Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli erstes Buch 222. Die Hoffnung. Die Hoffnung ist ein Seil: köm'ein Verdambter hoffen:GOtt züg jhn auß dem Pful in dem er ist ersoffen. 223. Die Zuversicht. Die Zuversicht istgut/ und das Vertrauen fein:Doch/ bistu nicht gerecht/ so bringt es dich in Pein. 224. Was GOtt mir/ bin ich Jhm. GOtt ist mir GOtt und Mensch: ich bin Jhm Menschund GOtt. Jch lösche seinen Durst/ und er hilfft mir auß Noth. 225. Der Anti-Christ. Was gaffstu vil mein Mensch? der Anti-Christ undsThier (Jm Fall du nicht in GOtt) sind alle zwey in dir. 226. Die Babel. Du bist die Babel selbst: gehst du nicht auß dir auß/So bleibstu ewiglich deß Teuffels Polter-Hauß. 227. Die Rachgiehr. Die Rachgiehr ist ein Rad das nimmer stille steht:Je mehr es aber laufft/ je mehr es sich vergeht. 228. Die Abscheuligkeit der Boßheit. Mensch soltestu in dir das Ungeziefer schauen/Es würde dir für dir als für dem Teufel grauen. 229. Der Zorn. Der Zorn ist höllisch Feur/ wann er in dir entbrennt/So wird dem heilgen Geist sein Ruhbettlein geschändt. 230. Die
Joh: Angeli erſtes Buch 222. Die Hoffnung. Die Hoffnung iſt ein Seil: koͤm’ein Verdambter hoffen:GOtt zuͤg jhn auß dem Pful in dem er iſt erſoffen. 223. Die Zuverſicht. Die Zuverſicht iſtgut/ und das Vertrauen fein:Doch/ biſtu nicht gerecht/ ſo bringt es dich in Pein. 224. Was GOtt mir/ bin ich Jhm. GOtt iſt mir GOtt und Menſch: ich bin Jhm Menſchund GOtt. Jch loͤſche ſeinen Durſt/ und er hilfft mir auß Noth. 225. Der Anti-Chriſt. Was gaffſtu vil mein Menſch? der Anti-Chriſt undsThier (Jm Fall du nicht in GOtt) ſind alle zwey in dir. 226. Die Babel. Du biſt die Babel ſelbſt: gehſt du nicht auß dir auß/So bleibſtu ewiglich deß Teuffels Polter-Hauß. 227. Die Rachgiehr. Die Rachgiehr iſt ein Rad das nimmer ſtille ſteht:Je mehr es aber laufft/ je mehr es ſich vergeht. 228. Die Abſcheuligkeit der Boßheit. Menſch ſolteſtu in dir das Ungeziefer ſchauen/Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen. 229. Der Zorn. Der Zorn iſt hoͤlliſch Feur/ wann er in dir entbrennt/So wird dem heilgen Geiſt ſein Ruhbettlein geſchaͤndt. 230. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0056" n="50"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh: Angeli erſtes Buch</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head>222. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Hoffnung.</hi></hi></head><lb/> <l>Die Hoffnung iſt ein Seil: koͤm’ein Verdambter hoffen:</l><lb/> <l>GOtt zuͤg jhn auß dem Pful in dem er iſt erſoffen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>223. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Zuverſicht.</hi></hi></head><lb/> <l>Die Zuverſicht iſtgut/ und das Vertrauen fein:</l><lb/> <l>Doch/ biſtu nicht gerecht/ ſo bringt es dich in Pein.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>224. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was GOtt mir/ bin ich Jhm.</hi></hi></head><lb/> <l>GOtt iſt mir GOtt und Menſch: ich bin Jhm Menſch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und GOtt.</hi> </l><lb/> <l>Jch loͤſche ſeinen Durſt/ und er hilfft mir auß Noth.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>225. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Anti-Chriſt.</hi></hi></head><lb/> <l>Was gaffſtu vil mein Menſch? der Anti-Chriſt unds</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Thier</hi> </l><lb/> <l>(Jm Fall du nicht in GOtt) ſind alle zwey in dir.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>226. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Babel.</hi></hi></head><lb/> <l>Du biſt die Babel ſelbſt: gehſt du nicht auß dir auß/</l><lb/> <l>So bleibſtu ewiglich deß Teuffels Polter-Hauß.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>227. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Rachgiehr.</hi></hi></head><lb/> <l>Die Rachgiehr iſt ein Rad das nimmer ſtille ſteht:</l><lb/> <l>Je mehr es aber laufft/ je mehr es ſich vergeht.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>228. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Abſcheuligkeit der Boßheit.</hi></hi></head><lb/> <l>Menſch ſolteſtu in dir das Ungeziefer ſchauen/</l><lb/> <l>Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>229. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Zorn.</hi></hi></head><lb/> <l>Der Zorn iſt hoͤlliſch Feur/ wann er in dir entbrennt/</l><lb/> <l>So wird dem heilgen Geiſt ſein Ruhbettlein geſchaͤndt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">230. <hi rendition="#fr">Die</hi></fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [50/0056]
Joh: Angeli erſtes Buch
222. Die Hoffnung.
Die Hoffnung iſt ein Seil: koͤm’ein Verdambter hoffen:
GOtt zuͤg jhn auß dem Pful in dem er iſt erſoffen.
223. Die Zuverſicht.
Die Zuverſicht iſtgut/ und das Vertrauen fein:
Doch/ biſtu nicht gerecht/ ſo bringt es dich in Pein.
224. Was GOtt mir/ bin ich Jhm.
GOtt iſt mir GOtt und Menſch: ich bin Jhm Menſch
und GOtt.
Jch loͤſche ſeinen Durſt/ und er hilfft mir auß Noth.
225. Der Anti-Chriſt.
Was gaffſtu vil mein Menſch? der Anti-Chriſt unds
Thier
(Jm Fall du nicht in GOtt) ſind alle zwey in dir.
226. Die Babel.
Du biſt die Babel ſelbſt: gehſt du nicht auß dir auß/
So bleibſtu ewiglich deß Teuffels Polter-Hauß.
227. Die Rachgiehr.
Die Rachgiehr iſt ein Rad das nimmer ſtille ſteht:
Je mehr es aber laufft/ je mehr es ſich vergeht.
228. Die Abſcheuligkeit der Boßheit.
Menſch ſolteſtu in dir das Ungeziefer ſchauen/
Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen.
229. Der Zorn.
Der Zorn iſt hoͤlliſch Feur/ wann er in dir entbrennt/
So wird dem heilgen Geiſt ſein Ruhbettlein geſchaͤndt.
230. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/56 |
Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/56>, abgerufen am 16.07.2024. |