bleibt, ob Grubengashlen oder Kosäure das Alarmsignal verursacht hat, sowie ferner, dass nach Beseitigung der alarmirenden Gas- mischung noch eine geraume Zeit verstreicht, bis das eingedrun- gene Gas durch Exosmose wieder ausgetrieben ist und dadurch der Contact selbstthätig wieder aufgehoben wird. Von diesen beiden Uebelständen ist der Körner'sche Apparat, welcher auf der Erhitzung des fein vertheilten Platinas durch langsame Ver- brennung des Grubengases beruht, frei. Dagegen musste es -- abgesehen von der unnöthig complicirten Construction des An- zeigeapparates -- zweifelhaft erscheinen, ob die Erhitzung des Platinamoors durch geringe Mengen beigemengten Grubengases auch unter allen Umständen sicher eintreten würde. Wie schon erwähnt, hatte der hochverdiente Professor Graham, der Entdecker der Osmose, bei Untersuchung des reinen Grubengases, welches an einer Stelle einer Kohlengrube continuirlich ausströmte, ge- funden, dass dasselbe durch Berührung mit kaltem Platinamoor nicht, wie andere Kohlenwasserstoffe und Wasserstoff, langsam verbrennt, und erklärte dies sogar für ein Unterscheidungsmerk- mal des Grubengases. Dem widersprach Payerne, ohne, wie es scheint, bei den Chemikern rechten Glauben gefunden zu haben. Es ist mir wenigstens über entscheidende anderweitige Versuche nichts bekannt geworden. Eine Reihe von Versuchen, die Herr Dr. Fellinger in meinem Laboratorium angestellt hat, haben nun aber entscheidend festgestellt, dass reines, aus essigsaurem Blei erzeugtes Grubengas in der That ebenso wie Wasserstoff und die übrigen gasförmigen Kohlenwasserstoffe durch die katalytische Wirkung des Platinamoors auch dann mit Sauerstoff verbunden wird, wenn das Platinamoor nicht erwärmt ist. Auch ist die katalytische Wirkung des Platinamoors in ausreichendem Grade constant, um es zur Construction eines Grubengasmelders ver wenden zu können.
Weniger geeignet wie Endosmose und katalytische Wirkung des Platinas erscheint die von Winkler 1879 vorgeschlagene Methode der Anzeige des Grubengases durch Bestimmung der Verminderung des specifischen Gewichtes der Grubenluft. Ein- mal erfordern derartige Wägungen sehr exacte Einrichtungen mit grossen Ballons, die in den feuchten, engen Grubengängen schwer anzubringen und in Ordnung zu halten sind, und zweitens
bleibt, ob Grubengashlen oder Kosäure das Alarmsignal verursacht hat, sowie ferner, dass nach Beseitigung der alarmirenden Gas- mischung noch eine geraume Zeit verstreicht, bis das eingedrun- gene Gas durch Exosmose wieder ausgetrieben ist und dadurch der Contact selbstthätig wieder aufgehoben wird. Von diesen beiden Uebelständen ist der Körner’sche Apparat, welcher auf der Erhitzung des fein vertheilten Platinas durch langsame Ver- brennung des Grubengases beruht, frei. Dagegen musste es — abgesehen von der unnöthig complicirten Construction des An- zeigeapparates — zweifelhaft erscheinen, ob die Erhitzung des Platinamoors durch geringe Mengen beigemengten Grubengases auch unter allen Umständen sicher eintreten würde. Wie schon erwähnt, hatte der hochverdiente Professor Graham, der Entdecker der Osmose, bei Untersuchung des reinen Grubengases, welches an einer Stelle einer Kohlengrube continuirlich ausströmte, ge- funden, dass dasselbe durch Berührung mit kaltem Platinamoor nicht, wie andere Kohlenwasserstoffe und Wasserstoff, langsam verbrennt, und erklärte dies sogar für ein Unterscheidungsmerk- mal des Grubengases. Dem widersprach Payerne, ohne, wie es scheint, bei den Chemikern rechten Glauben gefunden zu haben. Es ist mir wenigstens über entscheidende anderweitige Versuche nichts bekannt geworden. Eine Reihe von Versuchen, die Herr Dr. Fellinger in meinem Laboratorium angestellt hat, haben nun aber entscheidend festgestellt, dass reines, aus essigsaurem Blei erzeugtes Grubengas in der That ebenso wie Wasserstoff und die übrigen gasförmigen Kohlenwasserstoffe durch die katalytische Wirkung des Platinamoors auch dann mit Sauerstoff verbunden wird, wenn das Platinamoor nicht erwärmt ist. Auch ist die katalytische Wirkung des Platinamoors in ausreichendem Grade constant, um es zur Construction eines Grubengasmelders ver wenden zu können.
Weniger geeignet wie Endosmose und katalytische Wirkung des Platinas erscheint die von Winkler 1879 vorgeschlagene Methode der Anzeige des Grubengases durch Bestimmung der Verminderung des specifischen Gewichtes der Grubenluft. Ein- mal erfordern derartige Wägungen sehr exacte Einrichtungen mit grossen Ballons, die in den feuchten, engen Grubengängen schwer anzubringen und in Ordnung zu halten sind, und zweitens
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[534/0560]
bleibt, ob Grubengashlen oder Kosäure das Alarmsignal verursacht
hat, sowie ferner, dass nach Beseitigung der alarmirenden Gas-
mischung noch eine geraume Zeit verstreicht, bis das eingedrun-
gene Gas durch Exosmose wieder ausgetrieben ist und dadurch
der Contact selbstthätig wieder aufgehoben wird. Von diesen
beiden Uebelständen ist der Körner’sche Apparat, welcher auf
der Erhitzung des fein vertheilten Platinas durch langsame Ver-
brennung des Grubengases beruht, frei. Dagegen musste es —
abgesehen von der unnöthig complicirten Construction des An-
zeigeapparates — zweifelhaft erscheinen, ob die Erhitzung des
Platinamoors durch geringe Mengen beigemengten Grubengases
auch unter allen Umständen sicher eintreten würde. Wie schon
erwähnt, hatte der hochverdiente Professor Graham, der Entdecker
der Osmose, bei Untersuchung des reinen Grubengases, welches
an einer Stelle einer Kohlengrube continuirlich ausströmte, ge-
funden, dass dasselbe durch Berührung mit kaltem Platinamoor
nicht, wie andere Kohlenwasserstoffe und Wasserstoff, langsam
verbrennt, und erklärte dies sogar für ein Unterscheidungsmerk-
mal des Grubengases. Dem widersprach Payerne, ohne, wie es
scheint, bei den Chemikern rechten Glauben gefunden zu haben.
Es ist mir wenigstens über entscheidende anderweitige Versuche
nichts bekannt geworden. Eine Reihe von Versuchen, die Herr
Dr. Fellinger in meinem Laboratorium angestellt hat, haben nun
aber entscheidend festgestellt, dass reines, aus essigsaurem Blei
erzeugtes Grubengas in der That ebenso wie Wasserstoff und die
übrigen gasförmigen Kohlenwasserstoffe durch die katalytische
Wirkung des Platinamoors auch dann mit Sauerstoff verbunden
wird, wenn das Platinamoor nicht erwärmt ist. Auch ist die
katalytische Wirkung des Platinamoors in ausreichendem Grade
constant, um es zur Construction eines Grubengasmelders ver
wenden zu können.
Weniger geeignet wie Endosmose und katalytische Wirkung
des Platinas erscheint die von Winkler 1879 vorgeschlagene
Methode der Anzeige des Grubengases durch Bestimmung der
Verminderung des specifischen Gewichtes der Grubenluft. Ein-
mal erfordern derartige Wägungen sehr exacte Einrichtungen
mit grossen Ballons, die in den feuchten, engen Grubengängen
schwer anzubringen und in Ordnung zu halten sind, und zweitens
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/560>, abgerufen am 22.11.2024.
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