einen Haufen wo man zuweilen Pude davon beysammen findet. Aller angewandten Mühe ungeachtet, habe ich dieses Thier nicht erhalten können.
Sechster Brief.
Vom Ursprung des Tschikoiflusses 1792.
Jn diesem Briefe, welcher der letzte aus dem Ja- blonnoi Chrebet seyn wird, werden Sie nur einige Frag- mente zur Beschreibung der mir aufgestoßenen Begeben- heiten, während meinen Excursionen, lesen; und als Fragmente betrachtet, nehmen Sie's nicht übel, wenn ich, um nicht unnütze Worte zu verlieren sie ohne Zusam- menhang liefere. "Die Nächte, sagte der brave Fon- "tenelle: laden unter andern den Menschen und alle "übrige Geschöpfe, mit ihrer Dunkelheit und Stille zu "der benöthigten Erhohlung durch den Schlaf ein -- "Verschönern und vervielfältigen den Anblick der Schö- "pfung bey ihrem Wechsel mit dem Tage, am Abend "und Morgen; befördern die Fruchtbarkeit des Erdbo- "dens, enthüllen unsern Augen den unermeßlichen Schau- "platz der großen Werke der Natur am Himmelsgewöl- "be, und bieten dem forschenden Geist des wachsamen "Weisen reichen Stoff zu den erhabensten Betrachtun- "gen dar:" Ganz vortrefflich! dachte ich, aber ich muß- te heftig lachen, als ich auf einem der höchsten hiesigen Gletscher unterm gestirnten Himmel eine Nacht hinbrin- gen mußte, die mir nicht so angenehm dünkte, als dem
Fonte-
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aus Sibirien.
einen Haufen wo man zuweilen Pude davon beyſammen findet. Aller angewandten Muͤhe ungeachtet, habe ich dieſes Thier nicht erhalten koͤnnen.
Sechſter Brief.
Vom Urſprung des Tſchikoifluſſes 1792.
Jn dieſem Briefe, welcher der letzte aus dem Ja- blonnoi Chrebet ſeyn wird, werden Sie nur einige Frag- mente zur Beſchreibung der mir aufgeſtoßenen Begeben- heiten, waͤhrend meinen Excurſionen, leſen; und als Fragmente betrachtet, nehmen Sie’s nicht uͤbel, wenn ich, um nicht unnuͤtze Worte zu verlieren ſie ohne Zuſam- menhang liefere. „Die Naͤchte, ſagte der brave Fon- „tenelle: laden unter andern den Menſchen und alle „uͤbrige Geſchoͤpfe, mit ihrer Dunkelheit und Stille zu „der benoͤthigten Erhohlung durch den Schlaf ein — „Verſchoͤnern und vervielfaͤltigen den Anblick der Schoͤ- „pfung bey ihrem Wechſel mit dem Tage, am Abend „und Morgen; befoͤrdern die Fruchtbarkeit des Erdbo- „dens, enthuͤllen unſern Augen den unermeßlichen Schau- „platz der großen Werke der Natur am Himmelsgewoͤl- „be, und bieten dem forſchenden Geiſt des wachſamen „Weiſen reichen Stoff zu den erhabenſten Betrachtun- „gen dar:“ Ganz vortrefflich! dachte ich, aber ich muß- te heftig lachen, als ich auf einem der hoͤchſten hieſigen Gletſcher unterm geſtirnten Himmel eine Nacht hinbrin- gen mußte, die mir nicht ſo angenehm duͤnkte, als dem
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aus Sibirien.
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dieſes Thier nicht erhalten koͤnnen.
Sechſter Brief.
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Jn dieſem Briefe, welcher der letzte aus dem Ja-
blonnoi Chrebet ſeyn wird, werden Sie nur einige Frag-
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heiten, waͤhrend meinen Excurſionen, leſen; und als
Fragmente betrachtet, nehmen Sie’s nicht uͤbel, wenn
ich, um nicht unnuͤtze Worte zu verlieren ſie ohne Zuſam-
menhang liefere. „Die Naͤchte, ſagte der brave Fon-
„tenelle: laden unter andern den Menſchen und alle
„uͤbrige Geſchoͤpfe, mit ihrer Dunkelheit und Stille zu
„der benoͤthigten Erhohlung durch den Schlaf ein —
„Verſchoͤnern und vervielfaͤltigen den Anblick der Schoͤ-
„pfung bey ihrem Wechſel mit dem Tage, am Abend
„und Morgen; befoͤrdern die Fruchtbarkeit des Erdbo-
„dens, enthuͤllen unſern Augen den unermeßlichen Schau-
„platz der großen Werke der Natur am Himmelsgewoͤl-
„be, und bieten dem forſchenden Geiſt des wachſamen
„Weiſen reichen Stoff zu den erhabenſten Betrachtun-
„gen dar:“ Ganz vortrefflich! dachte ich, aber ich muß-
te heftig lachen, als ich auf einem der hoͤchſten hieſigen
Gletſcher unterm geſtirnten Himmel eine Nacht hinbrin-
gen mußte, die mir nicht ſo angenehm duͤnkte, als dem
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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/81>, abgerufen am 16.02.2025.
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