manenter Magnetismus zur Stromerzeugung benutzt wird, son- dern dass von ihr Arbeitskraft direct in elektrischen Strom um- gewandelt wird, wobei der erzeugte Magnetismus nur gleichsam als Zwischenproduct auftritt.
Schon nach den ersten erfolgreichen Resultaten erkannte ich und sprach es in meiner Mittheilung an die Akademie auch aus, dass durch diese neue Stromquelle der Anwendung des elektrischen Stromes neue weite technische Gebiete erschlossen würden. In der That befähigt uns das dynamo-elektrische Prin- cip, Maschinen in verhältnissmässig kleinen Dimensionen herzu- stellen, welche durch aufgewendete Arbeitskraft Ströme jeder Stärke zu erzeugen und direct technisch zu verwenden oder durch analoge Maschinen wieder in Arbeitskraft umzuwandeln gestatten.
Eine dynamo-elektrische Maschine ist hiernach nichts weiter als eine richtig construirte, umgekehrt -- d. h. gegen die Rich- tung, in welcher sie sich durch einen hindurchgeleiteten Strom von selber bewegt -- gedrehte elektromagnetische Maschine.
Die grossen Pläne, die ich schon damals auf dies neu- geborene Kind -- wie man es in der ersten Freude zu thun pflegt -- baute, waren aber noch nicht lebensfähig. Ich dachte unter Anderem damals auch schon an elektrische Bahnen durch Berlin, um den Verkehr auf den Strassen zu vermindern. Die dynamo - elektrische Maschine war aber noch nicht fertig und hatte ihre Kinderkrankheiten noch erst zu überstehen. Als eine solche stellte sich eine neue Erscheinung, die Erhitzung des Eisens bei schnellem Wechsel der magnetischen Polarität, heraus. Die Moleküle des Eisens wollten sich nicht schnell genug drehen, und es bedurfte dazu aufzuwendender innerer Arbeit, die als Er- hitzung des Eisens auftrat. Die kräftigen Maschinen, die ich zur Erzeugung elektrischen Lichtes anfertigen liess, mussten aus diesem Grunde stets mit Wasser gekühlt werden, weil sonst die Magnete und Drähte zu heiss wurden.
Da kamen nun zwei Erfindungen zu Hülfe, welche die Sache bedeutend gefördert haben. Einmal erfand ein italienischer Ge- lehrter Pacinotti den nach ihm benannten Pacinotti'schen Ring. Es ist dies ein umwickelter Eisenring, oder mit anderen Worten ein zu einem geschlossenen Ringe gebogener, mit isolirtem Draht
manenter Magnetismus zur Stromerzeugung benutzt wird, son- dern dass von ihr Arbeitskraft direct in elektrischen Strom um- gewandelt wird, wobei der erzeugte Magnetismus nur gleichsam als Zwischenproduct auftritt.
Schon nach den ersten erfolgreichen Resultaten erkannte ich und sprach es in meiner Mittheilung an die Akademie auch aus, dass durch diese neue Stromquelle der Anwendung des elektrischen Stromes neue weite technische Gebiete erschlossen würden. In der That befähigt uns das dynamo-elektrische Prin- cip, Maschinen in verhältnissmässig kleinen Dimensionen herzu- stellen, welche durch aufgewendete Arbeitskraft Ströme jeder Stärke zu erzeugen und direct technisch zu verwenden oder durch analoge Maschinen wieder in Arbeitskraft umzuwandeln gestatten.
Eine dynamo-elektrische Maschine ist hiernach nichts weiter als eine richtig construirte, umgekehrt — d. h. gegen die Rich- tung, in welcher sie sich durch einen hindurchgeleiteten Strom von selber bewegt — gedrehte elektromagnetische Maschine.
Die grossen Pläne, die ich schon damals auf dies neu- geborene Kind — wie man es in der ersten Freude zu thun pflegt — baute, waren aber noch nicht lebensfähig. Ich dachte unter Anderem damals auch schon an elektrische Bahnen durch Berlin, um den Verkehr auf den Strassen zu vermindern. Die dynamo ‒ elektrische Maschine war aber noch nicht fertig und hatte ihre Kinderkrankheiten noch erst zu überstehen. Als eine solche stellte sich eine neue Erscheinung, die Erhitzung des Eisens bei schnellem Wechsel der magnetischen Polarität, heraus. Die Moleküle des Eisens wollten sich nicht schnell genug drehen, und es bedurfte dazu aufzuwendender innerer Arbeit, die als Er- hitzung des Eisens auftrat. Die kräftigen Maschinen, die ich zur Erzeugung elektrischen Lichtes anfertigen liess, mussten aus diesem Grunde stets mit Wasser gekühlt werden, weil sonst die Magnete und Drähte zu heiss wurden.
Da kamen nun zwei Erfindungen zu Hülfe, welche die Sache bedeutend gefördert haben. Einmal erfand ein italienischer Ge- lehrter Pacinotti den nach ihm benannten Pacinotti’schen Ring. Es ist dies ein umwickelter Eisenring, oder mit anderen Worten ein zu einem geschlossenen Ringe gebogener, mit isolirtem Draht
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manenter Magnetismus zur Stromerzeugung benutzt wird, son-
dern dass von ihr Arbeitskraft direct in elektrischen Strom um-
gewandelt wird, wobei der erzeugte Magnetismus nur gleichsam
als Zwischenproduct auftritt.
Schon nach den ersten erfolgreichen Resultaten erkannte
ich und sprach es in meiner Mittheilung an die Akademie auch
aus, dass durch diese neue Stromquelle der Anwendung des
elektrischen Stromes neue weite technische Gebiete erschlossen
würden. In der That befähigt uns das dynamo-elektrische Prin-
cip, Maschinen in verhältnissmässig kleinen Dimensionen herzu-
stellen, welche durch aufgewendete Arbeitskraft Ströme jeder
Stärke zu erzeugen und direct technisch zu verwenden oder
durch analoge Maschinen wieder in Arbeitskraft umzuwandeln
gestatten.
Eine dynamo-elektrische Maschine ist hiernach nichts weiter
als eine richtig construirte, umgekehrt — d. h. gegen die Rich-
tung, in welcher sie sich durch einen hindurchgeleiteten Strom
von selber bewegt — gedrehte elektromagnetische Maschine.
Die grossen Pläne, die ich schon damals auf dies neu-
geborene Kind — wie man es in der ersten Freude zu thun
pflegt — baute, waren aber noch nicht lebensfähig. Ich dachte
unter Anderem damals auch schon an elektrische Bahnen durch
Berlin, um den Verkehr auf den Strassen zu vermindern. Die
dynamo ‒ elektrische Maschine war aber noch nicht fertig und
hatte ihre Kinderkrankheiten noch erst zu überstehen. Als eine
solche stellte sich eine neue Erscheinung, die Erhitzung des
Eisens bei schnellem Wechsel der magnetischen Polarität, heraus.
Die Moleküle des Eisens wollten sich nicht schnell genug drehen,
und es bedurfte dazu aufzuwendender innerer Arbeit, die als Er-
hitzung des Eisens auftrat. Die kräftigen Maschinen, die ich
zur Erzeugung elektrischen Lichtes anfertigen liess, mussten aus
diesem Grunde stets mit Wasser gekühlt werden, weil sonst die
Magnete und Drähte zu heiss wurden.
Da kamen nun zwei Erfindungen zu Hülfe, welche die Sache
bedeutend gefördert haben. Einmal erfand ein italienischer Ge-
lehrter Pacinotti den nach ihm benannten Pacinotti’schen Ring.
Es ist dies ein umwickelter Eisenring, oder mit anderen Worten
ein zu einem geschlossenen Ringe gebogener, mit isolirtem Draht
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/518>, abgerufen am 22.11.2024.
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