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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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weis zu liefern, warum wir früher nicht im Stande waren, grosse
Kraftleistungen durch elektrische Ströme auszuüben. Wir hat-
ten ja galvanische Säulen oder Batterien, wir konnten dieselben
beliebig vergrössern und der Glaube, dass es gelingen würde,
mit ihrer Hülfe elektrische Motoren herzustellen, die mit der
Dampfmaschine concurriren könnten erschien nicht als unbe-
rechtigt. Bekanntlich hatte der deutsche Bundestag sogar einen
Preis ausgeschrieben für den, der die erste brauchbare elek-
trische Locomotive herstellen würde. Es haben sich nament-
lich Professor Jacoby in Petersburg und Page in Amerika sehr
eingehend mit der Sache beschäftigt. Ersterer ist auch mit einem
durch Elektricität getriebenen Boote auf der Newa spazieren ge-
fahren; er erklärte jedoch am Schlusse seiner Versuche selbst,
dass die Elektricität zur Leistung von schwerer Arbeit nicht
brauchbar wäre, weil dieselbe zu kostspielig würde, und weil
viele andere, ihm unüberwindlich scheinende, technische Schwie-
rigkeiten der Lösung der Aufgabe entgegen träten.

Dass die Arbeitskraft des Stromes der galvanischen Batterie
unverhältnissmässig kostspielig werden muss, ergiebt sich schon aus
der Betrachtung, dass bei der galvanischen Säule Zink in oxy-
direnden Säuren verbrannt wird. Das ist aber ein unverhältniss-
mässig theureres Brennmaterial, als Kohle, die im Sauerstoff der
atmosphärischen Luft verbrennt! Dazu kommt noch, dass die
galvanische Kette aus Metallen und Flüssigkeiten besteht, dass
der galvanische Leitungswiderstand der Flüssigkeiten aber ein
ausserordentlich grosser ist. Galvanische Batterien müssen da-
her mächtige Dimensionen erhalten, wenn sie geringen Leitungs-
widerstand haben sollen. Geringer Widerstand des Leitungs-
kreises ist aber für die Wirksamkeit elektrischer Kraftmaschinen
ein unbedingtes Erforderniss; denn anderenfalls wird die Elek-
tricität im Leitungsdrahte grösstentheils in Wärme umgewandelt
und nicht in Arbeit.

Eine andere Quelle elektrischer Ströme ist die Thermo-Elek-
tricität. Diese von Seebeck in Berlin entdeckte elektrische
Kraft wird vielfach zur Erzeugung schwacher Ströme angewandt,
die zur Messung sehr kleiner Temperaturunterschiede und zu
ähnlichen Zwecken dienen. In neuerer Zeit hat man versucht,
Thermosäulen in grossem Massstabe zu bauen und hat in der

weis zu liefern, warum wir früher nicht im Stande waren, grosse
Kraftleistungen durch elektrische Ströme auszuüben. Wir hat-
ten ja galvanische Säulen oder Batterien, wir konnten dieselben
beliebig vergrössern und der Glaube, dass es gelingen würde,
mit ihrer Hülfe elektrische Motoren herzustellen, die mit der
Dampfmaschine concurriren könnten erschien nicht als unbe-
rechtigt. Bekanntlich hatte der deutsche Bundestag sogar einen
Preis ausgeschrieben für den, der die erste brauchbare elek-
trische Locomotive herstellen würde. Es haben sich nament-
lich Professor Jacoby in Petersburg und Page in Amerika sehr
eingehend mit der Sache beschäftigt. Ersterer ist auch mit einem
durch Elektricität getriebenen Boote auf der Newa spazieren ge-
fahren; er erklärte jedoch am Schlusse seiner Versuche selbst,
dass die Elektricität zur Leistung von schwerer Arbeit nicht
brauchbar wäre, weil dieselbe zu kostspielig würde, und weil
viele andere, ihm unüberwindlich scheinende, technische Schwie-
rigkeiten der Lösung der Aufgabe entgegen träten.

Dass die Arbeitskraft des Stromes der galvanischen Batterie
unverhältnissmässig kostspielig werden muss, ergiebt sich schon aus
der Betrachtung, dass bei der galvanischen Säule Zink in oxy-
direnden Säuren verbrannt wird. Das ist aber ein unverhältniss-
mässig theureres Brennmaterial, als Kohle, die im Sauerstoff der
atmosphärischen Luft verbrennt! Dazu kommt noch, dass die
galvanische Kette aus Metallen und Flüssigkeiten besteht, dass
der galvanische Leitungswiderstand der Flüssigkeiten aber ein
ausserordentlich grosser ist. Galvanische Batterien müssen da-
her mächtige Dimensionen erhalten, wenn sie geringen Leitungs-
widerstand haben sollen. Geringer Widerstand des Leitungs-
kreises ist aber für die Wirksamkeit elektrischer Kraftmaschinen
ein unbedingtes Erforderniss; denn anderenfalls wird die Elek-
tricität im Leitungsdrahte grösstentheils in Wärme umgewandelt
und nicht in Arbeit.

Eine andere Quelle elektrischer Ströme ist die Thermo-Elek-
tricität. Diese von Seebeck in Berlin entdeckte elektrische
Kraft wird vielfach zur Erzeugung schwacher Ströme angewandt,
die zur Messung sehr kleiner Temperaturunterschiede und zu
ähnlichen Zwecken dienen. In neuerer Zeit hat man versucht,
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[492/0514] weis zu liefern, warum wir früher nicht im Stande waren, grosse Kraftleistungen durch elektrische Ströme auszuüben. Wir hat- ten ja galvanische Säulen oder Batterien, wir konnten dieselben beliebig vergrössern und der Glaube, dass es gelingen würde, mit ihrer Hülfe elektrische Motoren herzustellen, die mit der Dampfmaschine concurriren könnten erschien nicht als unbe- rechtigt. Bekanntlich hatte der deutsche Bundestag sogar einen Preis ausgeschrieben für den, der die erste brauchbare elek- trische Locomotive herstellen würde. Es haben sich nament- lich Professor Jacoby in Petersburg und Page in Amerika sehr eingehend mit der Sache beschäftigt. Ersterer ist auch mit einem durch Elektricität getriebenen Boote auf der Newa spazieren ge- fahren; er erklärte jedoch am Schlusse seiner Versuche selbst, dass die Elektricität zur Leistung von schwerer Arbeit nicht brauchbar wäre, weil dieselbe zu kostspielig würde, und weil viele andere, ihm unüberwindlich scheinende, technische Schwie- rigkeiten der Lösung der Aufgabe entgegen träten. Dass die Arbeitskraft des Stromes der galvanischen Batterie unverhältnissmässig kostspielig werden muss, ergiebt sich schon aus der Betrachtung, dass bei der galvanischen Säule Zink in oxy- direnden Säuren verbrannt wird. Das ist aber ein unverhältniss- mässig theureres Brennmaterial, als Kohle, die im Sauerstoff der atmosphärischen Luft verbrennt! Dazu kommt noch, dass die galvanische Kette aus Metallen und Flüssigkeiten besteht, dass der galvanische Leitungswiderstand der Flüssigkeiten aber ein ausserordentlich grosser ist. Galvanische Batterien müssen da- her mächtige Dimensionen erhalten, wenn sie geringen Leitungs- widerstand haben sollen. Geringer Widerstand des Leitungs- kreises ist aber für die Wirksamkeit elektrischer Kraftmaschinen ein unbedingtes Erforderniss; denn anderenfalls wird die Elek- tricität im Leitungsdrahte grösstentheils in Wärme umgewandelt und nicht in Arbeit. Eine andere Quelle elektrischer Ströme ist die Thermo-Elek- tricität. Diese von Seebeck in Berlin entdeckte elektrische Kraft wird vielfach zur Erzeugung schwacher Ströme angewandt, die zur Messung sehr kleiner Temperaturunterschiede und zu ähnlichen Zwecken dienen. In neuerer Zeit hat man versucht, Thermosäulen in grossem Massstabe zu bauen und hat in der

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/514>, abgerufen am 22.11.2024.