Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli fünfftes Buch 114. Nach Ehre streben ist thöricht. Wie thöricht sind wir doch daß wir nach Ehre streben!GOtt wil sie ja nur dem/ der sie verschmähet/ geben. 115. Erfahrung ist besser als wissenschafft. Jß doch/ waß redstu viel von krafft der Wurtzel Jesse:Mir schmäkket nichts so gut als was ich selber esse. 116. Du must der erste im Himmel seyn. Christ lauffe was du kanst/ wiltu in Himmel ein:Es heist nicht stille stehn/ du must der erste seyn. 117. Der Demütige wird nicht gericht. Wer stäts in demut lebt/ wird nie von GOtt gericht:Warumb? er richtet auch niemand und sündigt nicht. 118. GOtt ist nicht mehr barmhertzig als Gott der wird nicht für Gott vom weisen Mann erkiest:Gerecht. Wo er barmhertzjger mehr als gerechter ist. 119. Die würckung deß heiligen Sa- Das Brodt der Herr in uns wirkt wie der weisen stein;craments. Es machet uns zu Gold/ wo wir geschmoltzen seyn. 120. Der mensch ist zwey Menschen. Zwey Menschen sind in mir: Der eine wil was GOtt;Der andre was die Welt der Teuffel und der Tod. 121. Nichts ist herrlicher als die Seele. Solt' auch was herrlichers alß meine Seele seyn/Weil GOtt die herrligkeit sich selbst verwandelt drein? 122. Es
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch 114. Nach Ehre ſtreben iſt thoͤricht. Wie thoͤricht ſind wir doch daß wir nach Ehre ſtreben!GOtt wil ſie ja nur dem/ der ſie verſchmaͤhet/ geben. 115. Erfahrung iſt beſſer als wiſſenſchafft. Jß doch/ waß redſtu viel von krafft der Wurtzel Jeſſe:Mir ſchmaͤkket nichts ſo gut als was ich ſelber eſſe. 116. Du muſt der erſte im Himmel ſeyn. Chriſt lauffe was du kanſt/ wiltu in Himmel ein:Es heiſt nicht ſtille ſtehn/ du muſt der erſte ſeyn. 117. Der Demuͤtige wird nicht gericht. Wer ſtaͤts in demut lebt/ wird nie von GOtt gericht:Warumb? er richtet auch niemand und ſuͤndigt nicht. 118. GOtt iſt nicht mehr barmhertzig als Gott der wird nicht fuͤr Gott vom weiſen Mann erkieſt:Gerecht. Wo er barmhertzjger mehr als gerechter iſt. 119. Die wuͤrckung deß heiligen Sa- Das Brodt der Herꝛ in uns wirkt wie der weiſen ſtein;craments. Es machet uns zu Gold/ wo wir geſchmoltzen ſeyn. 120. Der menſch iſt zwey Menſchen. Zwey Menſchen ſind in mir: Der eine wil was GOtt;Der andre was die Welt der Teuffel und der Tod. 121. Nichts iſt herrlicher als die Seele. Solt’ auch was herꝛlichers alß meine Seele ſeyn/Weil GOtt die herꝛligkeit ſich ſelbſt verwandelt drein? 122. Es
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Joh: Angeli fuͤnfftes Buch
114. Nach Ehre ſtreben iſt thoͤricht.
Wie thoͤricht ſind wir doch daß wir nach Ehre ſtreben!
GOtt wil ſie ja nur dem/ der ſie verſchmaͤhet/ geben.
115. Erfahrung iſt beſſer als wiſſenſchafft.
Jß doch/ waß redſtu viel von krafft der Wurtzel Jeſſe:
Mir ſchmaͤkket nichts ſo gut als was ich ſelber eſſe.
116. Du muſt der erſte im Himmel ſeyn.
Chriſt lauffe was du kanſt/ wiltu in Himmel ein:
Es heiſt nicht ſtille ſtehn/ du muſt der erſte ſeyn.
117. Der Demuͤtige wird nicht gericht.
Wer ſtaͤts in demut lebt/ wird nie von GOtt gericht:
Warumb? er richtet auch niemand und ſuͤndigt nicht.
118. GOtt iſt nicht mehr barmhertzig als
Gerecht.
Gott der wird nicht fuͤr Gott vom weiſen Mann erkieſt:
Wo er barmhertzjger mehr als gerechter iſt.
119. Die wuͤrckung deß heiligen Sa-
craments.
Das Brodt der Herꝛ in uns wirkt wie der weiſen ſtein;
Es machet uns zu Gold/ wo wir geſchmoltzen ſeyn.
120. Der menſch iſt zwey Menſchen.
Zwey Menſchen ſind in mir: Der eine wil was GOtt;
Der andre was die Welt der Teuffel und der Tod.
121. Nichts iſt herrlicher als die Seele.
Solt’ auch was herꝛlichers alß meine Seele ſeyn/
Weil GOtt die herꝛligkeit ſich ſelbſt verwandelt drein?
122. Es
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