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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli sechstes Buch
202. Drey dinge seind zuflihn.
Kind schaue meide fleuch den Wein das Weib die Nacht:
Sie haben manchen Mann umb Leib und Seele bracht.
203. Ein finsteres Hertze sieht nicht.
Gieb achtung auf das Feur. Wo nicht die Lampen
brennen/
Wer wil den Bräutgam wenn er wird kommn erkennen.
204. Das Geistliche Losungs Wort.
Das Losungs Wort ist Lieb: hastu s 'nicht eingenom-
men.
So darffstu nimmermer ans Himmels Gräntzen kommen.
205. Die verlohrne Schildwacht.
Die Schildwach ist verlohrn/ die sich in Schlaff versenkt:
Die Seel ist gäntzlich hin die nie ann Feind gedänkt.
206. Man muß den Feind nicht auf den
Leib lassen.
Freind wach und schau dich umb/ der Teuffel geht stets
runten/
Kommt er dir auf den Leib/ so liegestu schon unten.
207. Der Teuffel mird leicht überwunden.
Christ biß nur nicht verzagt/ mit wachen fasten bethen
Kanstu das gantze Heer der Teuffel unterthreten.
208. Die kluge und thärichte Schönheit.
Die kluge Jungfrau hat ihrn Schmuck in sich allein:
Die Thörin denkt sich schön in schönen Kleidern seyn.
209. Das äuserleche macht nicht wehrter.
Mensch alls was ausser dir/ das gibt dir keinen wehrt:
Das Kleid macht keinen Mann/ der Sattel macht kein
Pferd.
210. Was
L 3
Joh: Angeli ſechſtes Buch
202. Drey dinge ſeind zuflihn.
Kind ſchaue meide fleuch den Wein das Weib die Nacht:
Sie haben manchen Mann umb Leib und Seele bracht.
203. Ein finſteres Hertze ſieht nicht.
Gieb achtung auf das Feur. Wo nicht die Lampen
brennen/
Wer wil den Braͤutgam wenn er wird kom̄n erkennen.
204. Das Geiſtliche Loſungs Wort.
Das Loſungs Wort iſt Lieb: haſtu s ’nicht eingenom-
men.
So darffſtu nimmermer ans Himmels Graͤntzen kom̄en.
205. Die verlohrne Schildwacht.
Die Schildwach iſt verlohrn/ die ſich in Schlaff verſenkt:
Die Seel iſt gaͤntzlich hin die nie ann Feind gedaͤnkt.
206. Man muß den Feind nicht auf den
Leib laſſen.
Freind wach und ſchau dich umb/ der Teuffel geht ſtets
runten/
Kommt er dir auf den Leib/ ſo liegeſtu ſchon unten.
207. Der Teuffel mird leicht uͤberwunden.
Chriſt biß nur nicht verzagt/ mit wachen faſten bethen
Kanſtu das gantze Heer der Teuffel unterthreten.
208. Die kluge und thaͤrichte Schoͤnheit.
Die kluge Jungfrau hat ihrn Schmuck in ſich allein:
Die Thoͤrin denkt ſich ſchoͤn in ſchoͤnen Kleidern ſeyn.
209. Das aͤuſerleche macht nicht wehrter.
Menſch alls was auſſer dir/ das gibt dir keinen wehrt:
Das Kleid macht keinen Mann/ der Sattel macht kein
Pferd.
210. Was
L 3
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[267[243]/0249] Joh: Angeli ſechſtes Buch 202. Drey dinge ſeind zuflihn. Kind ſchaue meide fleuch den Wein das Weib die Nacht: Sie haben manchen Mann umb Leib und Seele bracht. 203. Ein finſteres Hertze ſieht nicht. Gieb achtung auf das Feur. Wo nicht die Lampen brennen/ Wer wil den Braͤutgam wenn er wird kom̄n erkennen. 204. Das Geiſtliche Loſungs Wort. Das Loſungs Wort iſt Lieb: haſtu s ’nicht eingenom- men. So darffſtu nimmermer ans Himmels Graͤntzen kom̄en. 205. Die verlohrne Schildwacht. Die Schildwach iſt verlohrn/ die ſich in Schlaff verſenkt: Die Seel iſt gaͤntzlich hin die nie ann Feind gedaͤnkt. 206. Man muß den Feind nicht auf den Leib laſſen. Freind wach und ſchau dich umb/ der Teuffel geht ſtets runten/ Kommt er dir auf den Leib/ ſo liegeſtu ſchon unten. 207. Der Teuffel mird leicht uͤberwunden. Chriſt biß nur nicht verzagt/ mit wachen faſten bethen Kanſtu das gantze Heer der Teuffel unterthreten. 208. Die kluge und thaͤrichte Schoͤnheit. Die kluge Jungfrau hat ihrn Schmuck in ſich allein: Die Thoͤrin denkt ſich ſchoͤn in ſchoͤnen Kleidern ſeyn. 209. Das aͤuſerleche macht nicht wehrter. Menſch alls was auſſer dir/ das gibt dir keinen wehrt: Das Kleid macht keinen Mann/ der Sattel macht kein Pferd. 210. Was L 3

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 267[243]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/249>, abgerufen am 23.11.2024.