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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
49. Grabschrifft deß Gerechten.
Hier ist ein Mann gelegt der stäts im Durste lebte/
Und nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte strebte/
Und nie gesättigt ward. Nun ist ihm Allbereit/
Sein Durst gestillt mit GOtt der süssen Ewigkeit.
50 Das Grosse im Kleinen.
Mein Gott wie mag das seyn? mein Geist die nichtigkeit/
Sehnt zuverschlingen dich den Raum der Ewigkeit!
51. Braut und Bräutigam.
Ein Bräutgam seyn ist viel: noch mehr der Braut genissen/
Und jhren süssen Mund mit Hertzer-Liebe küssen:
Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich Braut
GOtt meinem Bräutigam werd' innig eingetraut.
52. Grabschrifft der H. Jungfrauen
Gertrudis.
Glaub hier in diesem Grab ligt nur ein blosser schein/
Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet seyn.
Wo sie nicht solt' ihr Grab im Hertzen JEsu haben/
So muste JEsus seyn auß jhrem außgegraben.
53. Was GOtt am liebsten ist.
Nichts ist das GOtt so sehr als eine Jungfrau liebt/
Daß er auch jhr sich selbst zur Frucht und Kind ergiebt:
Wilstu seyn liebstes seyn noch hier auf dieser Erden/
So darffstu anders nichts als seine Jungfrau werden.
54. Auf das Bildunß deß kleinen Jo-
hannis mit dem JEsus Kindlein.
Die grosse Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/
Johannes/ und das Lamb allhier gemahlet sind/
Macht daß ich juniglich begehre gantz zuseyn/
Johannes/ oder ja ein lautres Lämmelein.
55. An
E 5
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
49. Grabſchrifft deß Gerechten.
Hier iſt ein Mann gelegt der ſtaͤts im Durſte lebte/
Und nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte ſtrebte/
Und nie geſaͤttigt ward. Nun iſt ihm Allbereit/
Sein Durſt geſtillt mit GOtt der ſuͤſſen Ewigkeit.
50 Das Groſſe im Kleinen.
Mein Gott wie mag das ſeyn? mein Geiſt die nichtigkeit/
Sehnt zuverſchlingen dich den Raum der Ewigkeit!
51. Braut und Braͤutigam.
Ein Braͤutgam ſeyn iſt viel: noch mehr der Braut geniſſẽ/
Und jhren ſuͤſſen Mund mit Hertzer-Liebe kuͤſſen:
Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich Braut
GOtt meinem Braͤutigam werd’ innig eingetraut.
52. Grabſchrifft der H. Jungfrauen
Gertrudis.
Glaub hier in dieſem Grab ligt nur ein bloſſer ſchein/
Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet ſeyn.
Wo ſie nicht ſolt’ ihr Grab im Hertzen JEſu haben/
So muſte JEſus ſeyn auß jhrem außgegraben.
53. Was GOtt am liebſten iſt.
Nichts iſt das GOtt ſo ſehr als eine Jungfrau liebt/
Daß er auch jhr ſich ſelbſt zur Frucht und Kind ergiebt:
Wilſtu ſeyn liebſtes ſeyn noch hier auf dieſer Erden/
So darffſtu anders nichts als ſeine Jungfrau werden.
54. Auf das Bildunß deß kleinen Jo-
hannis mit dem JEſus Kindlein.
Die groſſe Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/
Johannes/ und das Lamb allhier gemahlet ſind/
Macht daß ich juniglich begehre gantz zuſeyn/
Johannes/ oder ja ein lautres Laͤmmelein.
55. An
E 5
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[102[103]/0109] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 49. Grabſchrifft deß Gerechten. Hier iſt ein Mann gelegt der ſtaͤts im Durſte lebte/ Und nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte ſtrebte/ Und nie geſaͤttigt ward. Nun iſt ihm Allbereit/ Sein Durſt geſtillt mit GOtt der ſuͤſſen Ewigkeit. 50 Das Groſſe im Kleinen. Mein Gott wie mag das ſeyn? mein Geiſt die nichtigkeit/ Sehnt zuverſchlingen dich den Raum der Ewigkeit! 51. Braut und Braͤutigam. Ein Braͤutgam ſeyn iſt viel: noch mehr der Braut geniſſẽ/ Und jhren ſuͤſſen Mund mit Hertzer-Liebe kuͤſſen: Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich Braut GOtt meinem Braͤutigam werd’ innig eingetraut. 52. Grabſchrifft der H. Jungfrauen Gertrudis. Glaub hier in dieſem Grab ligt nur ein bloſſer ſchein/ Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet ſeyn. Wo ſie nicht ſolt’ ihr Grab im Hertzen JEſu haben/ So muſte JEſus ſeyn auß jhrem außgegraben. 53. Was GOtt am liebſten iſt. Nichts iſt das GOtt ſo ſehr als eine Jungfrau liebt/ Daß er auch jhr ſich ſelbſt zur Frucht und Kind ergiebt: Wilſtu ſeyn liebſtes ſeyn noch hier auf dieſer Erden/ So darffſtu anders nichts als ſeine Jungfrau werden. 54. Auf das Bildunß deß kleinen Jo- hannis mit dem JEſus Kindlein. Die groſſe Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/ Johannes/ und das Lamb allhier gemahlet ſind/ Macht daß ich juniglich begehre gantz zuſeyn/ Johannes/ oder ja ein lautres Laͤmmelein. 55. An E 5

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 102[103]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/109>, abgerufen am 23.11.2024.