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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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nicht auf Selen beschränkt sei, sondern auch beim Tellur,
Platin, Gold und Silber und wahrscheinlich auch bei allen übri-
gen Metallen eintrete.

Bei meinen Versuchen über den Einfluss der Beleuchtung
auf andere Metalle hatte ich zwar bei der Wahl der Methoden
und Instrumente stets die grösstmögliche Empfindlichkeit ange-
strebt, war auch von demselben Principe ausgegangen wie Hr.
Börnstein, die beleuchtete Fläche im Verhältniss zu der Dicke
möglichst gross zu machen; ich war aber doch immer von der
Ansicht geleitet worden, dass eine etwaige Vergrösserung der
Leitungsfähigkeit in einem gewissen Verhältnisse zur specifischen
Leitungsfähigkeit des betreffenden Metalles stehen müsste. Da
nun das Selen auch in der bestleitenden und zugleich licht-
empfindlichsten, von mir mit Modification II bezeichneten Form
noch etwa 240000 Millionen mal schlechter leitet als Silber, so
müsste eine Vergrösserung der Leitungsfähigkeit eines dünnen
Metallblattes voraussichtlich auch mit wenig empfindlichen In-
strumenten noch leicht zu erkennen sein, wenn die Zunahme der
Leitungsfähigkeit der beleuchteten Oberfläche des Metalles von
der specifischen Leitungsfähigkeit desselben abhängig war.

Anders stellt sich die Sache jedoch, wenn man annimmt,
dass durch die Lichtwirkung auf der Oberfläche des Metalles
eine leitende Schicht hergestellt wird, deren Leitungsfähigkeit
in keinem directen Verhältniss zur specifischen Leitungsfähigkeit
des beleuchteten Metalles selbst steht, also bei gut leitenden
Metallen vielleicht nicht besser leitet, als die auf der Oberfläche
des Selens erzeugte. Da wir die Leitungsfähigkeit der hinzuge-
kommenen leitenden Schicht nur als Vergrösserung der Leitungs-
fähigkeit des beleuchteten Metalles messen können und in der
Verminderung der Dicke desselben durch den zu erhaltenden
Zusammenhang des Metallblattes beschränkt sind, so erreichen
wir bei gut leitenden Metallen bald die Grenze der durch die
empfindlichsten Messinstrumente nicht mehr zu erkennenden
Unterschiede. Ein Selenplättchen z. B., wie ich sie zu meinen
Versuchen und zu Selen-Photometern verwendet habe, besteht
aus 11 parallelen, 0,1 mm. dicken Drähten von 10 mm. Länge,
in 1 mm. Abstand von einander, und hat dabei einen Leitungs-
widerstand von circa 1 Million Q. Einh. Man kann sich das

nicht auf Selen beschränkt sei, sondern auch beim Tellur,
Platin, Gold und Silber und wahrscheinlich auch bei allen übri-
gen Metallen eintrete.

Bei meinen Versuchen über den Einfluss der Beleuchtung
auf andere Metalle hatte ich zwar bei der Wahl der Methoden
und Instrumente stets die grösstmögliche Empfindlichkeit ange-
strebt, war auch von demselben Principe ausgegangen wie Hr.
Börnstein, die beleuchtete Fläche im Verhältniss zu der Dicke
möglichst gross zu machen; ich war aber doch immer von der
Ansicht geleitet worden, dass eine etwaige Vergrösserung der
Leitungsfähigkeit in einem gewissen Verhältnisse zur specifischen
Leitungsfähigkeit des betreffenden Metalles stehen müsste. Da
nun das Selen auch in der bestleitenden und zugleich licht-
empfindlichsten, von mir mit Modification II bezeichneten Form
noch etwa 240000 Millionen mal schlechter leitet als Silber, so
müsste eine Vergrösserung der Leitungsfähigkeit eines dünnen
Metallblattes voraussichtlich auch mit wenig empfindlichen In-
strumenten noch leicht zu erkennen sein, wenn die Zunahme der
Leitungsfähigkeit der beleuchteten Oberfläche des Metalles von
der specifischen Leitungsfähigkeit desselben abhängig war.

Anders stellt sich die Sache jedoch, wenn man annimmt,
dass durch die Lichtwirkung auf der Oberfläche des Metalles
eine leitende Schicht hergestellt wird, deren Leitungsfähigkeit
in keinem directen Verhältniss zur specifischen Leitungsfähigkeit
des beleuchteten Metalles selbst steht, also bei gut leitenden
Metallen vielleicht nicht besser leitet, als die auf der Oberfläche
des Selens erzeugte. Da wir die Leitungsfähigkeit der hinzuge-
kommenen leitenden Schicht nur als Vergrösserung der Leitungs-
fähigkeit des beleuchteten Metalles messen können und in der
Verminderung der Dicke desselben durch den zu erhaltenden
Zusammenhang des Metallblattes beschränkt sind, so erreichen
wir bei gut leitenden Metallen bald die Grenze der durch die
empfindlichsten Messinstrumente nicht mehr zu erkennenden
Unterschiede. Ein Selenplättchen z. B., wie ich sie zu meinen
Versuchen und zu Selen-Photometern verwendet habe, besteht
aus 11 parallelen, 0,1 mm. dicken Drähten von 10 mm. Länge,
in 1 mm. Abstand von einander, und hat dabei einen Leitungs-
widerstand von circa 1 Million Q. Einh. Man kann sich das

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[400/0422] nicht auf Selen beschränkt sei, sondern auch beim Tellur, Platin, Gold und Silber und wahrscheinlich auch bei allen übri- gen Metallen eintrete. Bei meinen Versuchen über den Einfluss der Beleuchtung auf andere Metalle hatte ich zwar bei der Wahl der Methoden und Instrumente stets die grösstmögliche Empfindlichkeit ange- strebt, war auch von demselben Principe ausgegangen wie Hr. Börnstein, die beleuchtete Fläche im Verhältniss zu der Dicke möglichst gross zu machen; ich war aber doch immer von der Ansicht geleitet worden, dass eine etwaige Vergrösserung der Leitungsfähigkeit in einem gewissen Verhältnisse zur specifischen Leitungsfähigkeit des betreffenden Metalles stehen müsste. Da nun das Selen auch in der bestleitenden und zugleich licht- empfindlichsten, von mir mit Modification II bezeichneten Form noch etwa 240000 Millionen mal schlechter leitet als Silber, so müsste eine Vergrösserung der Leitungsfähigkeit eines dünnen Metallblattes voraussichtlich auch mit wenig empfindlichen In- strumenten noch leicht zu erkennen sein, wenn die Zunahme der Leitungsfähigkeit der beleuchteten Oberfläche des Metalles von der specifischen Leitungsfähigkeit desselben abhängig war. Anders stellt sich die Sache jedoch, wenn man annimmt, dass durch die Lichtwirkung auf der Oberfläche des Metalles eine leitende Schicht hergestellt wird, deren Leitungsfähigkeit in keinem directen Verhältniss zur specifischen Leitungsfähigkeit des beleuchteten Metalles selbst steht, also bei gut leitenden Metallen vielleicht nicht besser leitet, als die auf der Oberfläche des Selens erzeugte. Da wir die Leitungsfähigkeit der hinzuge- kommenen leitenden Schicht nur als Vergrösserung der Leitungs- fähigkeit des beleuchteten Metalles messen können und in der Verminderung der Dicke desselben durch den zu erhaltenden Zusammenhang des Metallblattes beschränkt sind, so erreichen wir bei gut leitenden Metallen bald die Grenze der durch die empfindlichsten Messinstrumente nicht mehr zu erkennenden Unterschiede. Ein Selenplättchen z. B., wie ich sie zu meinen Versuchen und zu Selen-Photometern verwendet habe, besteht aus 11 parallelen, 0,1 mm. dicken Drähten von 10 mm. Länge, in 1 mm. Abstand von einander, und hat dabei einen Leitungs- widerstand von circa 1 Million Q. Einh. Man kann sich das

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/422>, abgerufen am 22.11.2024.