kasten wurde dann wiederholt aufgesetzt und abgenommen, wäh- rend die Kette dauernd geschlossen blieb. In fast allen Fällen ergaben sich die Wirkungen einer langsam eintretenden, schwachen Erwärmung des Metallblattes durch den Strom und die Beleuch- tung, aber niemals sichere Anzeichen einer Verminderung des Leitungswiderstandes durch Lichtwirkung.
Leider zeigte sich, dass das Galvanometer nicht ruhig genug zu erhalten war, um bei dieser Empfindlichkeit zuverlässige Mes- sungen ausführen zu können, welche die Frage entscheiden konnten, ob überhaupt eine messbare Lichtwirkung auf andere Metalle, als Selen stattfindet. Weder das Galvanometer selbst war vor äusse- ren Strömungen ausreichend zu schützen, noch waren die Thermo- ströme, die bei so geringen Widerständen und elektromotorischen Kräften ohne besondere Vorkehrungen sehr störend auftreten, hin- länglich auszuschliessen.
Ein gleiches negatives Resultat erhielt ich bei einer anderen Anordnung meiner Versuche. Es wurde das zu untersuchende Metallblatt direct in den Galvanometer-Kreis eingeschaltet. Wurde der Kreislauf mit einer wirksamen elektromotorischen Kraft E' von 0,01 Daniell geschlossen, so ging der Spiegel über die Scala weg. Durch einen in geeigneter Weise dem Galvanometer ge- näherten Magnetstab wurde er darauf wieder auf die Mitte der Scala zurückgeführt. War dies einmal eingestellt, so stellte sich auch nach längerer Ruhe beim Schliessen der Kette das Faden- kreuz meines Fernrohrs bei der vollkommenen Aperiodicität des Galvanometers ohne Schwankungen auf einen Theilstrich der Scala ein. In diesem Momente wurde durch einen Gehülfen der Pappkasten abgenommen und dadurch die Metallplatte beleuchtet. Auch hierbei war bei allen oben erwähnten Metallblättern keine unzweifelhafte Lichtwirkung zu erkennen, obgleich eine Vermin- derung des Widerstandes um 0,0001 noch mit grösster Deutlich- keit hätte hervortreten müssen. Wäre Hrn. Börnstein's Annahme richtig, dass durch Verminderung der elektromotorischen Kraft eine so bedeutende Vergrösserung der Lichtwirkung eintritt, als er sie bei Anwendung der Dämpfungsmethode gefunden hat, so hätte dieselbe bei Anwendung von 0,01 Daniell doch schon in einem beträchtlich höheren Grade hervortreten müssen als bei
kasten wurde dann wiederholt aufgesetzt und abgenommen, wäh- rend die Kette dauernd geschlossen blieb. In fast allen Fällen ergaben sich die Wirkungen einer langsam eintretenden, schwachen Erwärmung des Metallblattes durch den Strom und die Beleuch- tung, aber niemals sichere Anzeichen einer Verminderung des Leitungswiderstandes durch Lichtwirkung.
Leider zeigte sich, dass das Galvanometer nicht ruhig genug zu erhalten war, um bei dieser Empfindlichkeit zuverlässige Mes- sungen ausführen zu können, welche die Frage entscheiden konnten, ob überhaupt eine messbare Lichtwirkung auf andere Metalle, als Selen stattfindet. Weder das Galvanometer selbst war vor äusse- ren Strömungen ausreichend zu schützen, noch waren die Thermo- ströme, die bei so geringen Widerständen und elektromotorischen Kräften ohne besondere Vorkehrungen sehr störend auftreten, hin- länglich auszuschliessen.
Ein gleiches negatives Resultat erhielt ich bei einer anderen Anordnung meiner Versuche. Es wurde das zu untersuchende Metallblatt direct in den Galvanometer-Kreis eingeschaltet. Wurde der Kreislauf mit einer wirksamen elektromotorischen Kraft E' von 0,01 Daniell geschlossen, so ging der Spiegel über die Scala weg. Durch einen in geeigneter Weise dem Galvanometer ge- näherten Magnetstab wurde er darauf wieder auf die Mitte der Scala zurückgeführt. War dies einmal eingestellt, so stellte sich auch nach längerer Ruhe beim Schliessen der Kette das Faden- kreuz meines Fernrohrs bei der vollkommenen Aperiodicität des Galvanometers ohne Schwankungen auf einen Theilstrich der Scala ein. In diesem Momente wurde durch einen Gehülfen der Pappkasten abgenommen und dadurch die Metallplatte beleuchtet. Auch hierbei war bei allen oben erwähnten Metallblättern keine unzweifelhafte Lichtwirkung zu erkennen, obgleich eine Vermin- derung des Widerstandes um 0,0001 noch mit grösster Deutlich- keit hätte hervortreten müssen. Wäre Hrn. Börnstein’s Annahme richtig, dass durch Verminderung der elektromotorischen Kraft eine so bedeutende Vergrösserung der Lichtwirkung eintritt, als er sie bei Anwendung der Dämpfungsmethode gefunden hat, so hätte dieselbe bei Anwendung von 0,01 Daniell doch schon in einem beträchtlich höheren Grade hervortreten müssen als bei
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[406/0428]
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ergaben sich die Wirkungen einer langsam eintretenden, schwachen
Erwärmung des Metallblattes durch den Strom und die Beleuch-
tung, aber niemals sichere Anzeichen einer Verminderung des
Leitungswiderstandes durch Lichtwirkung.
Leider zeigte sich, dass das Galvanometer nicht ruhig genug
zu erhalten war, um bei dieser Empfindlichkeit zuverlässige Mes-
sungen ausführen zu können, welche die Frage entscheiden konnten,
ob überhaupt eine messbare Lichtwirkung auf andere Metalle, als
Selen stattfindet. Weder das Galvanometer selbst war vor äusse-
ren Strömungen ausreichend zu schützen, noch waren die Thermo-
ströme, die bei so geringen Widerständen und elektromotorischen
Kräften ohne besondere Vorkehrungen sehr störend auftreten, hin-
länglich auszuschliessen.
Ein gleiches negatives Resultat erhielt ich bei einer anderen
Anordnung meiner Versuche. Es wurde das zu untersuchende
Metallblatt direct in den Galvanometer-Kreis eingeschaltet. Wurde
der Kreislauf mit einer wirksamen elektromotorischen Kraft E'
von 0,01 Daniell geschlossen, so ging der Spiegel über die Scala
weg. Durch einen in geeigneter Weise dem Galvanometer ge-
näherten Magnetstab wurde er darauf wieder auf die Mitte der
Scala zurückgeführt. War dies einmal eingestellt, so stellte sich
auch nach längerer Ruhe beim Schliessen der Kette das Faden-
kreuz meines Fernrohrs bei der vollkommenen Aperiodicität des
Galvanometers ohne Schwankungen auf einen Theilstrich der
Scala ein. In diesem Momente wurde durch einen Gehülfen der
Pappkasten abgenommen und dadurch die Metallplatte beleuchtet.
Auch hierbei war bei allen oben erwähnten Metallblättern keine
unzweifelhafte Lichtwirkung zu erkennen, obgleich eine Vermin-
derung des Widerstandes um 0,0001 noch mit grösster Deutlich-
keit hätte hervortreten müssen. Wäre Hrn. Börnstein’s Annahme
richtig, dass durch Verminderung der elektromotorischen Kraft
eine so bedeutende Vergrösserung der Lichtwirkung eintritt, als
er sie bei Anwendung der Dämpfungsmethode gefunden hat, so
hätte dieselbe bei Anwendung von 0,01 Daniell doch schon in
einem beträchtlich höheren Grade hervortreten müssen als bei
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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