und glühenden Wasserdämpfen, die aus dem Innern von Neuem her- vordringen, den Durchgang gestatten. Diese werden theils durch Ab- gabe ihrer eigenen Wärme, theils durch die Wärme, welche durch Ver- brennung der Gase mit von oben oder durch Seitenwege eingedrun- gener Luft erzeugt wurde, die von frühern Ausbrüchen zurückgeblie- benen Laven wieder zum Schmelzen bringen und dadurch eine neue Ausbruchperiode einleiten. Die erste Veranlassung zu einer neuen Eruption werden wohl, wie schon erwähnt, immer neu- entstehende Spaltungen in den tieferen Schichten der Rinde in der Umgebung des Kraters geben. Die Erfahrung, dass Aus- brüche ruhender Vulcane fast immer durch Erdbeben angekün- digt werden, spricht auch dafür. Dass gerade in der Umgegend von Vulcanen, mögen sie noch thätig oder erloschen sein, häufig Erdbeben auftreten, beweist jedoch nicht, dass die Erdbeben Folge der vulcanischen Thätigkeit sind; es ist wahrscheinlich umgekehrt anzunehmen, dass Gegenden, welche häufigen Erd- beben ausgesetzt sind, die vulcanische Thätigkeit begünstigen. Dass häufig Risse in den jüngeren Gesteinbildungen der inneren Krustenseite auftreten müssen, erscheint unzweifelhaft. Diese Ablagerungen werden ganz verschiedener Natur sein je nach der örtlichen Beschaffenheit des Magma, aus dem sie sich ausschie- den. Ihr Contractions-Coefficient wird daher ebenfalls ganz ver- schieden sein. Bei fortschreitender Abkühlung dieser unteren Schichten müssen daher örtliche Spannungen eintreten, die zum Reissen der von anderen eingeschlossenen, sich stärker zusammen- ziehenden Massen führen müssen. Dies wird noch dadurch begünstigt, dass diese jüngeren Gesteine fest verbunden mit der älteren, bereits in früheren Perioden vielfach zerklüfteten Rinde sind, welche jetzt nur noch geringen Temperaturänderungen unterworfen ist. So wie von zwei aneinander geschmolzenen Glastafeln diejenige bei der Abkühlung zerspringen muss, welche sich stärker zusammenzieht, so müssen auch die jüngern Ge- steine bei ihrer Abkühlung platzen. Das Entstehen solcher, vielleicht weite Strecken fortlaufender, weit auseinander klaffen- der Risse muss auf der Oberfläche nothwendig als Erschütterung wahrgenommen werden, die um so stärker sein muss, je älter das zersprungene Gestein ist, je näher also die Spaltungen zur Oberfläche hinauf reichten. Auch in den oberen, neptunisch
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und glühenden Wasserdämpfen, die aus dem Innern von Neuem her- vordringen, den Durchgang gestatten. Diese werden theils durch Ab- gabe ihrer eigenen Wärme, theils durch die Wärme, welche durch Ver- brennung der Gase mit von oben oder durch Seitenwege eingedrun- gener Luft erzeugt wurde, die von frühern Ausbrüchen zurückgeblie- benen Laven wieder zum Schmelzen bringen und dadurch eine neue Ausbruchperiode einleiten. Die erste Veranlassung zu einer neuen Eruption werden wohl, wie schon erwähnt, immer neu- entstehende Spaltungen in den tieferen Schichten der Rinde in der Umgebung des Kraters geben. Die Erfahrung, dass Aus- brüche ruhender Vulcane fast immer durch Erdbeben angekün- digt werden, spricht auch dafür. Dass gerade in der Umgegend von Vulcanen, mögen sie noch thätig oder erloschen sein, häufig Erdbeben auftreten, beweist jedoch nicht, dass die Erdbeben Folge der vulcanischen Thätigkeit sind; es ist wahrscheinlich umgekehrt anzunehmen, dass Gegenden, welche häufigen Erd- beben ausgesetzt sind, die vulcanische Thätigkeit begünstigen. Dass häufig Risse in den jüngeren Gesteinbildungen der inneren Krustenseite auftreten müssen, erscheint unzweifelhaft. Diese Ablagerungen werden ganz verschiedener Natur sein je nach der örtlichen Beschaffenheit des Magma, aus dem sie sich ausschie- den. Ihr Contractions-Coefficient wird daher ebenfalls ganz ver- schieden sein. Bei fortschreitender Abkühlung dieser unteren Schichten müssen daher örtliche Spannungen eintreten, die zum Reissen der von anderen eingeschlossenen, sich stärker zusammen- ziehenden Massen führen müssen. Dies wird noch dadurch begünstigt, dass diese jüngeren Gesteine fest verbunden mit der älteren, bereits in früheren Perioden vielfach zerklüfteten Rinde sind, welche jetzt nur noch geringen Temperaturänderungen unterworfen ist. So wie von zwei aneinander geschmolzenen Glastafeln diejenige bei der Abkühlung zerspringen muss, welche sich stärker zusammenzieht, so müssen auch die jüngern Ge- steine bei ihrer Abkühlung platzen. Das Entstehen solcher, vielleicht weite Strecken fortlaufender, weit auseinander klaffen- der Risse muss auf der Oberfläche nothwendig als Erschütterung wahrgenommen werden, die um so stärker sein muss, je älter das zersprungene Gestein ist, je näher also die Spaltungen zur Oberfläche hinauf reichten. Auch in den oberen, neptunisch
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und glühenden Wasserdämpfen, die aus dem Innern von Neuem her-
vordringen, den Durchgang gestatten. Diese werden theils durch Ab-
gabe ihrer eigenen Wärme, theils durch die Wärme, welche durch Ver-
brennung der Gase mit von oben oder durch Seitenwege eingedrun-
gener Luft erzeugt wurde, die von frühern Ausbrüchen zurückgeblie-
benen Laven wieder zum Schmelzen bringen und dadurch eine
neue Ausbruchperiode einleiten. Die erste Veranlassung zu einer
neuen Eruption werden wohl, wie schon erwähnt, immer neu-
entstehende Spaltungen in den tieferen Schichten der Rinde in
der Umgebung des Kraters geben. Die Erfahrung, dass Aus-
brüche ruhender Vulcane fast immer durch Erdbeben angekün-
digt werden, spricht auch dafür. Dass gerade in der Umgegend
von Vulcanen, mögen sie noch thätig oder erloschen sein, häufig
Erdbeben auftreten, beweist jedoch nicht, dass die Erdbeben
Folge der vulcanischen Thätigkeit sind; es ist wahrscheinlich
umgekehrt anzunehmen, dass Gegenden, welche häufigen Erd-
beben ausgesetzt sind, die vulcanische Thätigkeit begünstigen.
Dass häufig Risse in den jüngeren Gesteinbildungen der inneren
Krustenseite auftreten müssen, erscheint unzweifelhaft. Diese
Ablagerungen werden ganz verschiedener Natur sein je nach der
örtlichen Beschaffenheit des Magma, aus dem sie sich ausschie-
den. Ihr Contractions-Coefficient wird daher ebenfalls ganz ver-
schieden sein. Bei fortschreitender Abkühlung dieser unteren
Schichten müssen daher örtliche Spannungen eintreten, die zum
Reissen der von anderen eingeschlossenen, sich stärker zusammen-
ziehenden Massen führen müssen. Dies wird noch dadurch
begünstigt, dass diese jüngeren Gesteine fest verbunden mit der
älteren, bereits in früheren Perioden vielfach zerklüfteten Rinde
sind, welche jetzt nur noch geringen Temperaturänderungen
unterworfen ist. So wie von zwei aneinander geschmolzenen
Glastafeln diejenige bei der Abkühlung zerspringen muss, welche
sich stärker zusammenzieht, so müssen auch die jüngern Ge-
steine bei ihrer Abkühlung platzen. Das Entstehen solcher,
vielleicht weite Strecken fortlaufender, weit auseinander klaffen-
der Risse muss auf der Oberfläche nothwendig als Erschütterung
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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