabelmodells steht. Die
hierdurch erwachsenen Mehrkosten werden dadurch reichlich auf-
gewogen werden, dass der ohne slack ausgelegte Draht nicht die
horizontale Schiffsgeschwindigkeit, sondern die überschrittene
Länge des Meeresbodens misst, daher den nöthigen Kabelbedarf,
um den Unebenheiten desselben ohne Spannung im Kabel folgen
zu können, in seiner Länge schon enthält. Um die Gefahr des
Eintretens einer solchen Spannung auf unebenem Meeresgrunde
und die Bildung von längeren Kettenlinien des Kabels daselbst
zu vermeiden, ist aber die gebräuchliche Mehrausgabe von 10 bis
15 Procent Kabel hauptsächlich nothwendig. Durch Ersparung
an ausgelegtem Kabel würde man daher die Kosten des Kabel-
modells reichlich wiedergewinnen.

Ein submarines Kabel oder eine unterirdische Leitung bietet
nur dann Garantien längeren guten Dienstes, wenn seine Isolation
vollständig ist, d. i. wenn der Widerstand seiner isolirenden Um-
hüllung gleich dem ist, welcher sich aus der Rechnung, unter
Zugrundelegung des specifischen Leitungswiderstandes des ver-
wendeten isolirenden Materials, ergiebt. Zeigt sich eine Ver-
minderung dieses Isolationswiderstandes, so ist anzunehmen, dass
an einer oder mehreren Stellen eine Oeffnung im isolirenden
Ueberzuge vorhanden ist, welche dem Wasser Zutritt zum Leiter
gestattet. Es kann dieser Fall schon bei der Fabrikation ein-
treten; er zeigt sich aber auch oft erst bei der Legung selbst oder
auch mehr oder weniger lange Zeit nach derselben. Es findet
daher sowohl während der Fabrication wie auch während und
nach der Legung eine fortlaufende Controle der physikalischen
Eigenschaften des Kabels statt. Stellt sich das Vorhandensein
eines Fehlers heraus, so ist es von der grössten Wichtigkeit, mit
möglichster Genauigkeit den Ort des Fehlers, d. i. seine Ent-
fernung von den Enden, zu bestimmen. Beim Legen des Kabels
ist es auch von Wichtigkeit, dass diese Bestimmung möglichst
rasch ausgeführt werden kann, damit das Schiff, falls der Fehler
noch in seiner Nähe liegt, das zuletzt gelegte Kabelstück mit
dem Fehler sogleich zurücknehmen kann. Die theoretische
Grundlage solcher Fehlerbestimmungen habe ich schon im Jahre
1850 angegeben 1). Sie besteht darin, dass man sich durch zwei

1) Pogg. Ann. Bd. 79 pag. 192 Jahrg. 1850.

gewünschten Verhältnisse zu der des Kabelmodells steht. Die
hierdurch erwachsenen Mehrkosten werden dadurch reichlich auf-
gewogen werden, dass der ohne slack ausgelegte Draht nicht die
horizontale Schiffsgeschwindigkeit, sondern die überschrittene
Länge des Meeresbodens misst, daher den nöthigen Kabelbedarf,
um den Unebenheiten desselben ohne Spannung im Kabel folgen
zu können, in seiner Länge schon enthält. Um die Gefahr des
Eintretens einer solchen Spannung auf unebenem Meeresgrunde
und die Bildung von längeren Kettenlinien des Kabels daselbst
zu vermeiden, ist aber die gebräuchliche Mehrausgabe von 10 bis
15 Procent Kabel hauptsächlich nothwendig. Durch Ersparung
an ausgelegtem Kabel würde man daher die Kosten des Kabel-
modells reichlich wiedergewinnen.

Ein submarines Kabel oder eine unterirdische Leitung bietet
nur dann Garantien längeren guten Dienstes, wenn seine Isolation
vollständig ist, d. i. wenn der Widerstand seiner isolirenden Um-
hüllung gleich dem ist, welcher sich aus der Rechnung, unter
Zugrundelegung des specifischen Leitungswiderstandes des ver-
wendeten isolirenden Materials, ergiebt. Zeigt sich eine Ver-
minderung dieses Isolationswiderstandes, so ist anzunehmen, dass
an einer oder mehreren Stellen eine Oeffnung im isolirenden
Ueberzuge vorhanden ist, welche dem Wasser Zutritt zum Leiter
gestattet. Es kann dieser Fall schon bei der Fabrikation ein-
treten; er zeigt sich aber auch oft erst bei der Legung selbst oder
auch mehr oder weniger lange Zeit nach derselben. Es findet
daher sowohl während der Fabrication wie auch während und
nach der Legung eine fortlaufende Controle der physikalischen
Eigenschaften des Kabels statt. Stellt sich das Vorhandensein
eines Fehlers heraus, so ist es von der grössten Wichtigkeit, mit
möglichster Genauigkeit den Ort des Fehlers, d. i. seine Ent-
fernung von den Enden, zu bestimmen. Beim Legen des Kabels
ist es auch von Wichtigkeit, dass diese Bestimmung möglichst
rasch ausgeführt werden kann, damit das Schiff, falls der Fehler
noch in seiner Nähe liegt, das zuletzt gelegte Kabelstück mit
dem Fehler sogleich zurücknehmen kann. Die theoretische
Grundlage solcher Fehlerbestimmungen habe ich schon im Jahre
1850 angegeben 1). Sie besteht darin, dass man sich durch zwei

1) Pogg. Ann. Bd. 79 pag. 192 Jahrg. 1850.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0365" n="347"/>
gewünschten Verhältnisse zu der des Kabelmodells steht. Die<lb/>
hierdurch erwachsenen Mehrkosten werden dadurch reichlich auf-<lb/>
gewogen werden, dass der ohne slack ausgelegte Draht nicht die<lb/>
horizontale Schiffsgeschwindigkeit, sondern die überschrittene<lb/>
Länge des Meeresbodens misst, daher den nöthigen Kabelbedarf,<lb/>
um den Unebenheiten desselben ohne Spannung im Kabel folgen<lb/>
zu können, in seiner Länge schon enthält. Um die Gefahr des<lb/>
Eintretens einer solchen Spannung auf unebenem Meeresgrunde<lb/>
und die Bildung von längeren Kettenlinien des Kabels daselbst<lb/>
zu vermeiden, ist aber die gebräuchliche Mehrausgabe von 10 bis<lb/>
15 Procent Kabel hauptsächlich nothwendig. Durch Ersparung<lb/>
an ausgelegtem Kabel würde man daher die Kosten des Kabel-<lb/>
modells reichlich wiedergewinnen.</p><lb/>
        <p>Ein submarines Kabel oder eine unterirdische Leitung bietet<lb/>
nur dann Garantien längeren guten Dienstes, wenn seine Isolation<lb/>
vollständig ist, d. i. wenn der Widerstand seiner isolirenden Um-<lb/>
hüllung gleich dem ist, welcher sich aus der Rechnung, unter<lb/>
Zugrundelegung des specifischen Leitungswiderstandes des ver-<lb/>
wendeten isolirenden Materials, ergiebt. Zeigt sich eine Ver-<lb/>
minderung dieses Isolationswiderstandes, so ist anzunehmen, dass<lb/>
an einer oder mehreren Stellen eine Oeffnung im isolirenden<lb/>
Ueberzuge vorhanden ist, welche dem Wasser Zutritt zum Leiter<lb/>
gestattet. Es kann dieser Fall schon bei der Fabrikation ein-<lb/>
treten; er zeigt sich aber auch oft erst bei der Legung selbst oder<lb/>
auch mehr oder weniger lange Zeit nach derselben. Es findet<lb/>
daher sowohl während der Fabrication wie auch während und<lb/>
nach der Legung eine fortlaufende Controle der physikalischen<lb/>
Eigenschaften des Kabels statt. Stellt sich das Vorhandensein<lb/>
eines Fehlers heraus, so ist es von der grössten Wichtigkeit, mit<lb/>
möglichster Genauigkeit den Ort des Fehlers, d. i. seine Ent-<lb/>
fernung von den Enden, zu bestimmen. Beim Legen des Kabels<lb/>
ist es auch von Wichtigkeit, dass diese Bestimmung möglichst<lb/>
rasch ausgeführt werden kann, damit das Schiff, falls der Fehler<lb/>
noch in seiner Nähe liegt, das zuletzt gelegte Kabelstück mit<lb/>
dem Fehler sogleich zurücknehmen kann. Die theoretische<lb/>
Grundlage solcher Fehlerbestimmungen habe ich schon im Jahre<lb/>
1850 angegeben <note place="foot" n="1)">Pogg. Ann. Bd. 79 pag. 192 Jahrg. 1850.</note>. Sie besteht darin, dass man sich durch zwei<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0365] gewünschten Verhältnisse zu der des Kabelmodells steht. Die hierdurch erwachsenen Mehrkosten werden dadurch reichlich auf- gewogen werden, dass der ohne slack ausgelegte Draht nicht die horizontale Schiffsgeschwindigkeit, sondern die überschrittene Länge des Meeresbodens misst, daher den nöthigen Kabelbedarf, um den Unebenheiten desselben ohne Spannung im Kabel folgen zu können, in seiner Länge schon enthält. Um die Gefahr des Eintretens einer solchen Spannung auf unebenem Meeresgrunde und die Bildung von längeren Kettenlinien des Kabels daselbst zu vermeiden, ist aber die gebräuchliche Mehrausgabe von 10 bis 15 Procent Kabel hauptsächlich nothwendig. Durch Ersparung an ausgelegtem Kabel würde man daher die Kosten des Kabel- modells reichlich wiedergewinnen. Ein submarines Kabel oder eine unterirdische Leitung bietet nur dann Garantien längeren guten Dienstes, wenn seine Isolation vollständig ist, d. i. wenn der Widerstand seiner isolirenden Um- hüllung gleich dem ist, welcher sich aus der Rechnung, unter Zugrundelegung des specifischen Leitungswiderstandes des ver- wendeten isolirenden Materials, ergiebt. Zeigt sich eine Ver- minderung dieses Isolationswiderstandes, so ist anzunehmen, dass an einer oder mehreren Stellen eine Oeffnung im isolirenden Ueberzuge vorhanden ist, welche dem Wasser Zutritt zum Leiter gestattet. Es kann dieser Fall schon bei der Fabrikation ein- treten; er zeigt sich aber auch oft erst bei der Legung selbst oder auch mehr oder weniger lange Zeit nach derselben. Es findet daher sowohl während der Fabrication wie auch während und nach der Legung eine fortlaufende Controle der physikalischen Eigenschaften des Kabels statt. Stellt sich das Vorhandensein eines Fehlers heraus, so ist es von der grössten Wichtigkeit, mit möglichster Genauigkeit den Ort des Fehlers, d. i. seine Ent- fernung von den Enden, zu bestimmen. Beim Legen des Kabels ist es auch von Wichtigkeit, dass diese Bestimmung möglichst rasch ausgeführt werden kann, damit das Schiff, falls der Fehler noch in seiner Nähe liegt, das zuletzt gelegte Kabelstück mit dem Fehler sogleich zurücknehmen kann. Die theoretische Grundlage solcher Fehlerbestimmungen habe ich schon im Jahre 1850 angegeben 1). Sie besteht darin, dass man sich durch zwei 1) Pogg. Ann. Bd. 79 pag. 192 Jahrg. 1850.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/365
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/365>, abgerufen am 22.11.2024.