Ueber die Abhängigkeit der elektrischen Leitungsfähigkeit der Kohle von der Temperatur.
(Mon.ber. d. Berl. Akad. d. Wiss. v. 5. Jan.)
1874.
Matthiessen machte zuerst1) auf die merkwürdige Eigen- schaft der Kohle aufmerksam, bei höherer Temperatur die Elek- tricität besser zu leiten, als bei niedriger. Er fand für die am besten leitende und zugleich schwerste und festeste Modification derselben, die Gasretortenkohle, welche durch Zersetzung des überhitzten Leuchtgases entsteht und an den Wandungen der Retorten der Gasbereitungsanstalten abgesetzt wird, die specifische Leitungsfähigkeit (Quecksilber = 1 gesetzt) 0,0236 bei 25 °C. und zwischen 0 und 140 eine Verminderung des Widerstandes um 0,00245 für jeden Grad Celsius.
Beetz fand die Thatsache der Zunahme der Leitungsfähigkeit bei steigender Temperatur nur bei sogenannter künstlicher Kohle bestätigt, die aus Kohlenpulver mit einem geringen bindenden Zusatz von Theer oder Zuckerlösung zusammengepresst und darauf erhitzt wird, wodurch die Zuckerlösung in entweichendes Gas und Kohle zerlegt wird, aber nicht für Kohlenstäbe, die aus Retortenkohle geschnitten waren. Bei diesen konnte er keine Zunahme der Leitungsfähigkeit bei Erhöhung der Temperatur beobachten. Die Zunahme der Leitungsfähigkeit der sogenannten künstlichen Kohle erklärte Beetz durch einen stärkeren Druck, welchen die nur lose zusammenhängenden Kohlentheilchen auf
1) Pogg. Ann. Bd. 103 S. 428 (1858).
Ueber die Abhängigkeit der elektrischen Leitungsfähigkeit der Kohle von der Temperatur.
(Mon.ber. d. Berl. Akad. d. Wiss. v. 5. Jan.)
1874.
Matthiessen machte zuerst1) auf die merkwürdige Eigen- schaft der Kohle aufmerksam, bei höherer Temperatur die Elek- tricität besser zu leiten, als bei niedriger. Er fand für die am besten leitende und zugleich schwerste und festeste Modification derselben, die Gasretortenkohle, welche durch Zersetzung des überhitzten Leuchtgases entsteht und an den Wandungen der Retorten der Gasbereitungsanstalten abgesetzt wird, die specifische Leitungsfähigkeit (Quecksilber = 1 gesetzt) 0,0236 bei 25 °C. und zwischen 0 und 140 eine Verminderung des Widerstandes um 0,00245 für jeden Grad Celsius.
Beetz fand die Thatsache der Zunahme der Leitungsfähigkeit bei steigender Temperatur nur bei sogenannter künstlicher Kohle bestätigt, die aus Kohlenpulver mit einem geringen bindenden Zusatz von Theer oder Zuckerlösung zusammengepresst und darauf erhitzt wird, wodurch die Zuckerlösung in entweichendes Gas und Kohle zerlegt wird, aber nicht für Kohlenstäbe, die aus Retortenkohle geschnitten waren. Bei diesen konnte er keine Zunahme der Leitungsfähigkeit bei Erhöhung der Temperatur beobachten. Die Zunahme der Leitungsfähigkeit der sogenannten künstlichen Kohle erklärte Beetz durch einen stärkeren Druck, welchen die nur lose zusammenhängenden Kohlentheilchen auf
1) Pogg. Ann. Bd. 103 S. 428 (1858).
<TEI><text><body><pbfacs="#f0535"n="[511]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Ueber die Abhängigkeit der elektrischen<lb/>
Leitungsfähigkeit der Kohle von der<lb/>
Temperatur.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">(Mon.ber. d. Berl. Akad. d. Wiss. v. 5. Jan.)</hi></p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#b">1874.</hi></hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">M</hi>atthiessen machte zuerst<noteplace="foot"n="1)">Pogg. Ann. Bd. 103 S. 428 (1858).</note> auf die merkwürdige Eigen-<lb/>
schaft der Kohle aufmerksam, bei höherer Temperatur die Elek-<lb/>
tricität besser zu leiten, als bei niedriger. Er fand für die am<lb/>
besten leitende und zugleich schwerste und festeste Modification<lb/>
derselben, die Gasretortenkohle, welche durch Zersetzung des<lb/>
überhitzten Leuchtgases entsteht und an den Wandungen der<lb/>
Retorten der Gasbereitungsanstalten abgesetzt wird, die specifische<lb/>
Leitungsfähigkeit (Quecksilber = 1 gesetzt) 0,0236 bei 25 °C. und<lb/>
zwischen 0 und 140 eine Verminderung des Widerstandes um<lb/>
0,00245 für jeden Grad Celsius.</p><lb/><p>Beetz fand die Thatsache der Zunahme der Leitungsfähigkeit<lb/>
bei steigender Temperatur nur bei sogenannter künstlicher Kohle<lb/>
bestätigt, die aus Kohlenpulver mit einem geringen bindenden<lb/>
Zusatz von Theer oder Zuckerlösung zusammengepresst und<lb/>
darauf erhitzt wird, wodurch die Zuckerlösung in entweichendes<lb/>
Gas und Kohle zerlegt wird, aber nicht für Kohlenstäbe, die aus<lb/>
Retortenkohle geschnitten waren. Bei diesen konnte er keine<lb/>
Zunahme der Leitungsfähigkeit bei Erhöhung der Temperatur<lb/>
beobachten. Die Zunahme der Leitungsfähigkeit der sogenannten<lb/>
künstlichen Kohle erklärte Beetz durch einen stärkeren Druck,<lb/>
welchen die nur lose zusammenhängenden Kohlentheilchen auf<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[511]/0535]
Ueber die Abhängigkeit der elektrischen
Leitungsfähigkeit der Kohle von der
Temperatur.
(Mon.ber. d. Berl. Akad. d. Wiss. v. 5. Jan.)
1874.
Matthiessen machte zuerst 1) auf die merkwürdige Eigen-
schaft der Kohle aufmerksam, bei höherer Temperatur die Elek-
tricität besser zu leiten, als bei niedriger. Er fand für die am
besten leitende und zugleich schwerste und festeste Modification
derselben, die Gasretortenkohle, welche durch Zersetzung des
überhitzten Leuchtgases entsteht und an den Wandungen der
Retorten der Gasbereitungsanstalten abgesetzt wird, die specifische
Leitungsfähigkeit (Quecksilber = 1 gesetzt) 0,0236 bei 25 °C. und
zwischen 0 und 140 eine Verminderung des Widerstandes um
0,00245 für jeden Grad Celsius.
Beetz fand die Thatsache der Zunahme der Leitungsfähigkeit
bei steigender Temperatur nur bei sogenannter künstlicher Kohle
bestätigt, die aus Kohlenpulver mit einem geringen bindenden
Zusatz von Theer oder Zuckerlösung zusammengepresst und
darauf erhitzt wird, wodurch die Zuckerlösung in entweichendes
Gas und Kohle zerlegt wird, aber nicht für Kohlenstäbe, die aus
Retortenkohle geschnitten waren. Bei diesen konnte er keine
Zunahme der Leitungsfähigkeit bei Erhöhung der Temperatur
beobachten. Die Zunahme der Leitungsfähigkeit der sogenannten
künstlichen Kohle erklärte Beetz durch einen stärkeren Druck,
welchen die nur lose zusammenhängenden Kohlentheilchen auf
1) Pogg. Ann. Bd. 103 S. 428 (1858).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. [511]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/535>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.