Petroleumlampe konnte vom Beobachter durch einen Schnurlauf der Druckschrift so lange genähert werden, bis dieselbe in dem sonst dunklen Raume eben lesbar war. Dieselbe Procedur wurde wiederholt, nachdem eine farbige Glasscheibe vor die Lampe gesetzt war. War die Lampe so weit genähert, dass die Druck- schrift wieder eben lesbar war, so hatten beide Beleuchtungen den gleichen Beleuchtungswerth. Wurde nun die Lichtwirkung auf ein in der Ebene des Papiers angebrachtes Selen-Plättchen jedesmal bestimmt, so hatte man in dem Verhältnisse dieser Lichtwirkungen einen Factor, mit welchem die Angaben des Selen-Photometers für gleichen Beleuchtungswerth dieses farbigen Lichtes zu multipliciren waren. Es sollten in dieser Weise die Coefficienten für alle Farben des Spectrums ermittelt und so eine Correctur-Tabelle für die Vergleichung verschiedenfarbigen Lichtes gebildet werden. Leider ergab sich aber, dass die Augen der Beobachter durch die Anstrengung des Erkennens der Druck- schrift bei schwacher Beleuchtung und namentlich auch durch den schroffen Wechsel der Lichtfarbe in solchem Masse und und bei verschiedenen Personen so ungleich angegriffen wurden, dass keine übereinstimmenden Resultate zu erreichen waren und die Versuche aufgegeben werden mussten. Es ist zu hoffen, dass es anderen Beobachtern mit besseren Hülfsmitteln gelingen wird, eine solche Correctur-Tabelle für gleichen Beleuchtungswerth farbigen Lichtes herzustellen. Die Lichtempfindlichkeit des Selens würde uns dann zu einem Photometer verholfen haben, welches nicht, wie alle bisherigen, nur farbloses oder gleichfarbiges, son- dern Licht aller Farben vergleichen könnte und dabei frei vom persönlichen Fehler des Beobachters wäre.
Doch selbst ohne eine solche Corrections-Tabelle hat das Selen-Photometer den wesentlichen Vorzug vor anderen, dass es nicht, wie diese, bei geringen Differenzen der Lichtfarbe zu falschen Schätzungen verleitet, sondern bestimmte Angaben macht, über deren Bedeutung man sich verständigen kann.
Petroleumlampe konnte vom Beobachter durch einen Schnurlauf der Druckschrift so lange genähert werden, bis dieselbe in dem sonst dunklen Raume eben lesbar war. Dieselbe Procedur wurde wiederholt, nachdem eine farbige Glasscheibe vor die Lampe gesetzt war. War die Lampe so weit genähert, dass die Druck- schrift wieder eben lesbar war, so hatten beide Beleuchtungen den gleichen Beleuchtungswerth. Wurde nun die Lichtwirkung auf ein in der Ebene des Papiers angebrachtes Selen-Plättchen jedesmal bestimmt, so hatte man in dem Verhältnisse dieser Lichtwirkungen einen Factor, mit welchem die Angaben des Selen-Photometers für gleichen Beleuchtungswerth dieses farbigen Lichtes zu multipliciren waren. Es sollten in dieser Weise die Coefficienten für alle Farben des Spectrums ermittelt und so eine Correctur-Tabelle für die Vergleichung verschiedenfarbigen Lichtes gebildet werden. Leider ergab sich aber, dass die Augen der Beobachter durch die Anstrengung des Erkennens der Druck- schrift bei schwacher Beleuchtung und namentlich auch durch den schroffen Wechsel der Lichtfarbe in solchem Masse und und bei verschiedenen Personen so ungleich angegriffen wurden, dass keine übereinstimmenden Resultate zu erreichen waren und die Versuche aufgegeben werden mussten. Es ist zu hoffen, dass es anderen Beobachtern mit besseren Hülfsmitteln gelingen wird, eine solche Correctur-Tabelle für gleichen Beleuchtungswerth farbigen Lichtes herzustellen. Die Lichtempfindlichkeit des Selens würde uns dann zu einem Photometer verholfen haben, welches nicht, wie alle bisherigen, nur farbloses oder gleichfarbiges, son- dern Licht aller Farben vergleichen könnte und dabei frei vom persönlichen Fehler des Beobachters wäre.
Doch selbst ohne eine solche Corrections-Tabelle hat das Selen-Photometer den wesentlichen Vorzug vor anderen, dass es nicht, wie diese, bei geringen Differenzen der Lichtfarbe zu falschen Schätzungen verleitet, sondern bestimmte Angaben macht, über deren Bedeutung man sich verständigen kann.
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Petroleumlampe konnte vom Beobachter durch einen Schnurlauf
der Druckschrift so lange genähert werden, bis dieselbe in dem
sonst dunklen Raume eben lesbar war. Dieselbe Procedur wurde
wiederholt, nachdem eine farbige Glasscheibe vor die Lampe
gesetzt war. War die Lampe so weit genähert, dass die Druck-
schrift wieder eben lesbar war, so hatten beide Beleuchtungen
den gleichen Beleuchtungswerth. Wurde nun die Lichtwirkung
auf ein in der Ebene des Papiers angebrachtes Selen-Plättchen
jedesmal bestimmt, so hatte man in dem Verhältnisse dieser
Lichtwirkungen einen Factor, mit welchem die Angaben des
Selen-Photometers für gleichen Beleuchtungswerth dieses farbigen
Lichtes zu multipliciren waren. Es sollten in dieser Weise die
Coefficienten für alle Farben des Spectrums ermittelt und so
eine Correctur-Tabelle für die Vergleichung verschiedenfarbigen
Lichtes gebildet werden. Leider ergab sich aber, dass die Augen
der Beobachter durch die Anstrengung des Erkennens der Druck-
schrift bei schwacher Beleuchtung und namentlich auch durch
den schroffen Wechsel der Lichtfarbe in solchem Masse und
und bei verschiedenen Personen so ungleich angegriffen wurden,
dass keine übereinstimmenden Resultate zu erreichen waren und
die Versuche aufgegeben werden mussten. Es ist zu hoffen, dass
es anderen Beobachtern mit besseren Hülfsmitteln gelingen wird,
eine solche Correctur-Tabelle für gleichen Beleuchtungswerth
farbigen Lichtes herzustellen. Die Lichtempfindlichkeit des Selens
würde uns dann zu einem Photometer verholfen haben, welches
nicht, wie alle bisherigen, nur farbloses oder gleichfarbiges, son-
dern Licht aller Farben vergleichen könnte und dabei frei vom
persönlichen Fehler des Beobachters wäre.
Doch selbst ohne eine solche Corrections-Tabelle hat das
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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