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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli veirdtes Buch
25. Die GOttesschauer.
Was thun die schauer GOtts? sie thun das in der Zeit/
Was andre werden thun dort in der Ewigkeit.
26. Moses.
Dänkt Mosis Antlitz ward so gläntzend als die Sonne/
Da er das ewge Licht im dunckeln nur gesehn!
Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geschehn/
Wann sie GOtt werden schaun im Tag der ewgen Wonne?
27. Die Seeligen.
Was thun die seeligen/ so man es sagen kan?
Sie schaun ohn unterlaß die ewge Schönheit an.
28. Die Heiligen und Gottlosen.
Die Heiligen sind GOtt ein lieblicher Geruch:
Die Bösen ein Gestank/ ein abscheu/ und ein Fluch.
29. Die Liebe.
Die Lieb ist wie der Tod: sie tödtet meine Sinnen/
Sie brichet mir das Hertz/ und führt den Geist von hinnen.
30. GOtt über alle Gaben.
Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/
Doch wisse daß ich dich viel lieber selbst wil haben.
Drumm gieb mir was du wilt/ es sey auch ewges Leben:
Giebstu mir dich nicht selbst/ so hastu nichts gegeben.
31. Die glükseelige Müsse.
Johannes an der Brust/ MARIA bey den Füssen/
Thun alle zwey sonst nichts/ als daß sie Gotts geniessen:
Wie wol sind sie daran! könt' ich so müssig seyn/
Jch regete mich nicht/ fiel' auch der Himmel ein.
32. Eins
Joh: Angeli veirdtes Buch
25. Die GOttesſchauer.
Was thun die ſchauer GOtts? ſie thun das in der Zeit/
Was andre werden thun dort in der Ewigkeit.
26. Moſes.
Daͤnkt Moſis Antlitz ward ſo glaͤntzend als die Sonne/
Da er das ewge Licht im dunckeln nur geſehn!
Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geſchehn/
Wan̄ ſie GOtt werden ſchaun im Tag der ewgen Won̄e?
27. Die Seeligen.
Was thun die ſeeligen/ ſo man es ſagen kan?
Sie ſchaun ohn unterlaß die ewge Schoͤnheit an.
28. Die Heiligen und Gottloſen.
Die Heiligen ſind GOtt ein lieblicher Geruch:
Die Boͤſen ein Geſtank/ ein abſcheu/ und ein Fluch.
29. Die Liebe.
Die Lieb iſt wie der Tod: ſie toͤdtet meine Sinnen/
Sie brichet mir das Hertz/ un̄ fuͤhrt den Geiſt von hin̄en.
30. GOtt uͤber alle Gaben.
Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/
Doch wiſſe daß ich dich viel lieber ſelbſt wil haben.
Drum̄ gieb mir was du wilt/ es ſey auch ewges Leben:
Giebſtu mir dich nicht ſelbſt/ ſo haſtu nichts gegeben.
31. Die gluͤkſeelige Muͤſſe.
Johannes an der Bruſt/ MARIA bey den Fuͤſſen/
Thun alle zwey ſonſt nichts/ als daß ſie Gotts genieſſen:
Wie wol ſind ſie daran! koͤnt’ ich ſo muͤſſig ſeyn/
Jch regete mich nicht/ fiel’ auch der Himmel ein.
32. Eins
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[136[134]/0140] Joh: Angeli veirdtes Buch 25. Die GOttesſchauer. Was thun die ſchauer GOtts? ſie thun das in der Zeit/ Was andre werden thun dort in der Ewigkeit. 26. Moſes. Daͤnkt Moſis Antlitz ward ſo glaͤntzend als die Sonne/ Da er das ewge Licht im dunckeln nur geſehn! Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geſchehn/ Wan̄ ſie GOtt werden ſchaun im Tag der ewgen Won̄e? 27. Die Seeligen. Was thun die ſeeligen/ ſo man es ſagen kan? Sie ſchaun ohn unterlaß die ewge Schoͤnheit an. 28. Die Heiligen und Gottloſen. Die Heiligen ſind GOtt ein lieblicher Geruch: Die Boͤſen ein Geſtank/ ein abſcheu/ und ein Fluch. 29. Die Liebe. Die Lieb iſt wie der Tod: ſie toͤdtet meine Sinnen/ Sie brichet mir das Hertz/ un̄ fuͤhrt den Geiſt von hin̄en. 30. GOtt uͤber alle Gaben. Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/ Doch wiſſe daß ich dich viel lieber ſelbſt wil haben. Drum̄ gieb mir was du wilt/ es ſey auch ewges Leben: Giebſtu mir dich nicht ſelbſt/ ſo haſtu nichts gegeben. 31. Die gluͤkſeelige Muͤſſe. Johannes an der Bruſt/ MARIA bey den Fuͤſſen/ Thun alle zwey ſonſt nichts/ als daß ſie Gotts genieſſen: Wie wol ſind ſie daran! koͤnt’ ich ſo muͤſſig ſeyn/ Jch regete mich nicht/ fiel’ auch der Himmel ein. 32. Eins

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 136[134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/140>, abgerufen am 21.05.2024.