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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli vierdtes Buch
86. S. Paulus.
Sanct Paulus wuste nichts als Christum und sein
Leiden;
Da er doch war gewest im Paradiß der Freuden.
Wie kont jhm diß so gantz entfallen seyn? Er war
Jn den Gekreutzigten Verformet gantz und gar.
87 Die Liebe.
Die Liebe dieser Welt wil alls für sich allein.
Die Liebe GOttes macht dem Nächsten alls gemein:
Die wird ein jeder Mensch für Liebe wol erkennen/
Jen' aber sol man Neid/ und keine Liebe nennen.
88. Auß dem Hohen Lied.
Der König führt die Braut inn Keller selbst hinein/
Daß sie jhr mag erwöhln den allerbesten Wein.
So machts GOtt auch mit dir/ wann du bist seine Braut/
Er hat nichts in sich selbst/ daß er dir nicht vertraut.
89. Kinder und Jungfrauen.
Jch liebe nichts so sehr als Kinder und Jungfrauen:
Warumb? im Himmel wird kein andres seyn zuschauen.
90. Die Tugend.
Die Tugend/ spricht der weis'/ ist selbst jhr schönster Lohn:
Meint er nur zeitlichen/ so halt' ich nichts davon.
91. Die GOttliebende Einsamkeit.
Du sprichst Theophilus sey meisten-theils allein:
Macht sich der Adler auch den Vöglichen gemein?
92. Die Tagezeiten.
Jm Himmel ist der Tag/ im Abgrund ist die Nacht/
Hier ist die Demmerung: wol dem ders recht betracht.
93. Von
Joh: Angeli vierdtes Buch
86. S. Paulus.
Sanct Paulus wuſte nichts als Chriſtum und ſein
Leiden;
Da er doch war geweſt im Paradiß der Freuden.
Wie kont jhm diß ſo gantz entfallen ſeyn? Er war
Jn den Gekreutzigten Verformet gantz und gar.
87 Die Liebe.
Die Liebe dieſer Welt wil alls fuͤr ſich allein.
Die Liebe GOttes macht dem Naͤchſten alls gemein:
Die wird ein jeder Menſch fuͤr Liebe wol erkennen/
Jen’ aber ſol man Neid/ und keine Liebe nennen.
88. Auß dem Hohen Lied.
Der Koͤnig fuͤhrt die Braut inn Keller ſelbſt hinein/
Daß ſie jhr mag erwoͤhln den allerbeſten Wein.
So machts GOtt auch mit dir/ wann du biſt ſeine Braut/
Er hat nichts in ſich ſelbſt/ daß er dir nicht vertraut.
89. Kinder und Jungfrauen.
Jch liebe nichts ſo ſehr als Kinder und Jungfrauen:
Warumb? im Him̄el wird kein andres ſeyn zuſchauen.
90. Die Tugend.
Die Tugend/ ſpricht der weiſ’/ iſt ſelbſt jhr ſchoͤnſter Lohn:
Meint er nur zeitlichen/ ſo halt’ ich nichts davon.
91. Die GOttliebende Einſamkeit.
Du ſprichſt Theophilus ſey meiſten-theils allein:
Macht ſich der Adler auch den Voͤglichen gemein?
92. Die Tagezeiten.
Jm Himmel iſt der Tag/ im Abgrund iſt die Nacht/
Hier iſt die Demmerung: wol dem ders recht betracht.
93. Von
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[145[144]/0150] Joh: Angeli vierdtes Buch 86. S. Paulus. Sanct Paulus wuſte nichts als Chriſtum und ſein Leiden; Da er doch war geweſt im Paradiß der Freuden. Wie kont jhm diß ſo gantz entfallen ſeyn? Er war Jn den Gekreutzigten Verformet gantz und gar. 87 Die Liebe. Die Liebe dieſer Welt wil alls fuͤr ſich allein. Die Liebe GOttes macht dem Naͤchſten alls gemein: Die wird ein jeder Menſch fuͤr Liebe wol erkennen/ Jen’ aber ſol man Neid/ und keine Liebe nennen. 88. Auß dem Hohen Lied. Der Koͤnig fuͤhrt die Braut inn Keller ſelbſt hinein/ Daß ſie jhr mag erwoͤhln den allerbeſten Wein. So machts GOtt auch mit dir/ wann du biſt ſeine Braut/ Er hat nichts in ſich ſelbſt/ daß er dir nicht vertraut. 89. Kinder und Jungfrauen. Jch liebe nichts ſo ſehr als Kinder und Jungfrauen: Warumb? im Him̄el wird kein andres ſeyn zuſchauen. 90. Die Tugend. Die Tugend/ ſpricht der weiſ’/ iſt ſelbſt jhr ſchoͤnſter Lohn: Meint er nur zeitlichen/ ſo halt’ ich nichts davon. 91. Die GOttliebende Einſamkeit. Du ſprichſt Theophilus ſey meiſten-theils allein: Macht ſich der Adler auch den Voͤglichen gemein? 92. Die Tagezeiten. Jm Himmel iſt der Tag/ im Abgrund iſt die Nacht/ Hier iſt die Demmerung: wol dem ders recht betracht. 93. Von

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 145[144]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/150>, abgerufen am 23.11.2024.