Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657.Geistlicher Hirten-Lieder 2. Jch sehne mich nach jhrem Safft/ Jch suche sie mit Schmertzen; Weil sie ertheilen Stärk' und Krafft Den abgematten Hertzen: Drumb laß mich doch ein Bienelen Auff deinen Rosen-Wunden seyn. 3. Jhr übertrefflicher Geruch Jst ein Geruch zum Leben; Vertreibt die Gifft/ verjagt den Fluch/ Und macht den Geist erheben: Drumb laß mich wie ein Bienelein Auff diesen Rosen-Wunden seyn. 4. Jch nahe mich mit Hertz und Mund Sie tausendmahl zu küssen; Laß mich zu jeder Zeit und Stund Den Honig-Safft geniessen; Laß meine Seel ein Bienelein Auff diesen Rosen-Wunden seyn. 5. Ach ach wie süss' ist dieser Thau/ Wie lieblich meiner Seele! Wie gutt ists seyn auff solcher Au/ Und solcher Blumen-Höle! Laß
Geiſtlicher Hirten-Lieder 2. Jch ſehne mich nach jhrem Safft/ Jch ſuche ſie mit Schmertzen; Weil ſie ertheilen Staͤrk’ und Krafft Den abgematten Hertzen: Drumb laß mich doch ein Bienelen Auff deinen Roſen-Wunden ſeyn. 3. Jhr uͤbertrefflicher Geruch Jſt ein Geruch zum Leben; Vertreibt die Gifft/ verjagt den Fluch/ Und macht den Geiſt erheben: Drumb laß mich wie ein Bienelein Auff dieſen Roſen-Wunden ſeyn. 4. Jch nahe mich mit Hertz und Mund Sie tauſendmahl zu kuͤſſen; Laß mich zu jeder Zeit und Stund Den Honig-Safft genieſſen; Laß meine Seel ein Bienelein Auff dieſen Roſen-Wunden ſeyn. 5. Ach ach wie ſuͤſſ’ iſt dieſer Thau/ Wie lieblich meiner Seele! Wie gutt iſts ſeyn auff ſolcher Au/ Und ſolcher Blumen-Hoͤle! Laß
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Geiſtlicher Hirten-Lieder
2.
Jch ſehne mich nach jhrem Safft/
Jch ſuche ſie mit Schmertzen;
Weil ſie ertheilen Staͤrk’ und Krafft
Den abgematten Hertzen:
Drumb laß mich doch ein Bienelen
Auff deinen Roſen-Wunden ſeyn.
3.
Jhr uͤbertrefflicher Geruch
Jſt ein Geruch zum Leben;
Vertreibt die Gifft/ verjagt den Fluch/
Und macht den Geiſt erheben:
Drumb laß mich wie ein Bienelein
Auff dieſen Roſen-Wunden ſeyn.
4.
Jch nahe mich mit Hertz und Mund
Sie tauſendmahl zu kuͤſſen;
Laß mich zu jeder Zeit und Stund
Den Honig-Safft genieſſen;
Laß meine Seel ein Bienelein
Auff dieſen Roſen-Wunden ſeyn.
5.
Ach ach wie ſuͤſſ’ iſt dieſer Thau/
Wie lieblich meiner Seele!
Wie gutt iſts ſeyn auff ſolcher Au/
Und ſolcher Blumen-Hoͤle!
Laß
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