Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

zu tragen; dadurch aber ist die Wahrschein-
lichkeit, dass es je ein gutes Maul zum
Fahren bekommen wird, verloren.

Auf einen Umstand soll hier noch auf-
merksam gemacht werden, der häufig ausser
Acht gelassen wird. Die Gebisse werden
meistens in Räumen aufbewahrt, zu welchen
die Kälte leicht Zutritt findet, und nehmen
in Folge dessen bei kaltem Wetter einen
bedeutenden Kältegrad an. Die Kutscher
geben nun gewöhnlich, ohne darüber weiter
nachzudenken, den Pferden den eisigen Stahl
in's Maul. Die Folge davon ist eine ganz
ähnliche, wie wenn das Gebiss dem Pferde
in nahezu rothglühendem Zustande in's Maul
gegeben worden wäre; dann zerbricht sich
der Mann den Kopf darüber, wie das Pferd
zu dem wunden Maul gekommen sei; hätte
er das eiskalte Gebiss selbst in den Mund
genommen, so würde ihm die Ursache davon
begreiflich geworden sein, indem seine Haut
daran kleben geblieben wäre.

Man nehme also in sehr kalter Zeit
das Gebiss für einige Zeit in einen warmen
Raum und überzeuge sich, ob es nicht zu
kalt sei, um es dem Pferde in's Maul zu
geben, bevor man dies thut.

zu tragen; dadurch aber ist die Wahrschein-
lichkeit, dass es je ein gutes Maul zum
Fahren bekommen wird, verloren.

Auf einen Umstand soll hier noch auf-
merksam gemacht werden, der häufig ausser
Acht gelassen wird. Die Gebisse werden
meistens in Räumen aufbewahrt, zu welchen
die Kälte leicht Zutritt findet, und nehmen
in Folge dessen bei kaltem Wetter einen
bedeutenden Kältegrad an. Die Kutscher
geben nun gewöhnlich, ohne darüber weiter
nachzudenken, den Pferden den eisigen Stahl
in’s Maul. Die Folge davon ist eine ganz
ähnliche, wie wenn das Gebiss dem Pferde
in nahezu rothglühendem Zustande in’s Maul
gegeben worden wäre; dann zerbricht sich
der Mann den Kopf darüber, wie das Pferd
zu dem wunden Maul gekommen sei; hätte
er das eiskalte Gebiss selbst in den Mund
genommen, so würde ihm die Ursache davon
begreiflich geworden sein, indem seine Haut
daran kleben geblieben wäre.

Man nehme also in sehr kalter Zeit
das Gebiss für einige Zeit in einen warmen
Raum und überzeuge sich, ob es nicht zu
kalt sei, um es dem Pferde in’s Maul zu
geben, bevor man dies thut.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="13"/>
zu tragen; dadurch aber ist die Wahrschein-<lb/>
lichkeit, dass es je ein gutes Maul zum<lb/>
Fahren bekommen wird, verloren.</p><lb/>
        <p>Auf einen Umstand soll hier noch auf-<lb/>
merksam gemacht werden, der häufig ausser<lb/>
Acht gelassen wird. Die Gebisse werden<lb/>
meistens in Räumen aufbewahrt, zu welchen<lb/>
die Kälte leicht Zutritt findet, und nehmen<lb/>
in Folge dessen bei kaltem Wetter einen<lb/>
bedeutenden Kältegrad an. Die Kutscher<lb/>
geben nun gewöhnlich, ohne darüber weiter<lb/>
nachzudenken, den Pferden den eisigen Stahl<lb/>
in&#x2019;s Maul. Die Folge davon ist eine ganz<lb/>
ähnliche, wie wenn das Gebiss dem Pferde<lb/>
in nahezu rothglühendem Zustande in&#x2019;s Maul<lb/>
gegeben worden wäre; dann zerbricht sich<lb/>
der Mann den Kopf darüber, wie das Pferd<lb/>
zu dem wunden Maul gekommen sei; hätte<lb/>
er das eiskalte Gebiss selbst in den Mund<lb/>
genommen, so würde ihm die Ursache davon<lb/>
begreiflich geworden sein, indem seine Haut<lb/>
daran kleben geblieben wäre.</p><lb/>
        <p>Man nehme also in sehr kalter Zeit<lb/>
das Gebiss für einige Zeit in einen warmen<lb/>
Raum und überzeuge sich, ob es nicht zu<lb/>
kalt sei, um es dem Pferde in&#x2019;s Maul zu<lb/>
geben, bevor man dies thut.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0029] zu tragen; dadurch aber ist die Wahrschein- lichkeit, dass es je ein gutes Maul zum Fahren bekommen wird, verloren. Auf einen Umstand soll hier noch auf- merksam gemacht werden, der häufig ausser Acht gelassen wird. Die Gebisse werden meistens in Räumen aufbewahrt, zu welchen die Kälte leicht Zutritt findet, und nehmen in Folge dessen bei kaltem Wetter einen bedeutenden Kältegrad an. Die Kutscher geben nun gewöhnlich, ohne darüber weiter nachzudenken, den Pferden den eisigen Stahl in’s Maul. Die Folge davon ist eine ganz ähnliche, wie wenn das Gebiss dem Pferde in nahezu rothglühendem Zustande in’s Maul gegeben worden wäre; dann zerbricht sich der Mann den Kopf darüber, wie das Pferd zu dem wunden Maul gekommen sei; hätte er das eiskalte Gebiss selbst in den Mund genommen, so würde ihm die Ursache davon begreiflich geworden sein, indem seine Haut daran kleben geblieben wäre. Man nehme also in sehr kalter Zeit das Gebiss für einige Zeit in einen warmen Raum und überzeuge sich, ob es nicht zu kalt sei, um es dem Pferde in’s Maul zu geben, bevor man dies thut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/29
Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/29>, abgerufen am 22.12.2024.