daher in der Richtung der wirksamen, hier als gleich gross an- genommenen Kräfte
[Formel 1]
betragen. Es muss dies wenigstens dann der Fall sein, wenn der magnetisirte Eisenkörper eine Kugel ist und das Maximum der Magnetisirung in der Richtung der Componente der Kräfte wirklich erreicht wird. Für Eisenmassen mit verschiedenen Dimensionen complicirt sich diese Betrachtung durch die Verschiedenheit der gegenseitigen Verstärkung des Magnetismus, welche die magnetisirten Eisenmolecüle auf ein- ander ausüben, worauf ich später zurückkommen werde.
Durch Versuche ist diese Folgerung aus der Ampere-Weber- schen Theorie bisher meines Wissens noch nicht bestätigt. Es hat dies zum Theil wohl darin seinen Grund, dass der Vorgang der Magnetisirung der magnetischen Körper überhaupt noch nicht in allen Richtungen aufgeklärt ist, wodurch die experimentelle Entscheidung einer bestimmten Frage sehr erschwert wird, zum Theil bei dieser speciellen Frage aber darin, dass es schwer fiel, den störenden Einfluss der starken magnetisirenden Kräfte selbst auf die Messung eines bestimmten magnetischen Momentes des Eisens zu eliminiren. Um dies zu erzielen, war es nöthig, be- sonders geformte Elektromagnete in Anwendung zu bringen, bei denen sowohl die magnetisirende Kraft, wie der von ihr im Eisen erzeugte Magnetismus der einen Richtung ohne Einfluss auf die Angaben des Mess-Apparates blieben, mit dem die Magnetisirung in einer anderen Richtung gemessen wurde.
Diese Bedingung wird erfüllt durch ein gerades Eisenrohr, welches mit der Axe parallel laufenden, isolirten Drähten derart umwunden ist, dass die äussere und die innere Wandfläche des Rohres gleichförmig mit parallelen Drähten bedeckt sind. Eine solche longitudinale Umwindung -- wie sie bei dem in der Elektrotechnik vielfach verwendeten Pacinotti'schen Ringe zur Verwendung kommt -- bewirkt, wenn sie von einem elektrischen Strome durchlaufen wird, in allen ihren Theilen eine Magneti- sirung der Rohrwand im Sinne der Tangenten des Rohres, so dass das Rohr einen in sich selbst geschlossenen Ring-Magnet darstellt. Wie Kirchhoff1) nachgewiesen hat, übt ein solcher, in sich geschlossener Ring-Elektromagnet keine Wirkung nach aussen
1) Poggendorff's Annalen Ergänzungsbd. 5, S. 1.
daher in der Richtung der wirksamen, hier als gleich gross an- genommenen Kräfte
[Formel 1]
betragen. Es muss dies wenigstens dann der Fall sein, wenn der magnetisirte Eisenkörper eine Kugel ist und das Maximum der Magnetisirung in der Richtung der Componente der Kräfte wirklich erreicht wird. Für Eisenmassen mit verschiedenen Dimensionen complicirt sich diese Betrachtung durch die Verschiedenheit der gegenseitigen Verstärkung des Magnetismus, welche die magnetisirten Eisenmolecüle auf ein- ander ausüben, worauf ich später zurückkommen werde.
Durch Versuche ist diese Folgerung aus der Ampère-Weber- schen Theorie bisher meines Wissens noch nicht bestätigt. Es hat dies zum Theil wohl darin seinen Grund, dass der Vorgang der Magnetisirung der magnetischen Körper überhaupt noch nicht in allen Richtungen aufgeklärt ist, wodurch die experimentelle Entscheidung einer bestimmten Frage sehr erschwert wird, zum Theil bei dieser speciellen Frage aber darin, dass es schwer fiel, den störenden Einfluss der starken magnetisirenden Kräfte selbst auf die Messung eines bestimmten magnetischen Momentes des Eisens zu eliminiren. Um dies zu erzielen, war es nöthig, be- sonders geformte Elektromagnete in Anwendung zu bringen, bei denen sowohl die magnetisirende Kraft, wie der von ihr im Eisen erzeugte Magnetismus der einen Richtung ohne Einfluss auf die Angaben des Mess-Apparates blieben, mit dem die Magnetisirung in einer anderen Richtung gemessen wurde.
Diese Bedingung wird erfüllt durch ein gerades Eisenrohr, welches mit der Axe parallel laufenden, isolirten Drähten derart umwunden ist, dass die äussere und die innere Wandfläche des Rohres gleichförmig mit parallelen Drähten bedeckt sind. Eine solche longitudinale Umwindung — wie sie bei dem in der Elektrotechnik vielfach verwendeten Pacinotti’schen Ringe zur Verwendung kommt — bewirkt, wenn sie von einem elektrischen Strome durchlaufen wird, in allen ihren Theilen eine Magneti- sirung der Rohrwand im Sinne der Tangenten des Rohres, so dass das Rohr einen in sich selbst geschlossenen Ring-Magnet darstellt. Wie Kirchhoff1) nachgewiesen hat, übt ein solcher, in sich geschlossener Ring-Elektromagnet keine Wirkung nach aussen
1) Poggendorff’s Annalen Ergänzungsbd. 5, S. 1.
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[562/0590]
daher in der Richtung der wirksamen, hier als gleich gross an-
genommenen Kräfte [FORMEL] betragen. Es muss dies wenigstens dann
der Fall sein, wenn der magnetisirte Eisenkörper eine Kugel
ist und das Maximum der Magnetisirung in der Richtung der
Componente der Kräfte wirklich erreicht wird. Für Eisenmassen
mit verschiedenen Dimensionen complicirt sich diese Betrachtung
durch die Verschiedenheit der gegenseitigen Verstärkung des
Magnetismus, welche die magnetisirten Eisenmolecüle auf ein-
ander ausüben, worauf ich später zurückkommen werde.
Durch Versuche ist diese Folgerung aus der Ampère-Weber-
schen Theorie bisher meines Wissens noch nicht bestätigt. Es
hat dies zum Theil wohl darin seinen Grund, dass der Vorgang
der Magnetisirung der magnetischen Körper überhaupt noch nicht
in allen Richtungen aufgeklärt ist, wodurch die experimentelle
Entscheidung einer bestimmten Frage sehr erschwert wird, zum
Theil bei dieser speciellen Frage aber darin, dass es schwer fiel,
den störenden Einfluss der starken magnetisirenden Kräfte selbst
auf die Messung eines bestimmten magnetischen Momentes des
Eisens zu eliminiren. Um dies zu erzielen, war es nöthig, be-
sonders geformte Elektromagnete in Anwendung zu bringen, bei
denen sowohl die magnetisirende Kraft, wie der von ihr im Eisen
erzeugte Magnetismus der einen Richtung ohne Einfluss auf die
Angaben des Mess-Apparates blieben, mit dem die Magnetisirung
in einer anderen Richtung gemessen wurde.
Diese Bedingung wird erfüllt durch ein gerades Eisenrohr,
welches mit der Axe parallel laufenden, isolirten Drähten derart
umwunden ist, dass die äussere und die innere Wandfläche des
Rohres gleichförmig mit parallelen Drähten bedeckt sind. Eine
solche longitudinale Umwindung — wie sie bei dem in der
Elektrotechnik vielfach verwendeten Pacinotti’schen Ringe zur
Verwendung kommt — bewirkt, wenn sie von einem elektrischen
Strome durchlaufen wird, in allen ihren Theilen eine Magneti-
sirung der Rohrwand im Sinne der Tangenten des Rohres, so
dass das Rohr einen in sich selbst geschlossenen Ring-Magnet
darstellt. Wie Kirchhoff 1) nachgewiesen hat, übt ein solcher, in
sich geschlossener Ring-Elektromagnet keine Wirkung nach aussen
1) Poggendorff’s Annalen Ergänzungsbd. 5, S. 1.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/590>, abgerufen am 22.11.2024.
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