Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657.Andres Buch. Und unsre Seel zu sich zu ziehn?Freilich ja er wil vom Böseu Seine Braut hiermit erlösen/ Drumb geht doch näher zu jhm hin. 3. Gehet daß jhr seht die Plagen Seiner Hände/ die durchschlagen/ Und an das Creutz gehefftet seyn: Daß jhr seht mit was vor Wunden Euer Bräutgam sich verbunden/ Euch zu erretten auß der Pein. 4. Schaut das Leiden seiner Armen/ Daß es einen Stein erbarmen/ Und einen Stok bewegen solt'. Jst nicht alles so zerrenket/ Außgezogen und gekränket/ Wie seine Feinde selbst gewolt! 5. O der grossen Liebes-Flamme Die jhn an deß Creutzes Stamme So außgespannet stehen macht! Hat man vormals auch gesehen Solches Wunderwerk geschehen/ Als der verliebte Gott erdacht! 6. Dank K v
Andres Buch. Und unſre Seel zu ſich zu ziehn?Freilich ja er wil vom Boͤſeu Seine Braut hiermit erloͤſen/ Drumb geht doch naͤher zu jhm hin. 3. Gehet daß jhr ſeht die Plagen Seiner Haͤnde/ die durchſchlagen/ Und an das Creutz gehefftet ſeyn: Daß jhr ſeht mit was vor Wunden Euer Braͤutgam ſich verbunden/ Euch zu erretten auß der Pein. 4. Schaut das Leiden ſeiner Armen/ Daß es einen Stein erbarmen/ Und einen Stok bewegen ſolt’. Jſt nicht alles ſo zerrenket/ Außgezogen und gekraͤnket/ Wie ſeine Feinde ſelbſt gewolt! 5. O der groſſen Liebes-Flamme Die jhn an deß Creutzes Stamme So außgeſpannet ſtehen macht! Hat man vormals auch geſehen Solches Wunderwerk geſchehen/ Als der verliebte Gott erdacht! 6. Dank K v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0173" n="153"/> <fw place="top" type="header">Andres Buch.</fw><lb/> <l>Und unſre Seel zu ſich zu ziehn?</l><lb/> <l>Freilich ja er wil vom Boͤſeu</l><lb/> <l>Seine Braut hiermit erloͤſen/</l><lb/> <l>Drumb geht doch naͤher zu jhm hin.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l> <hi rendition="#c">3.</hi> </l><lb/> <l>Gehet daß jhr ſeht die Plagen</l><lb/> <l>Seiner Haͤnde/ die durchſchlagen/</l><lb/> <l>Und an das Creutz gehefftet ſeyn:</l><lb/> <l>Daß jhr ſeht mit was vor Wunden</l><lb/> <l>Euer Braͤutgam ſich verbunden/</l><lb/> <l>Euch zu erretten auß der Pein.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l> <hi rendition="#c">4.</hi> </l><lb/> <l>Schaut das Leiden ſeiner Armen/</l><lb/> <l>Daß es einen Stein erbarmen/</l><lb/> <l>Und einen Stok bewegen ſolt’.</l><lb/> <l>Jſt nicht alles ſo zerrenket/</l><lb/> <l>Außgezogen und gekraͤnket/</l><lb/> <l>Wie ſeine Feinde ſelbſt gewolt!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l> <hi rendition="#c">5.</hi> </l><lb/> <l>O der groſſen Liebes-Flamme</l><lb/> <l>Die jhn an deß Creutzes Stamme</l><lb/> <l>So außgeſpannet ſtehen macht!</l><lb/> <l>Hat man vormals auch geſehen</l><lb/> <l>Solches Wunderwerk geſchehen/</l><lb/> <l>Als der verliebte Gott erdacht!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K v</fw> <fw place="bottom" type="catch">6. Dank</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [153/0173]
Andres Buch.
Und unſre Seel zu ſich zu ziehn?
Freilich ja er wil vom Boͤſeu
Seine Braut hiermit erloͤſen/
Drumb geht doch naͤher zu jhm hin.
3.
Gehet daß jhr ſeht die Plagen
Seiner Haͤnde/ die durchſchlagen/
Und an das Creutz gehefftet ſeyn:
Daß jhr ſeht mit was vor Wunden
Euer Braͤutgam ſich verbunden/
Euch zu erretten auß der Pein.
4.
Schaut das Leiden ſeiner Armen/
Daß es einen Stein erbarmen/
Und einen Stok bewegen ſolt’.
Jſt nicht alles ſo zerrenket/
Außgezogen und gekraͤnket/
Wie ſeine Feinde ſelbſt gewolt!
5.
O der groſſen Liebes-Flamme
Die jhn an deß Creutzes Stamme
So außgeſpannet ſtehen macht!
Hat man vormals auch geſehen
Solches Wunderwerk geſchehen/
Als der verliebte Gott erdacht!
6. Dank
K v
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |