Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657.Geistlicher Hirten-Lieder 1. JCh lebe nu nicht mehr; denn Christus ist mein Leben/ Und meine Lieb ist gar mit jhm ans Creutz gegeben; Es wisse nu die gantze Welt Daß mir nichts mehr an jhr gefällt/ Weil meine Lieb gekreutzigt ist. 2. Es herrscht in mir kein Feur der lüsternden Begierden Mein Hertze brennt auch nicht nach Pracht und eitlen Es kan kein Reichthum Geld und Gutt (Ziehrden; Verblenden meinen Sinn und Muth/ Weil meine Lieb gekreutzigt ist. 3. Jch habe keine Lust an den geschaffnen Dingen/ Mir kanwas zeitlich ist nicht eine Freude bringen; Deß Fleisches Schönheit und jhr Ruhm Scheint mir wie eine blasse Blum; Weil meine Lieb gekreutzigt ist. 4. Es darff sich nu nicht mehr die Welt umb mich be- mühen/ Sie wird mein Hertze nicht zu jhrer Liebe ziehen: Jch lieb' und küss' auch in dem Tod Den süssen JEsum meinen Gott/ Dem meine Lieb gekreutzigt ist. Das
Geiſtlicher Hirten-Lieder 1. JCh lebe nu nicht mehr; deñ Chriſtus iſt mein Lebẽ/ Und meine Lieb iſt gar mit jhm ans Creutz gegebẽ; Es wiſſe nu die gantze Welt Daß mir nichts mehr an jhr gefaͤllt/ Weil meine Lieb gekreutzigt iſt. 2. Es herꝛſcht in mir kein Feur der luͤſternden Begierdẽ Mein Hertze brennt auch nicht nach Pracht und eitlen Es kan kein Reichthum Geld und Gutt (Ziehrden; Verblenden meinen Sinn und Muth/ Weil meine Lieb gekreutzigt iſt. 3. Jch habe keine Luſt an den geſchaffnen Dingen/ Mir kanwas zeitlich iſt nicht eine Freude bringen; Deß Fleiſches Schoͤnheit und jhr Ruhm Scheint mir wie eine blaſſe Blum; Weil meine Lieb gekreutzigt iſt. 4. Es darff ſich nu nicht mehr die Welt umb mich be- muͤhen/ Sie wird mein Hertze nicht zu jhrer Liebe ziehen: Jch lieb’ und kuͤſſ’ auch in dem Tod Den ſuͤſſen JEſum meinen Gott/ Dem meine Lieb gekreutzigt iſt. Das
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Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
JCh lebe nu nicht mehr; deñ Chriſtus iſt mein Lebẽ/
Und meine Lieb iſt gar mit jhm ans Creutz gegebẽ;
Es wiſſe nu die gantze Welt
Daß mir nichts mehr an jhr gefaͤllt/
Weil meine Lieb gekreutzigt iſt.
2.
Es herꝛſcht in mir kein Feur der luͤſternden Begierdẽ
Mein Hertze brennt auch nicht nach Pracht und eitlen
Es kan kein Reichthum Geld und Gutt (Ziehrden;
Verblenden meinen Sinn und Muth/
Weil meine Lieb gekreutzigt iſt.
3.
Jch habe keine Luſt an den geſchaffnen Dingen/
Mir kanwas zeitlich iſt nicht eine Freude bringen;
Deß Fleiſches Schoͤnheit und jhr Ruhm
Scheint mir wie eine blaſſe Blum;
Weil meine Lieb gekreutzigt iſt.
4.
Es darff ſich nu nicht mehr die Welt umb mich be-
muͤhen/
Sie wird mein Hertze nicht zu jhrer Liebe ziehen:
Jch lieb’ und kuͤſſ’ auch in dem Tod
Den ſuͤſſen JEſum meinen Gott/
Dem meine Lieb gekreutzigt iſt.
Das
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