Ich will hier noch bemerken, dass mein Freund G. Kirch- hoff mir einen beachtenswerthen Vorschlag machte, um die elektromotorische Kraft dieser Maschine durch Vergrösserung der Länge des inducirten Leiters zu vermehren.
Er schlug vor, die Wände der rotirenden Hohlcylinder durch Längsschnitte zu trennen und sie dann mit isolirenden Zwischen- lagen wieder zu einem Hohlcylinder zusammenzufügen. Jedes Ende eines der so gebildeten isolirten Stäbe sollte mit einem isolirten Schleifringe leitend verbunden werden. Durch die im Kreise anzuordnenden Schleiffedern konnten dann die Enden der Stäbe beider Cylinder derartig verbunden werden, dass sie in demselben Sinne elektromotorisch wirkten. Technische Schwierig- keiten haben die Durchführung dieses beachtenswerthen Vor- schlages bisher verhindert, es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass dieselben zu überwinden sind. Auffallend ist bei dieser Maschine, dass der Magnetismus des grossen Hufeisenmagnetes viel früher von der Proportionalität mit dem (primären) Strom abweicht, als zu erwarten war. In der nachfolgenden Tabelle enthält die erste Colonne die Stärke des magnetisirenden Stromes in Stromeinheiten, die zweite die Spannungsdifferenz an den Schleiffedern in Daniells, die dritte die Umdrehungszahl der Kupfercylinder. Wäre der Magnetismus der Stärke des primären Stromes proportional, so müssten die Zahlen der vierten Colonne denen der ersten proportional sein, -- was ersichtlich nicht der Fall ist. Ebenso wenig ist bei dem durch einen Widerstand geschlossenen Leitungskreise die in der letzten Colonne an- gegebene Stromstärke in demselben dem Producte aus Strom- stärke des primären Kreises in die Tourenzahl, dividirt durch den eingeschalteten Widerstand, proportional. (Siehe Tabelle auf S. 560.)
Dass die Magnetschenkel, die aus Eisenröhren von 16 cm äusserem, 9 cm innerem Durchmesser und 116 cm Länge bestanden, schon bis zum Maximum magnetisirt gewesen waren, ist schon aus dem Grunde nicht anzunehmen, weil der schwache rück- bleibende Magnetismus bereits etwa ein Achtel der stärksten Spannung gab, wie aus dem 10. Versuch hervorgeht. Es ist aber möglich, dass der Magnetismus nicht gleichmässig auf der Peripherie der feststehenden Magnetschenkel vertheilt war,
Ich will hier noch bemerken, dass mein Freund G. Kirch- hoff mir einen beachtenswerthen Vorschlag machte, um die elektromotorische Kraft dieser Maschine durch Vergrösserung der Länge des inducirten Leiters zu vermehren.
Er schlug vor, die Wände der rotirenden Hohlcylinder durch Längsschnitte zu trennen und sie dann mit isolirenden Zwischen- lagen wieder zu einem Hohlcylinder zusammenzufügen. Jedes Ende eines der so gebildeten isolirten Stäbe sollte mit einem isolirten Schleifringe leitend verbunden werden. Durch die im Kreise anzuordnenden Schleiffedern konnten dann die Enden der Stäbe beider Cylinder derartig verbunden werden, dass sie in demselben Sinne elektromotorisch wirkten. Technische Schwierig- keiten haben die Durchführung dieses beachtenswerthen Vor- schlages bisher verhindert, es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass dieselben zu überwinden sind. Auffallend ist bei dieser Maschine, dass der Magnetismus des grossen Hufeisenmagnetes viel früher von der Proportionalität mit dem (primären) Strom abweicht, als zu erwarten war. In der nachfolgenden Tabelle enthält die erste Colonne die Stärke des magnetisirenden Stromes in Stromeinheiten, die zweite die Spannungsdifferenz an den Schleiffedern in Daniells, die dritte die Umdrehungszahl der Kupfercylinder. Wäre der Magnetismus der Stärke des primären Stromes proportional, so müssten die Zahlen der vierten Colonne denen der ersten proportional sein, — was ersichtlich nicht der Fall ist. Ebenso wenig ist bei dem durch einen Widerstand geschlossenen Leitungskreise die in der letzten Colonne an- gegebene Stromstärke in demselben dem Producte aus Strom- stärke des primären Kreises in die Tourenzahl, dividirt durch den eingeschalteten Widerstand, proportional. (Siehe Tabelle auf S. 560.)
Dass die Magnetschenkel, die aus Eisenröhren von 16 cm äusserem, 9 cm innerem Durchmesser und 116 cm Länge bestanden, schon bis zum Maximum magnetisirt gewesen waren, ist schon aus dem Grunde nicht anzunehmen, weil der schwache rück- bleibende Magnetismus bereits etwa ein Achtel der stärksten Spannung gab, wie aus dem 10. Versuch hervorgeht. Es ist aber möglich, dass der Magnetismus nicht gleichmässig auf der Peripherie der feststehenden Magnetschenkel vertheilt war,
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Ich will hier noch bemerken, dass mein Freund G. Kirch-
hoff mir einen beachtenswerthen Vorschlag machte, um die
elektromotorische Kraft dieser Maschine durch Vergrösserung der
Länge des inducirten Leiters zu vermehren.
Er schlug vor, die Wände der rotirenden Hohlcylinder durch
Längsschnitte zu trennen und sie dann mit isolirenden Zwischen-
lagen wieder zu einem Hohlcylinder zusammenzufügen. Jedes
Ende eines der so gebildeten isolirten Stäbe sollte mit einem
isolirten Schleifringe leitend verbunden werden. Durch die im
Kreise anzuordnenden Schleiffedern konnten dann die Enden der
Stäbe beider Cylinder derartig verbunden werden, dass sie in
demselben Sinne elektromotorisch wirkten. Technische Schwierig-
keiten haben die Durchführung dieses beachtenswerthen Vor-
schlages bisher verhindert, es ist aber nicht unwahrscheinlich,
dass dieselben zu überwinden sind. Auffallend ist bei dieser
Maschine, dass der Magnetismus des grossen Hufeisenmagnetes
viel früher von der Proportionalität mit dem (primären) Strom
abweicht, als zu erwarten war. In der nachfolgenden Tabelle
enthält die erste Colonne die Stärke des magnetisirenden Stromes
in Stromeinheiten, die zweite die Spannungsdifferenz an den
Schleiffedern in Daniells, die dritte die Umdrehungszahl der
Kupfercylinder. Wäre der Magnetismus der Stärke des primären
Stromes proportional, so müssten die Zahlen der vierten Colonne
denen der ersten proportional sein, — was ersichtlich nicht der
Fall ist. Ebenso wenig ist bei dem durch einen Widerstand
geschlossenen Leitungskreise die in der letzten Colonne an-
gegebene Stromstärke in demselben dem Producte aus Strom-
stärke des primären Kreises in die Tourenzahl, dividirt durch
den eingeschalteten Widerstand, proportional. (Siehe Tabelle auf
S. 560.)
Dass die Magnetschenkel, die aus Eisenröhren von 16 cm
äusserem, 9 cm innerem Durchmesser und 116 cm Länge bestanden,
schon bis zum Maximum magnetisirt gewesen waren, ist schon
aus dem Grunde nicht anzunehmen, weil der schwache rück-
bleibende Magnetismus bereits etwa ein Achtel der stärksten
Spannung gab, wie aus dem 10. Versuch hervorgeht. Es ist
aber möglich, dass der Magnetismus nicht gleichmässig auf
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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