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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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Sievers Briefe
gleichen Passagen gewohnt, und so ist es selten, daß sie
stürzen. Nachdem wir noch einige abscheuliche Süm-
pfe, und ein ganz hohes, bloß felsigtes Gebirge paßirt
waren, so kamen wir den 7ten Jun. glücklich zu den
warmen Quellen, wo wir wenigstens eine ziemlich
gute Simowia oder Hütte vorfanden. Diese, nebst gu-
ter Weide, kam Mann und Pferd, die äußerst ermüdet
waren, sehr zu statten, noch mehr da es seit gestern ange-
fangen hatte zu regnen, und heute scharf zu donnern.
Jch entschloß mich also einen Tag auszuruhen, um Jh-
nen ein Bischen von dem Mineral-Wasser und Florens
Schätzen vorschwatzen zu können.

Es sind hier zwey warme Quellen die von ein-
ander etwa 36 Faden entfernt sind, und in einem nicht
sehr unangenehmen großen Alpenthal, worin der Kuna-
lei strömt, und welches mit Bergen, Gletschern, auf wel-
chen fürchterliche Felsen, öfters in Ruinenähnlichen Figu-
ren stehen, umgeben ist, ihren Ursprung unter einigen
großen weißlichen Granitblöcken nehmen. Sie fließen
dem etwa 10 Faden niedrigern Kunalei zu. Jhr
Wasser ist so klar, wie irgend eins in der Welt, und hat
durchaus weder Geschmack noch Geruch. Der Thermo-
meter eine Stunde hineingehangen, zeigte 16° Wärme
Reaumur; die Atmosphäre über denselben am Mittag
zur selben Zeit im Schatten 14°, und in der freyen Luft
20°, die Lage dieser Quelle war so, daß die Sonnen-
stralen nicht darauf wirken konnten. Das Wasser des
Kunalei hatte 5° Wärme. Die andre Quelle war
mit einem Geländer eingefaßet, quoll aus einen schlam-

migern

Sievers Briefe
gleichen Paſſagen gewohnt, und ſo iſt es ſelten, daß ſie
ſtuͤrzen. Nachdem wir noch einige abſcheuliche Suͤm-
pfe, und ein ganz hohes, bloß felſigtes Gebirge paßirt
waren, ſo kamen wir den 7ten Jun. gluͤcklich zu den
warmen Quellen, wo wir wenigſtens eine ziemlich
gute Simowia oder Huͤtte vorfanden. Dieſe, nebſt gu-
ter Weide, kam Mann und Pferd, die aͤußerſt ermuͤdet
waren, ſehr zu ſtatten, noch mehr da es ſeit geſtern ange-
fangen hatte zu regnen, und heute ſcharf zu donnern.
Jch entſchloß mich alſo einen Tag auszuruhen, um Jh-
nen ein Bischen von dem Mineral-Waſſer und Florens
Schaͤtzen vorſchwatzen zu koͤnnen.

Es ſind hier zwey warme Quellen die von ein-
ander etwa 36 Faden entfernt ſind, und in einem nicht
ſehr unangenehmen großen Alpenthal, worin der Kuna-
lei ſtroͤmt, und welches mit Bergen, Gletſchern, auf wel-
chen fuͤrchterliche Felſen, oͤfters in Ruinenaͤhnlichen Figu-
ren ſtehen, umgeben iſt, ihren Urſprung unter einigen
großen weißlichen Granitbloͤcken nehmen. Sie fließen
dem etwa 10 Faden niedrigern Kunalei zu. Jhr
Waſſer iſt ſo klar, wie irgend eins in der Welt, und hat
durchaus weder Geſchmack noch Geruch. Der Thermo-
meter eine Stunde hineingehangen, zeigte 16° Waͤrme
Reaumur; die Atmosphaͤre uͤber denſelben am Mittag
zur ſelben Zeit im Schatten 14°, und in der freyen Luft
20°, die Lage dieſer Quelle war ſo, daß die Sonnen-
ſtralen nicht darauf wirken konnten. Das Waſſer des
Kunalei hatte 5° Waͤrme. Die andre Quelle war
mit einem Gelaͤnder eingefaßet, quoll aus einen ſchlam-

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[52/0060] Sievers Briefe gleichen Paſſagen gewohnt, und ſo iſt es ſelten, daß ſie ſtuͤrzen. Nachdem wir noch einige abſcheuliche Suͤm- pfe, und ein ganz hohes, bloß felſigtes Gebirge paßirt waren, ſo kamen wir den 7ten Jun. gluͤcklich zu den warmen Quellen, wo wir wenigſtens eine ziemlich gute Simowia oder Huͤtte vorfanden. Dieſe, nebſt gu- ter Weide, kam Mann und Pferd, die aͤußerſt ermuͤdet waren, ſehr zu ſtatten, noch mehr da es ſeit geſtern ange- fangen hatte zu regnen, und heute ſcharf zu donnern. Jch entſchloß mich alſo einen Tag auszuruhen, um Jh- nen ein Bischen von dem Mineral-Waſſer und Florens Schaͤtzen vorſchwatzen zu koͤnnen. Es ſind hier zwey warme Quellen die von ein- ander etwa 36 Faden entfernt ſind, und in einem nicht ſehr unangenehmen großen Alpenthal, worin der Kuna- lei ſtroͤmt, und welches mit Bergen, Gletſchern, auf wel- chen fuͤrchterliche Felſen, oͤfters in Ruinenaͤhnlichen Figu- ren ſtehen, umgeben iſt, ihren Urſprung unter einigen großen weißlichen Granitbloͤcken nehmen. Sie fließen dem etwa 10 Faden niedrigern Kunalei zu. Jhr Waſſer iſt ſo klar, wie irgend eins in der Welt, und hat durchaus weder Geſchmack noch Geruch. Der Thermo- meter eine Stunde hineingehangen, zeigte 16° Waͤrme Reaumur; die Atmosphaͤre uͤber denſelben am Mittag zur ſelben Zeit im Schatten 14°, und in der freyen Luft 20°, die Lage dieſer Quelle war ſo, daß die Sonnen- ſtralen nicht darauf wirken konnten. Das Waſſer des Kunalei hatte 5° Waͤrme. Die andre Quelle war mit einem Gelaͤnder eingefaßet, quoll aus einen ſchlam- migern

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/60>, abgerufen am 24.11.2024.