Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657.Drittes Buch. 3. Wenn sie schauet in dem Maien Daß die Wiesen sich verneuen/ Und so fein und wunder-schön/ Die beblümten Felder stehn; So verlangt sie jhm zu seyn; Eine Welt voll Blümelein. 4. Ach ach spricht sie möcht' ich werden Wie die bundte Frülings-Erden! Möchte doch mein Hertz allein Hundert tausend Rosen seyn! Und die Brust wie Lilgen weiß/ Das für allem hat den Preiß. 5. Oder wär' ich wie Narcissen Bey den stillen Wasser-Flüssen! Oder wie ein Hyacinth/ Den man Himmel-farben findt! Und wie niedrige Violn Die man muß im Grase holn. 6. Oder wär' ich wie ein Garten Voll Gewürtze bester Arten! Daß X iij
Drittes Buch. 3. Wenn ſie ſchauet in dem Maien Daß die Wieſen ſich verneuen/ Und ſo fein und wunder-ſchoͤn/ Die bebluͤmten Felder ſtehn; So verlangt ſie jhm zu ſeyn; Eine Welt voll Bluͤmelein. 4. Ach ach ſpricht ſie moͤcht’ ich werden Wie die bundte Fruͤlings-Erden! Moͤchte doch mein Hertz allein Hundert tauſend Roſen ſeyn! Und die Bruſt wie Lilgen weiß/ Das fuͤr allem hat den Preiß. 5. Oder waͤr’ ich wie Narciſſen Bey den ſtillen Waſſer-Fluͤſſen! Oder wie ein Hyacinth/ Den man Himmel-farben findt! Und wie niedrige Violn Die man muß im Graſe holn. 6. Oder waͤr’ ich wie ein Garten Voll Gewuͤrtze beſter Arten! Daß X iij
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Drittes Buch.
3.
Wenn ſie ſchauet in dem Maien
Daß die Wieſen ſich verneuen/
Und ſo fein und wunder-ſchoͤn/
Die bebluͤmten Felder ſtehn;
So verlangt ſie jhm zu ſeyn;
Eine Welt voll Bluͤmelein.
4.
Ach ach ſpricht ſie moͤcht’ ich werden
Wie die bundte Fruͤlings-Erden!
Moͤchte doch mein Hertz allein
Hundert tauſend Roſen ſeyn!
Und die Bruſt wie Lilgen weiß/
Das fuͤr allem hat den Preiß.
5.
Oder waͤr’ ich wie Narciſſen
Bey den ſtillen Waſſer-Fluͤſſen!
Oder wie ein Hyacinth/
Den man Himmel-farben findt!
Und wie niedrige Violn
Die man muß im Graſe holn.
6.
Oder waͤr’ ich wie ein Garten
Voll Gewuͤrtze beſter Arten!
Daß
X iij
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