Silesius, Angelus: Johannis Angeli und Georgii Josephi Vierdter Theil Der Geistlichen Hirten-Lieder. [Viertes Buch]. Breslau, [1657].Vierdtes Buch. 6. O wahrer Trost/ wann wird es dann geschehn/Daß ich dich werd' ohn alles Mittel sehn? Wann werd' ich wie du bist dich schauen und empfinden/ Und in dich süsse Flut zerflüssen und verschwinden? 7. Wer ist dir gleich/ wer ist so groß als du?Wer sitzt so stoltz in ewger Freud und Ruh? Wer weiß den Uberfluß der Reichthümer zu schätzen/ Mit welchen du mich wirst in Ewigkeit ergötzen? 8. Du bist allein mein ewges Freuden-Meer/Bist all mein Gut/ und was ich nur begehr: Jch werde mich an dir nicht satt genugsam sehen/ Wann deiner Herrligkeit Eröffnung wird geschehen. 9. Wird auch mein Geist in jhm seyn zu der Zeit/Wann ich O Gott werd' eingehn in die Frend? Werd' ich auch von mir selbst für grosser Wollust wissen Wann deiner Gottheit Strohm in mich sich wird ergiessen? 10. Ach' es vergeht mir jetzt schon Krafft und Sinn/Und mein Gemüt ist auß mir nach dir hin: O wonnigliches Gut zeuch doch mein gantzes Wesen/ Jn deinen Abgrund ein/ so bin ich wol genesen. Das
Vierdtes Buch. 6. O wahrer Troſt/ wann wird es dann geſchehn/Daß ich dich werd’ ohn alles Mittel ſehn? Wann werd’ ich wie du biſt dich ſchauen und empfindẽ/ Und in dich ſuͤſſe Flut zerfluͤſſen und verſchwinden? 7. Wer iſt dir gleich/ wer iſt ſo groß als du?Wer ſitzt ſo ſtoltz in ewger Freud und Ruh? Wer weiß den Uberfluß der Reichthuͤmer zu ſchaͤtzen/ Mit welchen du mich wirſt in Ewigkeit ergoͤtzen? 8. Du biſt allein mein ewges Freuden-Meer/Biſt all mein Gut/ und was ich nur begehr: Jch werde mich an dir nicht ſatt genugſam ſehen/ Wann deiner Herꝛligkeit Eroͤffnung wird geſchehen. 9. Wird auch mein Geiſt in jhm ſeyn zu der Zeit/Wann ich O Gott werd’ eingehn in die Frend? Werd’ ich auch von mir ſelbſt fuͤr groſſer Wolluſt wiſſen Wann deiner Gottheit Strohm in mich ſich wird ergieſſen? 10. Ach’ es vergeht mir jetzt ſchon Krafft und Sinn/Und mein Gemuͤt iſt auß mir nach dir hin: O wonnigliches Gut zeuch doch mein gantzes Weſen/ Jn deinen Abgrund ein/ ſo bin ich wol geneſen. Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0119" n="111"/> <fw place="top" type="header">Vierdtes Buch.</fw><lb/> <lg n="6"> <head>6.</head> <l>O wahrer Troſt/ wann wird es dann geſchehn/</l><lb/> <l>Daß ich dich werd’ ohn alles Mittel ſehn?</l><lb/> <l>Wann werd’ ich wie du biſt dich ſchauen und empfindẽ/</l><lb/> <l>Und in dich ſuͤſſe Flut zerfluͤſſen und verſchwinden?</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head>7.</head> <l>Wer iſt dir gleich/ wer iſt ſo groß als du?</l><lb/> <l>Wer ſitzt ſo ſtoltz in ewger Freud und Ruh?</l><lb/> <l>Wer weiß den Uberfluß der Reichthuͤmer zu ſchaͤtzen/</l><lb/> <l>Mit welchen du mich wirſt in Ewigkeit ergoͤtzen?</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head>8.</head> <l>Du biſt allein mein ewges Freuden-Meer/</l><lb/> <l>Biſt all mein Gut/ und was ich nur begehr:</l><lb/> <l>Jch werde mich an dir nicht ſatt genugſam ſehen/</l><lb/> <l>Wann deiner Herꝛligkeit Eroͤffnung wird geſchehen.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <head>9.</head> <l>Wird auch mein Geiſt in jhm ſeyn zu der Zeit/</l><lb/> <l>Wann ich O Gott werd’ eingehn in die Frend?</l><lb/> <l>Werd’ ich auch von mir ſelbſt fuͤr groſſer Wolluſt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wiſſen</hi> </l><lb/> <l>Wann deiner Gottheit Strohm in mich ſich wird</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ergieſſen?</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="10"> <head>10.</head> <l>Ach’ es vergeht mir jetzt ſchon Krafft und Sinn/</l><lb/> <l>Und mein Gemuͤt iſt auß mir nach dir hin:</l><lb/> <l>O wonnigliches Gut zeuch doch mein gantzes Weſen/</l><lb/> <l>Jn deinen Abgrund ein/ ſo bin ich wol geneſen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
Vierdtes Buch.
6.O wahrer Troſt/ wann wird es dann geſchehn/
Daß ich dich werd’ ohn alles Mittel ſehn?
Wann werd’ ich wie du biſt dich ſchauen und empfindẽ/
Und in dich ſuͤſſe Flut zerfluͤſſen und verſchwinden?
7.Wer iſt dir gleich/ wer iſt ſo groß als du?
Wer ſitzt ſo ſtoltz in ewger Freud und Ruh?
Wer weiß den Uberfluß der Reichthuͤmer zu ſchaͤtzen/
Mit welchen du mich wirſt in Ewigkeit ergoͤtzen?
8.Du biſt allein mein ewges Freuden-Meer/
Biſt all mein Gut/ und was ich nur begehr:
Jch werde mich an dir nicht ſatt genugſam ſehen/
Wann deiner Herꝛligkeit Eroͤffnung wird geſchehen.
9.Wird auch mein Geiſt in jhm ſeyn zu der Zeit/
Wann ich O Gott werd’ eingehn in die Frend?
Werd’ ich auch von mir ſelbſt fuͤr groſſer Wolluſt
wiſſen
Wann deiner Gottheit Strohm in mich ſich wird
ergieſſen?
10.Ach’ es vergeht mir jetzt ſchon Krafft und Sinn/
Und mein Gemuͤt iſt auß mir nach dir hin:
O wonnigliches Gut zeuch doch mein gantzes Weſen/
Jn deinen Abgrund ein/ ſo bin ich wol geneſen.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |