Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli erstes Buch 19. Das seelige Stilleschweigen. Wie seelig ist der Mensch/ der weder wil noch weiß!* Der GOtt (versteh mich recht) nicht gibet Lob noch Preiß. * Denotatur hic Oratio silentij, de qua vide Maximil. Sandae. Theol. mystic. lib. 2. com- ment. 3. 20. Die Seeligkeit steht bey dir. Mensch deine Seeligkeit kanstu dir selber nemen:So du dich nur dazu wilt schiken und bequemen. 21. GOtt läst sich wie man wil. GOtt gibet niemand nichts/ Er stehet allen frey;Daß Er/ wo du nur Jhn so wilt/ gantz deine sey. 22. Die Gelassenheit. So vil du GOtt geläst/ so vil mag Er dir werden/Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be- schwerden. 23. Die Geistliche Maria. Jch muß MARIA seyn/ und GOtt auß mir gebährenSol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewehren. 24. Du must nichts seyn/ nichts wollen, Mensch/ wo du noch was bist/ was weist/ was liebstund hast; So bistu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Last. 25. GOtt ergreifft man nicht. GOtt ist ein lauter nichts/ Jhn rührt kein Nun nochHier: * Je mehr du nach Jhm greiffst/ je mehr entwird Er dit * i. e. Zeit und Ort. 26. Der
Joh: Angeli erſtes Buch 19. Das ſeelige Stilleſchweigen. Wie ſeelig iſt der Menſch/ der weder wil noch weiß!* Der GOtt (verſteh mich recht) nicht gibet Lob noch Preiß. * Denotatur hic Oratio ſilentij, de qua vide Maximil. Sandæ. Theol. myſtic. lib. 2. com- ment. 3. 20. Die Seeligkeit ſteht bey dir. Menſch deine Seeligkeit kanſtu dir ſelber nemen:So du dich nur dazu wilt ſchiken und bequemen. 21. GOtt laͤſt ſich wie man wil. GOtt gibet niemand nichts/ Er ſtehet allen frey;Daß Er/ wo du nur Jhn ſo wilt/ gantz deine ſey. 22. Die Gelaſſenheit. So vil du GOtt gelaͤſt/ ſo vil mag Er dir werden/Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be- ſchwerden. 23. Die Geiſtliche Maria. Jch muß MARIA ſeyn/ und GOtt auß mir gebaͤhrenSol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewehren. 24. Du muſt nichts ſeyn/ nichts wollen, Menſch/ wo du noch was biſt/ was weiſt/ was liebſtund haſt; So biſtu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Laſt. 25. GOtt ergreifft man nicht. GOtt iſt ein lauter nichts/ Jhn ruͤhrt kein Nun nochHier: * Je mehr du nach Jhm greiffſt/ je mehr entwird Er dit * i. e. Zeit und Ort. 26. Der
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Joh: Angeli erſtes Buch
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Wie ſeelig iſt der Menſch/ der weder wil noch weiß!
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Preiß.
* Denotatur hic Oratio ſilentij, de qua vide
Maximil. Sandæ. Theol. myſtic. lib. 2. com-
ment. 3.
20. Die Seeligkeit ſteht bey dir.
Menſch deine Seeligkeit kanſtu dir ſelber nemen:
So du dich nur dazu wilt ſchiken und bequemen.
21. GOtt laͤſt ſich wie man wil.
GOtt gibet niemand nichts/ Er ſtehet allen frey;
Daß Er/ wo du nur Jhn ſo wilt/ gantz deine ſey.
22. Die Gelaſſenheit.
So vil du GOtt gelaͤſt/ ſo vil mag Er dir werden/
Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be-
ſchwerden.
23. Die Geiſtliche Maria.
Jch muß MARIA ſeyn/ und GOtt auß mir gebaͤhren
Sol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewehren.
24. Du muſt nichts ſeyn/ nichts wollen,
Menſch/ wo du noch was biſt/ was weiſt/ was liebſt
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So biſtu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Laſt.
25. GOtt ergreifft man nicht.
GOtt iſt ein lauter nichts/ Jhn ruͤhrt kein Nun noch
Hier:
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Je mehr du nach Jhm greiffſt/ je mehr entwird Er dit
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/30>, abgerufen am 16.07.2024. |