Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli erstes Buch 126. Begehrn erwartt gewehrn. Mensch wann du noch nach GOtt begihr hast und ver-langen/ So bistu noch vom Jhm nicht gantz und gar umfangen. 127 Es gilt GOtt alles gleich. Gott hat nicht Unterscheid/ es ist Jhm alles ein:Er machet sich so viel der Flieg' als dir gemein. 128 Alles liegt an der Empfänglichkeit. Vermöcht' ich GOtts so viel als Christus zu empfange/Er liesse mich darzu im Augenblik gelangen. 129 Das böß' entsteht auß dir. Gott ist ja nichts als gut: Verdamnüß/ Tod/ und Pein/Und was man böse nennt/ muß Mensch in dir nur seyn. 130 Die bloßheit ruht in Gott. Wie seelig ruht der Geist in deß Geliebten schoß!Der Gotts/ und aller ding'/ und seiner selbst steht bloß. 131 Das Paradeyß in Pein. Mensch bistu Gott getreu/ und meinest Jhn allein:So wird die gröste Noth ein Paradeiß dir seyn. 132 Bewehret muß man seyn. Mensch in das Paradeyß komt man nicht unbewehrt/Wiltu hinein/ du must durch Feuer und durch Schwerdt. 133 Gott ist ein Ewges Nun. Jst GOtt ein Ewges Nun/ was fället dann darein/Daß Er nicht schon in mir kan alls in allem seyn? 134. Unvoll-
Joh: Angeli erſtes Buch 126. Begehrn erwartt gewehrn. Menſch wann du noch nach GOtt begihr haſt und ver-langen/ So biſtu noch vom Jhm nicht gantz und gar umfangen. 127 Es gilt GOtt alles gleich. Gott hat nicht Unterſcheid/ es iſt Jhm alles ein:Er machet ſich ſo viel der Flieg’ als dir gemein. 128 Alles liegt an der Empfaͤnglichkeit. Vermoͤcht’ ich GOtts ſo viel als Chriſtus zu empfange/Er lieſſe mich darzu im Augenblik gelangen. 129 Das boͤß’ entſteht auß dir. Gott iſt ja nichts als gut: Verdamnuͤß/ Tod/ und Pein/Und was man boͤſe nennt/ muß Menſch in dir nur ſeyn. 130 Die bloßheit ruht in Gott. Wie ſeelig ruht der Geiſt in deß Geliebten ſchoß!Der Gotts/ und aller ding’/ und ſeiner ſelbſt ſteht bloß. 131 Das Paradeyß in Pein. Menſch biſtu Gott getreu/ und meineſt Jhn allein:So wird die groͤſte Noth ein Paradeiß dir ſeyn. 132 Bewehret muß man ſeyn. Menſch in das Paradeyß komt man nicht unbewehrt/Wiltu hinein/ du muſt durch Feuer und durch Schwerdt. 133 Gott iſt ein Ewges Nun. Jſt GOtt ein Ewges Nun/ was faͤllet dann darein/Daß Er nicht ſchon in mir kan alls in allem ſeyn? 134. Unvoll-
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Joh: Angeli erſtes Buch
126. Begehrn erwartt gewehrn.
Menſch wann du noch nach GOtt begihr haſt und ver-
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So biſtu noch vom Jhm nicht gantz und gar umfangen.
127 Es gilt GOtt alles gleich.
Gott hat nicht Unterſcheid/ es iſt Jhm alles ein:
Er machet ſich ſo viel der Flieg’ als dir gemein.
128 Alles liegt an der Empfaͤnglichkeit.
Vermoͤcht’ ich GOtts ſo viel als Chriſtus zu empfange/
Er lieſſe mich darzu im Augenblik gelangen.
129 Das boͤß’ entſteht auß dir.
Gott iſt ja nichts als gut: Verdamnuͤß/ Tod/ und Pein/
Und was man boͤſe nennt/ muß Menſch in dir nur ſeyn.
130 Die bloßheit ruht in Gott.
Wie ſeelig ruht der Geiſt in deß Geliebten ſchoß!
Der Gotts/ und aller ding’/ und ſeiner ſelbſt ſteht bloß.
131 Das Paradeyß in Pein.
Menſch biſtu Gott getreu/ und meineſt Jhn allein:
So wird die groͤſte Noth ein Paradeiß dir ſeyn.
132 Bewehret muß man ſeyn.
Menſch in das Paradeyß komt man nicht unbewehrt/
Wiltu hinein/ du muſt durch Feuer und durch Schwerdt.
133 Gott iſt ein Ewges Nun.
Jſt GOtt ein Ewges Nun/ was faͤllet dann darein/
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/44>, abgerufen am 16.07.2024. |