Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli erstes Buch 254. Die Kindheit und GOttheit. Weil sich die GOttheit hat in Kindheit mir erzeigt/Bin ich der Kindheit und der Gottheit gleich geneigt. 255. Kind und GOtt. Kind oder GOtt gilt gleich: hastu mich Kind genennt/So hastu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt. 256. Die widergiltliche Kind- und Jch bin GOtts Kind und Sohn/ Er wider ist meinVatterschafft. Kind: Wie gehet es doch zu daß beide beides sind! 257. Die Dreyeinigkeit in der Natur. Daß GOtt Dreyeinig ist/ zeigt dir ein jedes Kraut/Da Schwefel/ Saltz/ Mercur/ in einem wird geschaut. 258. Das Tingiren. Betrachte das Tingirn/ so sihstu schön und frey/Wie dein' Erlösung/ und wie die Vergöttung sey. 259. Die GOttheit und Menschheit. Die Ewge GOttheit ist der Menschheit so verpflicht!Daß Jhr auch ohne sie Hertz/ Muth und Sinn gebricht. 260. Heut ist der Tag des Heyls. Braut auf der Bräutgam komt! Man geht nicht mitjhm ein/ Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet seyn. 261. Die
Joh: Angeli erſtes Buch 254. Die Kindheit und GOttheit. Weil ſich die GOttheit hat in Kindheit mir erzeigt/Bin ich der Kindheit und der Gottheit gleich geneigt. 255. Kind und GOtt. Kind oder GOtt gilt gleich: haſtu mich Kind genennt/So haſtu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt. 256. Die widergiltliche Kind- und Jch bin GOtts Kind und Sohn/ Er wider iſt meinVatterſchafft. Kind: Wie gehet es doch zu daß beide beides ſind! 257. Die Dreyeinigkeit in der Natur. Daß GOtt Dreyeinig iſt/ zeigt dir ein jedes Kraut/Da Schwefel/ Saltz/ Mercur/ in einem wird geſchaut. 258. Das Tingiren. Betrachte das Tingirn/ ſo ſihſtu ſchoͤn und frey/Wie dein’ Erloͤſung/ und wie die Vergoͤttung ſey. 259. Die GOttheit und Menſchheit. Die Ewge GOttheit iſt der Menſchheit ſo verpflicht!Daß Jhr auch ohne ſie Hertz/ Muth und Sinn gebricht. 260. Heut iſt der Tag des Heyls. Braut auf der Braͤutgam komt! Man geht nicht mitjhm ein/ Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet ſeyn. 261. Die
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Joh: Angeli erſtes Buch
254. Die Kindheit und GOttheit.
Weil ſich die GOttheit hat in Kindheit mir erzeigt/
Bin ich der Kindheit und der Gottheit gleich geneigt.
255. Kind und GOtt.
Kind oder GOtt gilt gleich: haſtu mich Kind genennt/
So haſtu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt.
256. Die widergiltliche Kind- und
Vatterſchafft.
Jch bin GOtts Kind und Sohn/ Er wider iſt mein
Kind:
Wie gehet es doch zu daß beide beides ſind!
257. Die Dreyeinigkeit in der Natur.
Daß GOtt Dreyeinig iſt/ zeigt dir ein jedes Kraut/
Da Schwefel/ Saltz/ Mercur/ in einem wird geſchaut.
258. Das Tingiren.
Betrachte das Tingirn/ ſo ſihſtu ſchoͤn und frey/
Wie dein’ Erloͤſung/ und wie die Vergoͤttung ſey.
259. Die GOttheit und Menſchheit.
Die Ewge GOttheit iſt der Menſchheit ſo verpflicht!
Daß Jhr auch ohne ſie Hertz/ Muth und Sinn gebricht.
260. Heut iſt der Tag des Heyls.
Braut auf der Braͤutgam komt! Man geht nicht mit
jhm ein/
Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet ſeyn.
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/60>, abgerufen am 17.07.2024. |