Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.Sievers Briefe derthalb Unzen kleine schmutzige Kristallen; der Rest(vierthalb Unzen) war mit feinem Flußsand vermischte Thonerde. Die Gestalt der Kristallen, Geschmack, star- kes Aufbrausen mit Eßig und baldiges Zerfallen an der Luft zu einem weissen Staub verriethen hier, daß der größ- te Theil meines Salzes Alcali minerale sey. Das darin seyende wenige Mittelsalz war Glaubersalz und et- was Küchensalz, beydes zusammengenommen etwa zwey Drachmen in der ganzen Menge. Bey der Sät- tigung mit Eßig im Aufbrausen stieg ganz merklich ein flüchtiges Alcali auf. Siehe übrigens Pall. Reise III. S. 267. Die Anlagen zu einer Küchensalzsiederey sind hier schon lange aus Mangel an Salz verlassen. Jch vermuthe aber beynahe daß dieser Reichthum von mine- ralischem Alcali hier nicht immer derselbe ist; denn Herr Staatsrath Pallas sah im J. 73 hier viele Glaubersalz- kristallen, die ich hingegen gar nirgends bemerkte. Hier- an kann vielleicht die jetzt durch Regen- und Schneewas- ser verdünntere Lauge Schuld seyn. Von der Festung Kudara, die mit 2 hölzernen Urluz-
Sievers Briefe derthalb Unzen kleine ſchmutzige Kriſtallen; der Reſt(vierthalb Unzen) war mit feinem Flußſand vermiſchte Thonerde. Die Geſtalt der Kriſtallen, Geſchmack, ſtar- kes Aufbrauſen mit Eßig und baldiges Zerfallen an der Luft zu einem weiſſen Staub verriethen hier, daß der groͤß- te Theil meines Salzes Alcali minerale ſey. Das darin ſeyende wenige Mittelſalz war Glauberſalz und et- was Kuͤchenſalz, beydes zuſammengenommen etwa zwey Drachmen in der ganzen Menge. Bey der Saͤt- tigung mit Eßig im Aufbrauſen ſtieg ganz merklich ein fluͤchtiges Alcali auf. Siehe uͤbrigens Pall. Reiſe III. S. 267. Die Anlagen zu einer Kuͤchenſalzſiederey ſind hier ſchon lange aus Mangel an Salz verlaſſen. Jch vermuthe aber beynahe daß dieſer Reichthum von mine- raliſchem Alcali hier nicht immer derſelbe iſt; denn Herr Staatsrath Pallas ſah im J. 73 hier viele Glauberſalz- kriſtallen, die ich hingegen gar nirgends bemerkte. Hier- an kann vielleicht die jetzt durch Regen- und Schneewaſ- ſer verduͤnntere Lauge Schuld ſeyn. Von der Feſtung Kudara, die mit 2 hoͤlzernen Urluz-
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Sievers Briefe
derthalb Unzen kleine ſchmutzige Kriſtallen; der Reſt
(vierthalb Unzen) war mit feinem Flußſand vermiſchte
Thonerde. Die Geſtalt der Kriſtallen, Geſchmack, ſtar-
kes Aufbrauſen mit Eßig und baldiges Zerfallen an der
Luft zu einem weiſſen Staub verriethen hier, daß der groͤß-
te Theil meines Salzes Alcali minerale ſey. Das
darin ſeyende wenige Mittelſalz war Glauberſalz und et-
was Kuͤchenſalz, beydes zuſammengenommen etwa
zwey Drachmen in der ganzen Menge. Bey der Saͤt-
tigung mit Eßig im Aufbrauſen ſtieg ganz merklich ein
fluͤchtiges Alcali auf. Siehe uͤbrigens Pall. Reiſe III.
S. 267. Die Anlagen zu einer Kuͤchenſalzſiederey ſind
hier ſchon lange aus Mangel an Salz verlaſſen. Jch
vermuthe aber beynahe daß dieſer Reichthum von mine-
raliſchem Alcali hier nicht immer derſelbe iſt; denn Herr
Staatsrath Pallas ſah im J. 73 hier viele Glauberſalz-
kriſtallen, die ich hingegen gar nirgends bemerkte. Hier-
an kann vielleicht die jetzt durch Regen- und Schneewaſ-
ſer verduͤnntere Lauge Schuld ſeyn.
Von der Feſtung Kudara, die mit 2 hoͤlzernen
Kirchen und einer Vorſtadt verſehen iſt und in einer aͤuſ-
ſerſt angenehmen Gegend, eine Werſt vom Tſchikoi ent-
fernt, am Fuß des Mogoi, eines hohen grauen gemei-
nen Granitfelſen, liegt, ſetzte ich meinen Weg uͤber das
aus 4 Bauerwohnungen beſtehende Dorf Grudinina
(45 Werſt), dann durch das groͤßere Dorf Klein-Ku-
dara (5 Werſt), ſodann uͤber ein anſehnliches Gebirge
Urluz-
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