Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli sechstes Buch 93. Weise und Narrische sammlung. Der Geitz-Halß ist ein Narr/ er sammlet was ver geht:Der Mild' ein weiser Mann/ er suchet was besteht. 94. Mildigkeit ist frey/ Geitz gebunden. Ein Milder breitt sich auß/ ein Geitz-Halß krippt sich ein:Der fäht schon an bestrikt/ und jener frey zu seyn. 95. Wo der Schatz/ da das Hertze. Der Weise hat sein Hertz bey GOtt und in dem Himmel:Der Geitzige beym Geld und in dem Welt getümmel. 96. Der Weltsuchende zieht am Narren seil. Wo du auch kluge siehst sich umb die Welt bemühn/So sage daß auch sie im Narren seile ziehn. 97. Das ewge hat schlächten verdrang. Man sieht fast alle Welt mit Juden spissen lauffen;Und doch umbs Himmelreich so wenig Leute kauffen! 98. Giefft wird für Zuker gelegt. GOtt streuet zuker auff/ der Teuffel gifft und galle:Den Zuker läst mau stehn und lekt die Gifft zum falle! 99. Des Weisen und Geitzigen gelt kam0303;er. Der Weiß ist klüglich reich; er hat das Gelt im kasten/Der Geitzhals im gemüth/ drumb lästs ihn niemahls rasten. 100. Der Weise kombt den Dieben vor. Der Weise wartet nicht/ biß ihm was wird genommen:Er nihmt ihm alles selbst/ den Dieben vorzukommen. 101. Begierde
Joh: Angeli ſechſtes Buch 93. Weiſe und Narriſche ſammlung. Der Geitz-Halß iſt ein Narr/ er ſammlet was ver geht:Der Mild’ ein weiſer Mann/ er ſuchet was beſteht. 94. Mildigkeit iſt frey/ Geitz gebunden. Ein Milder breitt ſich auß/ ein Geitz-Halß krippt ſich ein:Der faͤht ſchon an beſtrikt/ und jener frey zu ſeyn. 95. Wo der Schatz/ da das Hertze. Der Weiſe hat ſein Hertz bey GOtt und in dem Him̄el:Der Geitzige beym Geld und in dem Welt getuͤmmel. 96. Der Weltſuchende zieht am Narren ſeil. Wo du auch kluge ſiehſt ſich umb die Welt bemuͤhn/So ſage daß auch ſie im Narren ſeile ziehn. 97. Das ewge hat ſchlaͤchten verdrang. Man ſieht faſt alle Welt mit Juden ſpiſſen lauffen;Und doch umbs Himmelreich ſo wenig Leute kauffen! 98. Giefft wird fuͤr Zuker gelegt. GOtt ſtreuet zuker auff/ der Teuffel gifft und galle:Den Zuker laͤſt mau ſtehn und lekt die Gifft zum falle! 99. Des Weiſen und Geitzigen gelt kam0303;er. Der Weiß iſt kluͤglich reich; er hat das Gelt im kaſten/Der Geitzhals im gemuͤth/ drumb laͤſts ihn niemahls raſten. 100. Der Weiſe kombt den Dieben vor. Der Weiſe wartet nicht/ biß ihm was wird genommen:Er nihmt ihm alles ſelbſt/ den Dieben vorzukommen. 101. Begierde
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Joh: Angeli ſechſtes Buch
93. Weiſe und Narriſche ſammlung.
Der Geitz-Halß iſt ein Narr/ er ſammlet was ver geht:
Der Mild’ ein weiſer Mann/ er ſuchet was beſteht.
94. Mildigkeit iſt frey/ Geitz gebunden.
Ein Milder breitt ſich auß/ ein Geitz-Halß krippt ſich ein:
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95. Wo der Schatz/ da das Hertze.
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So ſage daß auch ſie im Narren ſeile ziehn.
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Man ſieht faſt alle Welt mit Juden ſpiſſen lauffen;
Und doch umbs Himmelreich ſo wenig Leute kauffen!
98. Giefft wird fuͤr Zuker gelegt.
GOtt ſtreuet zuker auff/ der Teuffel gifft und galle:
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99. Des Weiſen und Geitzigen gelt kam0303;er.
Der Weiß iſt kluͤglich reich; er hat das Gelt im kaſten/
Der Geitzhals im gemuͤth/ drumb laͤſts ihn niemahls
raſten.
100. Der Weiſe kombt den Dieben vor.
Der Weiſe wartet nicht/ biß ihm was wird genommen:
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